Walsteaks für Touristen

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Walfangnationen drängen immer wieder auf neue Jagd-Genehmigungen. Jetzt will Dänemark bei der Tagung der Internationalen Walfangkommission eine Erhöhung der Abschussquoten beantragen. Die Ureinwohner Grönlands benötigten das Fleisch zum Überleben.

Bei der 64. Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) geht der Streit um Fangquoten und Fanggebiete von Walen ab Montag in eine neue Runde. Walschützer und Waljäger werden sich dabei in Panama-Stadt auch um den Walfang der Eingeborenen streiten. Dänemark will eine höhere Quote, angeblich um die Lebensgrundlage der Eingeborenen in seinem autonomen Außengebiet Grönland zu sichern. Die Länder Südamerikas wollen im Südatlantik dagegen ein riesiges Schutzgebiet für die großen Meeressäuger einrichten. Die Region vor den Küsten Brasiliens und Argentiniens soll vor allem der Beobachtung der Wale vorbehalten sein.

In Grönland werden sogar den Touristen Walfleischhäppchen angeboten. Das Fleisch wird in Supermärkten verkauft und steht als Steak oder Burger in Restaurants auf der Speisekarte.

Quecksilber im Fleisch

Verschwiegen werde dabei, dass das Walfleisch zum Teil stark kontaminiert sei, berichtet die Meeresschutzorganisation OceanCare. Die Grenzwerte für Quecksilber oder DDT würden um das bis zu 5000-fache überschritten. In Grönland, in Alaska und auf den Färöer Inseln litten Volksgruppen, die regelmäßig Walfleisch zu sich nähmen, an Krankheiten wie Gedächtnisstörungen und Immunschwäche.

„Die Befunde sind eindeutig“, sagt die Präsidentin der Walschutz-Organisation OceanCare, Sigrid Lüber, und kritisiert die Regierungen: „Es ist unverantwortlich, das kontaminierte Walfleisch als Lebensmittel freizugeben. Die Behörden handeln aus politischem Kalkül.“

„Dreiste Behauptung“

Walschützer werfen Dänemark vor, das von der IWC ausgesprochene Verbot des kommerziellen Walfangs zu untergraben, indem es das für die Selbstversorgung bestimmte Walfleisch an Touristen verkauft. „Die Behauptung, die Einschränkung des Inuit-Walfangs verstoße gegen die Menschenrechte ist ein Totschlagsargument“, sagt der Walexperte und Gründer der Artenschutz-Agentur Shifting-Values, Nicolas Entrup. „Das ist dreist.“

Seit 1941 versucht die Internationale Walfangkommission (IWC) das Aussterben der großen Meeressäuger durch Regulierung zu verhindern. Doch seit die Jagd auf Großwale verboten ist, versuchen Walfangnationen wie Japan, Norwegen und Dänemark immer wieder, die Fangquoten zu erhöhen, und letztlich den kommerziellen Fang wieder zuzulassen.

Japan kauft sich Stimmen zusammen

Japan etwa, das sich bisher als Wortführer der Walfänger hervortat und nach Angaben von Walschützern vor allem die Stimmen der armen Karibikstaaten zusammenkaufte, um eine Mehrheit für die Abstimmungen in der IWC zu erhalten, will sich an seinen Küsten Walfang genehmigen lassen. Begründet wird der Vorstoß damit, es gehe um Eingeborenen-Walfang wie etwa in Grönland oder in Alaska. „Das ist eine Lüge,“ befindet Entrup. Japans Walfänger beriefen sich bislang darauf, ihre Jagd diene wissenschaftlichen Zwecken.

Jahrzehntelang hatte das Töten der Meeressäuger fast zu deren Ausrottung geführt. Das aus ihrem Speck hergestellte Öl wurde zu einem gefragten Rohstoff für verschiedene Bereiche der Industrie. Millionen Wale fielen dem „Ölrausch“ zum Opfer. Das Öl fand Verwendung bei der Herstellung von Tierfutter, Schmiermitteln, in der Kosmetikindustrie, in Seifen, Sprengstoffen und Reinigungsmitteln.

Im Jahre 1986 wurde die Jagd auf Großwale untersagt. Eine Ausnahme gab es aber für indigene Völker, wie etwa die Inuit in Alaska, die Tschuktschen im russischen Fernen Osten und die Ureinwohner Grönlands. Sie dürfen die Meeressäuger jagen, jedoch nur, wenn der Walfang kulturelle Tradition ist und die Stämme das Fleisch der Wale zur Selbstversorgung benötigen.