Überangebot an Milch und Schwein

Überangebot an Milch und Schwein
(dapd/Harald Tittel)

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Das russische Embargo für landwirtschaftliche Produkte aus der EU, aber auch die in Mode gekommene Laktoseintoleranz sollen zu einem Überangebot an Milch und Schweinefleisch geführt haben.

Das russische Embargo für landwirtschaftliche Produkte aus der EU, aber wohl auch die jüngste Mode, laut der jeder Zweite meint, eine Laktoseunverträglichkeit zu haben, haben nach der Aufgabe des europäischen Quotensystems zu einem Überangebot an Milch, aber auch an Schweinefleisch geführt. Auch der chinesische Markt, der weniger kauft, spielt eine Rolle.

Nach Überschwemmungen:
Ersatz für Produktionsmittel

Im Rahmen der katastrophalen Überschwemmungen vom Wochenende hat Landwirtschaftsminister Fernand Etgen gestern im Rahmen der Pressekonferenz erklärt, das neue Agrargesetz (das in den nächsten Tagen im Mémorial veröffentlicht werden wird) biete die Möglichkeit, die Produktionsmittel – sprich Ställe usw. – sowie die zerstörten Maschinen zu hundert Prozent zu ersetzen.
Dies gelte allerdings nur für die Schäden, die nicht von den Versicherungen übernommen würden.
Jene Landwirte, die noch keine finanzielle Hilfe beantragt haben, können dies bei der ASTA-Außenstelle („Administration des services techniques de l’agriculture“) in Diekirch tun. Wie Etgen weiter erklärte, haben die Dienste des Landwirtschaftsministers bereits in den vergangenen Tagen vor Ort geholfen.
Es werde niemand allein gelassen, so der Minister.

Die Preise fallen seit Januar 2014: So wurde den Milchbauern EU-weit zwischen Juni 2014 und Juni 2015 19 Prozent weniger für die Milch gezahlt, zwischen Juni 2015 und Juni 2016 waren es im Durchschnitt nochmals 16 Prozent weniger.

In Luxemburg entwickelt sich die Situation noch dramatischer (24 und 13 Prozent weniger). Mittlerweile verlieren viele Milchbauern Geld bei der Produktion.

25 Cent für den Liter

25,04 Cent bekommt der Luxemburger Landwirt inzwischen für einen Liter Milch. Das sind 0,83 Cent weniger als das EU-Mittel.

Obwohl die Preise im Handel wieder leicht anziehen, ist diese Entwicklung nicht bei den Produzenten angekommen.
Die Betriebe haben mittlerweile Liquiditätsprobleme und die Lage wird sich angesichts zu erwartender schlechter Erträge bei den Futterpflanzen (bedingt durch den vielen Regen) nicht verbessern, die Produktionskosten werden weiter steigen.

Die Regierung wird aus diesem Grund auf zwei Ebenen helfen. Die Kranken-, Pensions- und Unfallversicherungsbeiträge werden zu größeren Teilen als bislang vom Staat finanziert. Diese Maßnahme, die für alle Produzenten gilt, wird etwa 3,7 Millionen Euro kosten.

Kreditrückzahlungen zurückgestellt

Daneben können die Landwirte (Milch- und Schweinebauern) ihre Kredite strecken. Mittels einer sog. „année blanche“ und mit Unterstützung der Banken sollen die Kreditrückzahlungen ein Jahr zurückgestellt werden; der Staat übernimmt die Zinszahlungen während dieses Jahres (Obergrenze von 15.000 Euro). Auf diese Weise können dem Landwirt Liquiditäten in Höhe von maximal 60.000 Euro bleiben.

Auch soll ein Teil der direkten Finanzhilfen und der Hilfen aus dem PDR („Plan de développement rural“) vorzeitig ausgezahlt werden. Die Kommission und die Landwirtschaftsminister hatten sich bereits vergangene Woche auf eine Soforthilfe über 500 Millionen Euro festgelegt. Für Luxemburg sind 560.115 Euro vorgesehen, die von der Regierung verdoppelt werden.

14 Cent für jeden nicht produzierten Liter

Ein Drittel der Summe soll für die Produktionsdrosselung bei der Milch eingesetzt werden. 14 Cent zahlt die EU für jeden nicht produzierten Liter. Insgesamt eine Million Tonnen Kilo sollen so weniger produziert werden und den Markt entlasten.

Etgen informierte weiter über eine anstehende Reise des deutschen Agrarministers nach Moskau, wo dieser über eine Aufhebung des Embargo verhandeln will.

Auch die Lage beim Schweinefleisch ist durch das Embargo angestrengt. Der Preis für ein Kilo Fleisch fiel auf unter 1,40 Euro.