Donnerstag6. November 2025

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Vize-Minister rebelliert gegen Assad

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Es wird einsam um Syriens Machthaber Baschar al-Assad. Jetzt setzte sich der Vize-Ölminister ab. Zugleich wird US-Präsident Obama nervös - er lässt militärische Optionen prüfen. Aus Homs dringen Berichte über neue Massaker.

Die Reihen um den syrischen Machthaber Baschar al-Assad lichten sich. Nach zahlreichen Funktionären und Militärs erklärte auch Vize-Ölminister Abdo Hossam al-Din seine Unterstützung für die Aufständischen. Er ist der bisher ranghöchste Mitarbeiter, der Assad den Rücken kehrt. Doch der Diktator will offenbar unbeirrt an seinem Kurs der Unterdrückung festhalten und die UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos nicht empfangen. Diese äußerte sich nach einem Besuch in der umkämpften Stadt Homs entsetzt.

Zugleich deutete sich in Washington ein mögliches Umdenken an. US-Präsident Barack Obama ordnete seine Generäle an, Möglichkeiten eines militärischen Eingreifens zu prüfen. Dazu zählten humanitäre Missionen, Überwachung der Seewege, Flugverbotszonen und begrenzte Luftschläge, gab Generstabschef Martin Dempsey vor einem Senatsausschuss bekannt. Es gebe aber noch keine Detailplanung. Noch vor wenigen Tagen hattte Obama ein Eingreifen der Militärs abglehnt.

Weitere Massaker in Homs

Unterdessen berichteten syrische Aktivisten von weiteren Massakern in der Stadt Homs. Mindestens 42 Menschen seien seit Mittwoch in dem Viertel Baba Amro ermordet worden. Unter den Toten seien fünf komplette, namentlich bekannte Familien. Diese seien entweder ausgelöscht worden, weil ein Familienmitglied zu den Aktivisten gehörte oder weil sie sich geweigert hätten, im Staatsfernsehen falsche Aussagen über die Revolutionäre zu machen.

Seine Abkehr vom Regime in Damaskus gab Vizeminister Hossam al-Din auf der Internet-Plattform YouTube bekant. Auf einem Video, das in der Nacht zum Donnerstag auftauchte, sagte er den Aufständischen Unterstützung zu. Unklar ist, wie und wo das Video entstanden ist. Eine offizielle Reaktion des Regimes gab es zunächst nicht.

„Will keine Verbrechen billigen“

Hossam al-Din, dessen Rang etwa dem eines deutschen Staatssekretärs entspricht, sagt in dem Video, er wolle seine mehr als 30-jährige Karriere im Staatsdienst nicht damit beenden, dass er die Verbrechen des Regimes billige. Er wisse, dass sein Haus nun vermutlich angezündet werde. Seine Familie müsse mit Verfolgung rechnen. Trotzdem könne er nicht länger schweigen.

Er erklärte gleichzeitig seinen Rückzug aus der regierenden Baath-Partei und appellierte an andere Spitzenbeamte, seinem Beispiel zu folgen. „Verlasst dieses sinkende Schiff!“ Wo er sich zur Zeit aufhält, ist unklar.

UN wird nicht von Assad empfangen

UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos, die bereits seit Tagen in Syrien ist, ging am Donnerstag nicht davon aus, doch noch von Assad empfangen zu werden. Mit einem Kontakt auf höchster Ebene könne kaum noch gerechnet werden, hieß es in ihrer Delegation. Die Britin wolle aber in Gesprächen mit Ministern auf Zugang für Hilfsorganisationen nach Syrien drängen.

Zuvor hatte sie das Viertel Baba Amro in der Stadt Homs besucht und von schweren Verwüstungen berichtet. „Ich war erschüttert über das, was ich sah in Baba Amro.“ Die von Oppositionellen kontrollierten Gebiete habe sie aber nicht besuchen können.