„Vereint stehen wir, getrennt fallen wir“

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Dara Murphy ist Irlands Mister Brexit. Im Tageblatt-Interview spricht der Europa-Minister über kniffelige Verhandlungen, einen wackeligen Frieden und die Konkurrenz Dublins zu Luxemburg.

Zusammen mit Premier Enda Kenny bildet Irlands Europa-Minister Dara Murphy Dublins Brexit-Team. Arbeit hat Murphy genug. Irland wird vom EU-Ausstieg der Briten am meisten betroffen sein.

Nicht nur wirtschaftlich. Auch die politischen Verhältnisse auf der Insel drohen aus dem Gleichgewicht zu geraten. Beim kleinen Bruder im Norden geht die Angst um. Kommen mit einem harten Brexit die Grenzen zurück zwischen Nordirland und der Republik? Und was würde das für den Friedensprozess bedeuten, der seit 1998 katholische Nationalisten und protestantische Unionisten einigermaßen friedlich nebeneinander her leben lässt?

„Wir müssen uns einigen“

Das Tageblatt hat sich mit dem 47-jährigen Dara Murphy über den Brexit unterhalten. Was er für Irland bedeutet. Wie Dublin dadurch noch stärker zur Finanzplatz-Konkurrenz für Luxemburg wird. Wie die Europäer versuchen, eine gemeinsame Verhandlungslinie für die Gespräche mit Theresa Mays Vereinigtem Königreich zu finden.

Diese Einigkeit scheint eine Herausforderung. Die 27 EU-Staaten haben alle unterschiedlich starke Handlungsbeziehungen zu London. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Befindlichkeiten. Doch Murphy ist überzeugt: „Vereint stehen wir, getrennt fallen wir. So unterschiedlich unsere Interessen auch sind, wir müssen uns einigen.“

„Irexit“? Auf keinen Fall

Die Spekulationen um einen eventuellen „Irexit“, also einen Austritt Irlands aus der Europäischen Union, weist Murphy entschieden von sich. „Irland wird die EU nicht verlassen.“ Dieser Vorschlag stamme von Leuten, „die nach einer Schlagzeile suchen“. Zwar beeinträchtige der Brexit die irische Wirtschaft erheblich. Doch bei einem Ausstieg „wäre das noch zehnmal schlimmer“.

Auf eine mögliche Wiederkehr von harten Grenzen zwischen der Republik und dem Norden angesprochen, sagt Murphy entschieden: „Wir wollen Personenkontrollen verhindern. Irische Staatsbürger sollen sich frei auf der Insel bewegen können. Wieso sollte die Referendumsentscheidung die Reisefreiheit der Menschen hier einschränken? Die Iren haben ja nicht mitgestimmt!“

Wie Murphy die aktuelle Regierungskrise in Irland einschätzt, was er vom Gerichtsverfahren in Dublin hält, das den Brexit vor den Europäischen Gerichtshof in Luxemburg bringen soll, und wo er im Zuge der Abwanderungsgedanken von Londons Finanzinstituten die besonderen Vorzüge Dublins gegenüber den Konkurrenten Luxemburg, Paris und Frankfurt sieht – all das am heutigen Mittwoch (22.2.2017) im ausführlichen Interview im Tageblatt-Print und im E-Paper.