Samstag8. November 2025

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Zweimal 20 Minuten für das Kind

Zweimal 20 Minuten für das Kind

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BARTRINGEN - Am Freitag wurden einer senegalesischen Familie zwei Kinder weggenommen, darunter ein Kleinkind. Die Mutter darf das Kind nur zweimal am Tag während 20 Minuten sehen.

„Ich kann nachts nicht mehr schlafen und mein Herz schlägt die ganze Zeit wie verrückt“, so die verzweifelte Mutter am Montag. Auch der Vater ist niedergeschlagen. Das Paar weiß einfach nicht mehr weiter.
Der eigentliche Grund, wieso die Kinder ihren Eltern weggenommen wurden, war eine vermeintliche Ausweisung, die in der Wohnung der senegalesischen Familie stattfinden sollte. Aufgrund dieser Ausweisung würden sich die Kinder in Gefahr befinden, lautete die Argumentation.

Jedoch ging es bei der Ausweisung überhaupt nicht um das Paar aus Afrika, so dass das Wohl der Kinder zu keinem Zeitpunkt gefährdet war.
Dass die beiden Kinder (vier Jahre und 14 Monate alt) nun doch in zwei verschiedenen Heimen untergebracht wurden, wirft die Frage auf, mit welchen Argumenten das Jugendgericht sein Urteil begründet.

Praktisch keine Besuchserlaubnis

Zudem ist es den Eltern zum jetzigen Zeitpunkt quasi unmöglich, ihre beiden Kinder zu besuchen.
Lediglich die Mutter darf morgens und abends jeweils 20 Minuten (!) zu ihrem kleinen Jungen, und das nur, weil er nach muslimischer Tradition noch gestillt wird. Zudem sagte die Mutter, dass die ganze Situation auch dem Kleinen sehr zu schaffen mache. Der Vater konnte seinem Sohn nur am Samstag einen kurzen Besuch abstatten, am Sonntag blieb ihm der Zugang zum Heim verwehrt.

Zu ihrem vierjährigen Mädchen hätten sie seit Freitag keinen Kontakt, so die verzweifelten Eltern. Dabei stand nie zur Diskussion, dass die Eltern ihre Kinder schlecht behandeln würden, was wiederum die Frage aufwirft, wieso ihr Besuchsrecht ebenso streng reglementiert ist wie das von Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen.
Als die Polizei am Freitag in die Schule kam, um das vierjährige Kind der Familie mitzunehmen, war die Klasse gerade beim Schwimmunterricht. „Diese Aktion ging auch dem Lehrpersonal sehr nah“, sagte der Bartringer Bürgermeister Frank Colabianchi. Dem Bürgermeister zufolge flossen reichlich Tränen, schließlich sei es ja auch eine sehr tragische Situation. Zu dem Fall an sich konnte Colabianchi nicht viel erzählen, da er bis jetzt keinen genauen Einblick in das Dossier hatte.

Er weiß, dass sich die Familie in einer schwierigen Lage befindet, jedoch weiß er nicht genau, aus welchem Anlass man ihnen die Kinder weggenommen hat. Das Sozialbüro Mamer, das auch für die Gemeinde Bartringen zuständig ist, nahm keine Stellung zu dem Fall und verwies lediglich auf sein Berufsgeheimnis.

Hilfsangebote aus der Bevölkerung

Das Schlimmste für die Eltern ist, dass sie nicht wissen, wie die Situation sich weiterentwickeln wird. Der Mutter ist die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Sie ist übermüdet, entkräftet und krank vor Sorge um ihre Kinder. Sie hat Angst, dass ihre beiden Sprösslinge die Umstellungen nicht verkraften. Auch der Vater wirkt verzweifelt. Er und seine Frau hoffen, dass das Gericht sich bald neu entscheidet und sie ihre beiden Kinder schnellstmöglich wieder in die Arme schließen können.

Mittlerweile haben sich einige Personen bereit erklärt um dem senegalesischen Paar zu helfen. Sogar beim Bürgermeister von Bartringen ging eine Anfrage der „Initiativ Liewensufank“ ein, wie sie der Familie zur Seite stehen könne.
Denn auch wenn das Paar in schwierigen Verhältnissen lebt, könnte man versuchen, der gesamten Familie zu helfen, anstatt ihr die Kinder zu entreißen. Die Hilfsangebote, über die sich die Eltern sehr freuten, verleihen diesem traurigen Fall wenigstens einen kleinen positiven Aspekt. Auch das ist Luxemburg.