Trauer in Havanna, Jubel in Miami

Trauer in Havanna, Jubel in Miami
(AFP/Dominique Faget)

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Fidel Castro starb 90-jährig in Havanna, wie sein jüngerer Bruder und Nachfolger Raúl Castro in der Nacht zum Samstag im Staatsfernsehen verkündete.

Kubas Ex-Präsident Fidel Castro ist tot. Während Politiker weltweit Castros Verdienste würdigten, feierten Exilkubaner in den USA seinen Tod. Amnesty International machte Castro für systematische Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. „Der ‚comandante en jefe‘ der kubanischen Revolution, Fidel Castro, ist heute Abend um 22.29 Uhr gestorben“, sagte der 85-jährige Staatschef Raúl Castro gegen Mitternacht. Er werde „in den ersten Stunden“ des Tages eingeäschert.

Er machte keine Angaben dazu, woran sein Bruder starb. Die kubanische Führung rief eine neuntägige Staatstrauer aus. Beigesetzt wird der „máximo líder“ am 4. Dezember in der südöstlichen Stadt Santiago de Cuba. Santiago gilt als Wiege der Revolution. Hier scheiterte am 26. Juli 1953 der Angriff Fidel Castros und seiner Mitkämpfer auf die Moncada-Kaserne – eines der Symbole der blutigen Diktatur von Fulgencio Batista.

Wie Castro an die Macht kam

Bei der Nachricht vom Tode Fidel Castros ging die Musik im tanzfreudigen Havanna aus, die belebten Straßen leerten sich. Exilkubaner in Miami im US-Bundesstaat Florida feierten dagegen die Todesnachricht mit Freudentänzen. Fidel hatte wegen einer schweren Krankheit die Amtsgeschäfte im Juli 2006 an seinen Bruder abgegeben. Die Castro-Brüder und die mit ihnen kämpfenden Rebellen hatten den Diktator Batista im zweiten Anlauf schließlich vertrieben und waren im Januar 1959 in einem Siegeszug in Havanna einmarschiert.

Danach bestimmte Fidel Castro rund 50 Jahre lang die Geschicke des Landes. 2011 gab er auch den Posten an der Spitze der Kommunistischen Partei an seinen Bruder ab. Nach der Revolution verwirklichte Castro nach und nach seine politischen Vorstellungen: Wohnraum, Bildung und kostenlose Gesundheitsfürsorge für die gesamte Bevölkerung. Großgrundbesitzer und ausländische Firmen wurden enteignet, tausende „Konterrevolutionäre“ aus dem Land gejagt.

„Dunkles Erbe“

Internationale Vertreter der Linken wie Venezuelas Präsident Nicolás Maduro, sein bolivianischer Kollege Evo Morales oder Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras feierten Castro als unbeugsamen Revolutionshelden. Amnesty International verwies hingegen auf das „dunkle Erbe“ des Revolutionsführers. Castros Erfolge im sozialen Bereich seien aufgewogen worden „durch eine systematische Unterdrückung der Grundrechte während seiner Zeit an der Macht“, erklärte die Menschenrechtsorganisation.

Der künftige US-Präsident Donald Trump bezeichnete Castro als einen „brutalen Diktator, der sein eigenes Volk fast sechs Jahrzehnte lang unterdrückt hat“. Seine Regierung werde „alles“ dafür tun, um dazu beizutragen, dem kubanischen Volk den Weg „in Richtung Wohlstand und Freiheit“ zu ebnen. Trump hatte im Wahlkampf wiederholt Bedenken wegen der historischen Annäherung zwischen den USA und Kuba geäußert und damit gedroht, die von US-Präsident Barack Obama eingeleiteten Schritte wieder rückgängig zu machen.

„Symbol einer Epoche“

Obama würdigte Castro hingegen als „einzigartige Figur“. Die Geschichte werde dessen „enormen Einfluss auf die Menschen und die Welt um ihn herum beurteilen“, fügte Obama in Anspielung auf Castros berühmte Aussage „Die Geschichte wird mich freisprechen“ hinzu. Der russische Präsident Wladimir Putin bezeichnete Castro als „Symbol einer Epoche“ und einen „herausragenden Staatsmann“. Chinas Staatschef Xi Jinping erklärte: „Das chinesische Volk hat einen guten und wahrhaftigen Genossen verloren. Genosse Castro wird immer weiterleben.“

Der französische Präsident François Hollande sagte, Castro habe die Revolution sowohl in ihren „Hoffnungen“ als auch in ihren „Enttäuschungen“ verkörpert. Hollande sprach sich zugleich dafür aus, das von den USA Anfang der 60er Jahre gegen Kuba verhängte Embargo vollständig aufzuheben.