Welcome to City Outlet Echternach

Welcome to City Outlet Echternach
(Tageblatt-Archiv/ Fabrizio Pizzolante)

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In der Echternacher Geschäftswelt tut sich was. Positives und Negatives. Zahlreiche neue Geschäfte öffnen im erweiterten Bau- und Geschäftszentrum Nonnemillen. Derweil jedoch stehen immer mehr Geschäfte im historischen Zentrum leer.

Der Vorstand des Geschäftsverbandes hat am Donnerstag demissioniert. Doch die Stadt ist dabei zu reagieren. Die Idee: ein „City Outlet Center“ im historischen Kern einrichten. Möglich wäre es. Wir unterhielten uns mit dem LSAP-Schöffen der Abteistadt, Ben Scheuer.

Ben Scheuer

Tageblatt: Das neue Geschäftszentrum Nonnemillen am Ortsausgang Richtung Luxemburg ist dabei sich einzurichten Einige Geschäfte sind bereits geöffnet. Und schon fragen sich viele Menschen, welche Auswirkungen das auf den Stadtkern haben wird, in dem bereits jetzt viele Geschäfte leer stehen. Wie beurteilen Sie die Lage?

Ben Scheuer: „Von einer solchen Entwicklung ist ja nicht nur Echternach betroffen. Es hat auch etwas mit dem gesamten Umfeld zu tun. Echternach war immer ein attraktives Touristenstädtchen, das viele Leute anzog. Doch der Tourismus im Müllerthal ist leider immer noch rückläufig, auch wenn der seit 2005 andauernde Trend jetzt gebremst werden konnte. Die Folgen sind immer weniger Hotels, weil sich keine Nachfolger oder Übernehmer finden, was auch für manche Geschäfte gilt; andere Geschäfte, die es immer schwerer haben. Auch wenn wir in Echternach noch immer exzellente Betriebe haben, die es schaffen, das Image der Stadt zu halten. Dennoch müssen uns etwas einfallen lassen und neue Wege gehen.“

Seit einiger Zeit macht jetzt die Idee eines Outlet Center für Echternach die Runde. Es soll sogar bereits eine ernsthafte Studie zum Thema geben, vom Schöffenrat in Auftrag gegeben.

„Die gibt es in der Tat. Dennoch sollte man vorsichtig bleien. Die Idee eines Outlet Center steckt noch in den Kinderschuhen. Wie gesagt, wir haben ausgezeichnete Geschäfte in Echternach. Doch leider nimmt auch der Leerstand immer mehr zu.“

Sie sagen, die Stadt verfügt über gute Geschäfte. Besteht dann nicht die Gefahr, dass eine Art Outlet Center eben für diese Geschäfte eine schwierige Konkurrenzsituation schaffen wird?

„Wenn wir ein Outlet-Projekt ernsthaft angehen, macht es nur Sinn, wenn wir sowohl die bestehenden als auch eventuelle künftige Geschäfte in ein Gesamtkonzept einbinden. Die Frage ist doch, wie es weitergehen soll, wenn es nicht gelingt, den Trend zu brechen und im Stadtkern in einigen Jahren außer der Springprozession vielleicht nichts mehr laufen sollte. Das würde den bestehenden Geschäften auch nichts bringen. Wenn es jedoch gelingen sollte, wesentlich mehr Menschen – und ich meine wesentlich viel mehr Menschen – jährlich in den Stadtkern hinein zu kriegen, dann hätten sicher alle etwas davon.“

Woher sollen denn die vielen Menschen kommen? Und wo käme das Outlet Center hin?

