Montag17. November 2025

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Wiltz klagt gegen „Störmeiler“ in Belgien

Wiltz klagt gegen „Störmeiler“ in Belgien
(dpa/Oliver Berg)

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Das Atomkraftwerk im belgischen Tihange macht immer wieder Negativ-Schlagzeilen. Jetzt schließt sich die Gemeinde Wiltz einer Klage der Städteregion Aachen an.

Für den Wiltzer LSAP-Bürgermeister Frank Arndt ist die Sache klar. „Das ist eine solidarische Aktion“, sagt er und bestätigt die Einreichung der Klage auf Nachfrage von Tageblatt.lu. Ihm sei wohl bewusst, dass man sich nicht in die inneren Angelegenheiten Belgiens einmischen könne, aber: „In dieser Sache wird mit unserem Leben gespielt“.

Tihange
Das Kernkraftwerk Tihange liegt rund 25 Kilometer südwestlich von Lüttich und etwa 70 Kilometer südwestlich von Aachen. Es besteht aus drei Blöcken mit Druckwasserreaktoren.

Tihange 1 wurde 1975 in Betrieb genommen, Tihange 2 im Jahr 1982, 1985 folgte Tihange 3. Alle drei Reaktoren haben eine Bruttoleistung von rund 1.000 MW.

Das zwar nur bei Ostwind so. Dann treibt eine mögliche Wolke von Tihange auch auf das rund 100 Kilometer entfernt liegende Wiltz zu. Die deutsche Städteregion Aachen, die viel näher an Tihange liegt, hatte zuerst geklagt. Die holländische Stadt Maastricht hatte sich dem Vorgehen angeschlossen. Das Atomkraftwerk liegt an der Maas, die durch die Stadt fliesst.

Akt der Solidarität

Die Bedenken sind nicht neu und reihen sich in die Bedenken im Osten des Landes ein, wo Cattenom in Sichtweite liegt. Es mögen die Erfahrungen im Umgang mit dem französischen Problem gewesen sein, die Arndt und seine Schöffen zu diesem Schritt veranlasst haben. „Wir haben in der Chambre immer wieder über Cattenom geredet“, sagt der Député-Maire, „das ist praktisch dasselbe wie mit Tihange“. Und Wind hin oder her, Westwinde überwiegen zwar, das Gefahrenpotenzial bleibt.

Wiltz steht dabei stellvertretend für die Nordgemeinden des Landes. Ulflingen hatte auch signalisiert, mitmachen zu wollen. „Warum das jetzt nicht geklappt hat, weiß ich auch nicht“, sagt Arndt, der nicht müde wird, den Symbolcharakter der Aktion zu betonen. Deswegen klagt die Gemeinde sowohl als „personne morale“ als auch als „personne physique“ in Person des Bürgermeisters persönlich für die Abschaltung des maroden Meilers. „Abschalten. Total“, ist Arndts knappe Version.

Immer wieder Mängel festgestellt

Anwälte in Düsseldorf und Brüssel sind mit der Sache betraut. Das von Electrabel betriebene Atomkraftwerk machte immer wieder Schlagzeilen wegen Störfällen. Tihange 3 schaltete sich 2015 zuletzt bei Wartungsarbeiten automatisch ab. Wie der SWR berichtet, schneidet das Atomkraftwerk auch wegen fehlenden Hochwasserschutzes im EU-Vergleich schlecht ab. Tihange 1 soll bis 2025 laufen. Bei Tihange 2 wurden 2012 Risse im Mantel festgestellt, 2013 wurde er wieder angefahren, wird wegen Mängeln aber ständig aus- und eingeschaltet.