Zu Besuch im Müllerthal: „Wir haben alles verloren“

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In der Nacht zum 1. Juni wurde vor allem das Müllerthal von heftigen Unwettern heimgesucht. Vieles wurde verwüstet. Heute, fünf Wochen danach, sind die Schäden noch immer sichtbar.

Das Hotel „Le Cigalon“ wurde besonders heftig getroffen. „Wir haben alles verloren. 36 Jahre Arbeit wurden binnen 30 Minuten komplett zerstört“, erklärt Philippe Stoque, der Betreiber des Hotels. Seine Ehefrau Rita gibt an, dass bis vor einer Woche freiwillige Helfer vor Ort waren, um das Erdgeschoss und den Keller zu säubern. „Nicht ein-, sondern gleich zweimal wurden wir von den Unwettern getroffen. Das erste Mal in der Nacht zum 1. Juni.“ Als beide dachten, das Gröbste überstanden zu haben und eine Woche lang mit den Aufräumarbeiten beschäftigt waren, kam es zur erneuten Katastrophe. „Als wir am Abend des 9. Juni eine kleine Feier organisierten, traf ein weiteres Unwetter unser Hotel. Wieder waren Keller und Erdgeschoss voller Schlamm und wir mussten von vorne anfangen“, erzählt Rita Kunnert-Stoque.

Wann das Hotel seine Türen wieder öffnen kann, ist noch unklar. Seit Tagen laufen Heizgeräte, um die Feuchtigkeit aus den Mauern zu bekommen. Vor dem Hotel steht ein großes Schild mit der Aufschrift „Fermé“. „Und trotzdem haben wir regelmäßig Touristen, die bei uns vorbeischauen und fragen, ob sie das WC benutzen können. Die Toiletten wurden aber alle durch den Schlamm und die Wassermassen zerstört“, erläutert Rita.

Freiwillige Helfer

Die diesjährige Saison ist allerdings gelaufen. Die Betreiber des Hotels hoffen dennoch, bald ihre Türen wieder öffnen zu können. „Es hängt nun davon ab, wie schnell wir entschädigt werden und ob wir das nötige Geld zusammenbekommen, um das Hotel wieder fit zu machen“, erklärt Philippe. Sämtliche Arbeiten wurden nicht von einer Firma getätigt, sondern von freiwilligen Helfern. „Tausend Dank an alle Leute, die uns geholfen haben“, fügt seine Ehefrau Rita an.

Das Hotel „Le Cigalon“ ist seit einiger Zeit Mitglied bei Regiotels, einem Dachverband, der Luxemburger Hotels vertritt. Regiotels hat auch ein Spendenkonto für den Wiederaufbau des „Cigalon“ eingerichtet und sich um die Umbuchungen der diesjährigen Saison gekümmert. „Alle unsere Unterlagen sind voller Schlamm und durchnässt. Ich kann nicht mal sagen, wie viele Gäste diese Saison ein Zimmer gebucht haben“, erklärt Rita Kunnert-Stoque sichtlich enttäuscht.

Wanderwege und Touristen

Im Juni zählte das „Touristcenter Heringer Millen“ insgesamt 460 Touristen. In den Jahren zuvor waren es mehr als 1.300. „Die meisten Touristen sind sehr wohl auf dem Laufenden, was sich vor rund einem Monat hier abgespielt hat“, heißt es. Obwohl rund ein Viertel der Wanderwege zurzeit noch nicht zugänglich ist, können die „Highlights“, wie beispielsweise der Schießentümpel, besichtigt werden.

 

 

Campingplätze geschlossen

Die zwei Campingplätze im Müllerthal sind zurzeit geschlossen. „Überall liegen noch Scherben herum, hier muss noch alles komplett gereinigt werden, bevor wir wieder Gäste empfangen können“, erklärt Stefan Spaus, der Betreiber des Campingplatzes „Cascades“. Eine Entschädigung vom Ministerium oder von der Versicherung habe er noch nicht erhalten. Vor fünf Wochen wurden hier zwölf Wohnwagen weggespült. Ein Datum, wann der Campingplatz wieder öffnen wird, konnte Spaus uns nicht nennen.

Entschädigungen

Laut dem Wirtschaftsministerium wurden 33 Entschädigungsanträge eingereicht. Die genaue Gesamtschadenssumme steht derzeit aber noch nicht fest. Kurz nach der Katastrophe hatte die Regierung entschieden, 30 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Diese Summe ist sowohl für die Entschädigungen der Privatleute als auch für die in Mitleidenschaft gezogenen Straßen und Wanderwege gedacht.

Hotel-Betreiber Philippe Stoque erklärt, bereits einen Teil vom Staat und von den Versicherungen erhalten zu haben. „Die einzelnen Gutachter, die bisher bei uns waren, haben den Schaden auf 1,4 Millionen Euro geschätzt. Zurzeit warten wir noch immer auf Kostenvoranschläge einzelner Firmen. Ich gehe allerdings davon aus, dass der finanzielle Schaden deutlich höher ausfällt“, sagt Philippe Stoque.

roger wohlfart
6. Juli 2018 - 23.32

Do hutt Dir recht , Jang, fir d'Kultur z.B ass ëmmer genuch Geld do!

Jang
6. Juli 2018 - 19.32

Daat ass ganz ganz schlëmm. Do mist den Staat eng méi efficace Hëllef leeschten. Anerwerts gëtt nëtt simperlech mat den Steiergelder emgang.