Türkei und Israel streiten über Ägypten

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(AFP)

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Der türkische Ministerpräsident Erdogan wirft Israel vor, hinter dem Sturz von Ägyptens Staatschef Mursi zu stecken. Israel vergleicht Erdogan mit Nazi- Propagandachef Goebbels.

Für Recep Tayyip Erdogan steht fest: Israel steckt hinter dem Sturz des islamistischen Staatschefs Mohammed Mursi. „Wir haben Beweise“, sagte der türkische Ministerpräsident in einer TV-Ansprache. Dabei verwies er auf ein Treffen zwischen dem israelischen Justizminister und einem Intellektuellen in Frankreich, das vor den Wahlen in Ägypten im Jahr 2011 stattfand. Der Gelehrte habe erklärt, so Erdogan, dass die Muslimbruderschaft auch dann nicht an die Macht kommen würde, wenn sie Wahlen gewinnen würde.

Dieses Treffen gab es tatsächlich: Im Sommer 2011 hielten die israelische Justizministerin Zipi Livni und der französische Philosoph Bernard-Henry Levy eine Pressekonferenz ab. Dabei erklärte der französische Intellektuelle: „Wenn die Muslimbruderschaft in Ägypten ankommt, werde ich nicht sagen, die Demokratie will das so, also soll die Demokratie voranschreiten. Bei Demokratie geht es nicht nur um Wahlen, es geht um Werte.“ Diese Worte „beweisen“ indes kaum einen verdeckten israelischen Putsch in Ägypten.

Liebermann packt Nazikeule aus

Entsprechend erregt waren die israelische Gemüter. In Israel fielen die Reaktionen heftig aus – auch wenn Außenamtssprecher Jigal Palmor Erdogans Äusserungen zunächst noch ignorieren wollte: Sie seien keiner Reaktion wert.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu ging dann aber doch auf die provozierenden Worte ein: Erdogans Aussagen seien „absurd“. Schliesslich packte Israels Ex-Außenminister die Nazikeule aus: Avigdor Lieberman verglich Erdogan mit dem NS-Propagandachef: „Wer die Vorwürfe, den Hass und die Hetze gesehen hat, wird sich darüber im Klaren sein, dass es sich hier um den Nachfolger von Goebbels handelt.“

Das einst gute Verhältnis ist kaputt

Erdogan verbreite antisemitische Ideen, so der Vorsitzende der Partei Israel Beitenu (Unser Haus Israel). Lieberman musste Ende letzten Jahres wegen einer Anklage wegen Untreue sein Ministeramt niederlegen.

Auf Erdogan ist der israelische Ex-Außenminister schon länger nicht gut zu sprechen: Im März kritisierte er die offizielle Entschuldigung seines Landes gegenüber der Türkei für den Tod von neun Türken auf dem 2010 vor dem Gazastreifen von israelischen Soldaten geenterten türkischen Blockadebrecher „Mavi Marmara“.

Aber auch der türkische Regierungschef kritisierte Israel in den letzten Jahren scharf wegen der israelischen Militäreinsätze gegen die Palästinenser. Das einst gute Verhältnis beider Länder hat sich bis heute nicht mehr verbessert.