„Das Konzept, über das wir nachdenken, ist das eines City Outlet Center. Im Gegensatz zu den Factory Outlet Center sind hierbei nicht alle Geschäfte innerhalb eines großen Gebäudekomplexes oder Areals untergebracht. Beim City Outlet kann es auch einen zentralen Kern geben. Vor allen Dingen jedoch werden bestehende, leerstehende Geschäfte mit eingebunden. Und leerstehende oder Geschäfte, die in absehbarer Zeit leer stehen werden haben wir viele. Zu viele, leider.“

Reicht denn die leerstehende Fläche für ein solches Outlet aus? Da müssen doch noch andere Voraussetzungen gegeben sein. Große Marken betreiben knallhartes Kalkül. Die kommen doch nicht nur der netten Echternacher wegen.

„Das stimmt sicherlich. Doch Echternach hat eine ganze Menge Vorteile. Aber zur ersten Frage. Laut Studie würden wir für unser Konzept rund 8.500 Quadratmeter Ladenfläche benötigen. Berechnungen haben ergeben, dass wir im Stadtkern zurzeit rund 5.500 Quadratmeter leerstehende Verkaufsfläche haben, was die Notwendigkeit, etwas zu tun, unterstreicht. Wir benötigen demnach noch 3.000 Quadratmerer weitere Fläche. Diese wollen wir zum größten Teil in unmittelbarer Bahnhofsnähe schaffen. Gedacht ist an ein Parkhaus mit Läden im Erdgeschoss. Eine weitere Möglichkeit, Fläche zu schaffen, ist die Nutzung des Areals der alten ‚Knäppfabrik‘ in der Maximilianstraße.“

Haben Sie nicht etwas vergessen? Wie steht es denn um die „Petite Marquise“? Wie es auf der Sitzung des Geschäftsverbandes von Bürgermeisterseite geheißen haben soll, hat die Gemeinde zu Beginn dieser Woche mit den Besitzern der Marquise einen „Compromis“ unterzeichnet (Link). Ist diese bereits mit in das Konzept einbezogen? Und wieviel soll sie kosten?

„Über den Kostenpunkt kann ich nichts sagen. Zuerst einmal muss der Gemeinderat hierüber befinden. Direkt eingebunden in das Konzept ist die ‚Marquise‘ laut Studie jedoch nicht. Doch egal wie, wir müssen in Sachen ‚Marquise‘ aktiv werden. Es geht nicht an, dass das immer mehr zerfallende Gebäude zu einem immer größer werden Schandfleck am Markt im historischen Zentrum der ältesten Stadt des Landes wird.“

Welches sind denn die anderen Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen?

„Das Einzugsgebiet muss mindestens 1,2 Millionen Menschen ausmachen. Die Bedingung erfüllen wir laut Studie. Die nächsten Outlet Center müssen weit genug entfernt sein. Auch das erfüllen wir. Als große Konkurrenten werden vor allen Dingen das Outlet Center in Bad Münstereifel, die Stadt Trier und die Hauptstadt Luxemburg eingestuft und natürlich die Outlet Center in Messancy und Talange.“

Bleibt die Frage, warum große Markennamen Interesse an Echternach haben sollten. Es gibt sicher bessere Standorte.

„Ganz sicher. Doch es hat etwas mit Flächenaufteilung in der Großregion zu tun. Und dort hat Echternach Vorteile. Die Studie sagt, es ist machbar, aber es wird kein ‚Selbstläufer‘. Das Umsatzziel liegt bei 34,4 Millionen Euro im Jahr. Auch wenn der Tourismus sich erst langsam erholt, so verfügen wir über Tourismus. Die Kaufkraft im Einzugsgebiet stimmt ebenfalls. Und vor allen Dingen haben die Kunden ihre Einkaufsgewohnheiten geändert. Einkaufen wird hier oft mit Ausflügen kombiniert, mit Besichtigungen, wie in Echternach möglich, mit einem guten Essen nach dem Einkauf. All das bietet Echternach bereits jetzt. Es fehlt das Zugpferd. Große Markennamen würden das vorhandene Potential aufwerten. Was allen nützen würde. Und zwar auch an Sonntagen.“

Das ganze Interview finden Sie in unserer Printausgabe vom 26. November (Print und Epaper).