Tram: Ein unausgegorenes Projekt

Tram: Ein unausgegorenes Projekt

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LUXEMBURG - Die Handelskammer kritisiert das Tram-Projekt in seiner jetzigen Planung und fordert zahlreiche Änderungen. Viele Fragen würden nur am Rande vom aktuellen Gesetzesprojekt beantwortet.

Die Regierung ist fest entschlossen, die Straßenbahn in Luxemburg-Stadt zu bauen. Mit den Arbeiten soll bereits dieses Jahr begonnen werden. Nach Ansicht der Handelskammer blieben noch etliche Fragen unbeantwortet.

Das Straßennetz in Luxemburg sei vor allem in den Stoßzeiten komplett überlastet, was sich negativ auf den Personen- und Warentransport auswirkt, so die Berufskammer in einer Mitteilung am Mittwoch. Daneben sei aber auch das Angebot im öffentlichen Transport mangelhaft. Dies wirke sich negativ auf die Mobilität, die Produktivität und Lebensqualität aus. Luxemburg braucht eine Mobilitätslösung.

Laut Handelskammer sei die Tram das Vorzeigeobjekt der Regierung zur Lösung der Mobilitätsprobleme. Doch müssten unbedingt bestimmte Bedingungen in Bezug auf das Tram-Projekt erfüllt werden, sonst könne sich die Kommerzkammer dem Vorhabens nicht positiv anschließen. Die Tram hat einen großen Einfluss auf die öffentlichen Finanzen. Deshalb müssten die vorgesehenen Ausgaben unter dem Blickwinkel einer maximalen und langfristigen Effizienz betrachtet werden.

Linie Hauptbahnhof – Kirchberg

Die Handelskammer kritisiert die erste Phase des Projekts, bei der der Hauptbahnhof mit der LuxExpo auf Kirchberg verbunden werden soll. Ohne eine gleichzeitige Anbindung an Nebenbahnhöfe und Entwicklungspole der Region sei der Ausbau dieser Linie isoliert und bringe keinen markanten Mehrwert. Es bestehe keine Kohärenz zwischen der ersten Phase des Projekts und jener Phase der Anbindung an den Flughafen Findel, an Howald und an die Cloche d’Or. Alles zusammen beliefe sich die erforderte Investitionssumme auf 566 Millionen Euro, statt der vom Gesetzesprojekt vorgesehenen 345,8 Millionen Euro, kritisiert die Chambre de Commerce und fordert die Einbringung der Findel-Howald-Cloche d’Or-Linie in das Gesetzesprojekt.

Vor allem stellt sich die Handelskammer Fragen über die Vereinbarkeit mit dem Raumordnungsplan und dem integrierten Transportkonzept. Darunter falle auch der Ausbau der Tramlinie zum Flughafen. Das Tram-Projekt berge zu viele Risiken in Bezug auf Kosten und Gewinn sowie auf die Finanzplanung. Es sei gewagt, 350 Millionen Euro einzusetzen, ohne einen langfristigen Masterplan zu haben.

Ko-Finanzierungen und Einwände

Auch ist die Chambre de Commerce der Meinung, dass die Gemeinden, über deren Gebiet die Linie verlaufen soll, vor Beginn der Absegnung des Projektes, befragt werden sollten. Verschiedene Möglichkeiten von Ko-Finanzierung sollten vorab geprüft werden. Daneben sollten Einwände von Einwohnern und Geschäftsleuten in die Planung einbezogen werden. Ein negativer Effekt sei auch die Einrichtung zahlreicher Baustellen von 2014 bis 2030, welche einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität der Anwohner, den Transport aber auch auf die Geschäftswelt haben könnte.

Andererseits sei der Zugang zur Mobilität, sowohl für Einwohner und Wirtschaftsakteure als auch für Grenzgänger, besonders wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes, betont die Kammer. Unter der Berücksichtigung dieser Kriterien könne die Tram demnach Verkehr in der Innenstadt reduzieren und Luxemburg-Stadt von Staus entlasten.

Die Handelskammer fordert eine Überarbeitung des aktuellen Tram-Projektes. Viele wichtige Fragen in der aktuellen Fassung seien nur am Rande oder gar nicht erwähnt. Eine intergrative, wirtschaftliche und nachhaltige Lösung sollte auf diese Weise das Mobilitätsproblem in Luxemburg lösen.