Wo pure Willkür herrscht

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Vor allem ältere Menschen sind des Öfteren auf sie angewiesen: Ambulanz-Taxis. 99 Unternehmen sind bei der Gesundheitskasse (CNS) für diese Dienstleistung zugelassen.

Von Esch, Robert-Schuman-Straße, nach Esch, CHEM, und zurück für 99 Euro. Wer auf ein Ambulanz-Taxi angewiesen ist, der sollte sich vorher genau über die Tarife informieren.

Doch das ist nicht so leicht. 99 Unternehmen sind bei der CNS zugelassen. Eine einheitliche Tarifpolitik gibt es indes nicht. Die Unternehmen können ihren Kunden berechnen, was sie wollen.

Manche langen so richtig hin! 125 Euro etwa für die Fahrt vom Ettelbrücker „Hôpital Saint-Louis“ bis nach … Ettelbrück zur Wohnung des Patienten: 73 Euro als Pauschalbetrag bis zu 30 Kilometer, 27 Euro für die „Prise en charge“ und ein Aufschlag von 25 Euro für die Sauerstoffmaske. Im November vergangenen Jahres hat die „Patiente-Vertriedung“ alle Taxiunternehmen, die über eine Zulassung für Ambulanz-Taxis verfügen, angeschrieben. Man wollte Genaueres zur Preisgestaltung von ihnen erfahren. Bis Mitte Februar hatten jedoch nur acht Unternehmen (!) darauf geantwortet. Die Tarife schwankten hier bei 0,80 Euro bis 3,30 Euro je Kilometer.

Die Organisation hat wegen der obskuren Preispraxis der Ambulanz-Taxis auch bereits das Ministerium für Nachhaltige Entwicklung, das Wirtschaftsministerium, das Innenministerium und die nationale Gesundheitskasse angeschrieben. Die einzige Antwort kam vom Ministerium für Nachhaltige Entwicklung.

Und keiner ist zuständig

Und von dort verlautete lediglich lapidar, dass man nicht dafür zuständig sei. „Eigentlich seltsam“, so Georges Clees, Pressesprecher der „Patiente-Vertriedung“, „denn für den Taxibereich ist das Ministerium zuständig, für die Ambulanz-Taxis dann wieder nicht.“ Er habe auch mit einem Vertreter der CNS über Telefon gesprochen. Diese führt eine Liste der zugelassenen Taxiunternehmen. „Um die Zulassung zu erhalten, reicht es, dass die Unternehmen der CNS die graue Karte des betreffenden Fahrzeugs vorlegen und eine Kontonummer angeben.“

„Es gibt“, fügt Marie-Anne Kaiffer, die bei der Organisation für die Mitgliederberatung zuständig ist, hinzu, „in Luxemburg keinerlei Standards, was die Ambulanz-Taxis angeht.“

In Frankreich beispielsweise gibt es eine solche, die die sogenannten VSL („Véhicules sanitaires légers“) betreffen. Dort ist genau geregelt, wie ein Ambulanz-Taxi ausgestattet sein muss. „Hier in Luxemburg hingegen ist alles etwas verschwommen.“ Und Georges Clees fügt hinzu: „Es gibt nicht einmal eine Regelung betreffend die Länge der Pritsche, die sich in einem Ambulanz-Taxi befinden muss.“

Einmal abgesehen von den fehlenden Standards und der undurchsichtigen Preispolitik kommen bei der „Patiente-Vertriedung“ auch nicht wenige Klagen betreffend die Sauberkeit in den Ambulanz-Taxis an. Obwohl häufig eine spezielle Reinigungstaxe berechnet wird. „Uns berichten Patienten etwa“, so Marie-Anne Kaiffer, „dass sie zwar 30 Euro für die Desinfizierung des Fahrzeugs bezahlen mussten, im Inneren Kaugummi auf dem Boden klebte und überall Papierabfall rumlag.“

Vieles liegt demnach im Argen, was die Ambulanz-Taxis angeht. Vor allem, aber nicht nur, was die Tarife angeht …