Stichwahl für neuen Präsidenten

Stichwahl für neuen Präsidenten
(dpa)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Vor dem Hintergrund eines drohenden Staatsbankrotts wählen die Zyprer heute bei einer Stichwahl einen neuen Staatspräsidenten. Die Insel hat nur noch bis Ende März Geld.

Hochspannung auf Zypern: Vor dem Hintergrund eines drohenden Staatsbankrotts wählen die Zyprer bei einer Stichwahl einen neuen Staatspräsidenten. Die Wahllokale öffneten am Sonntagmorgen. Der konservative Politiker Nikos Anastasiades (66) tritt gegen den linken Kandidaten Stavros Malas (45) an. Im Mittelpunkt des Wahlkampfes stand die Finanzkrise. Die Insel hat nur noch bis Ende März Geld.

Der Herausforderer bei den Stichwahlen für neuen Präsidenten auf Zypern: Stavros Malas. (Bild: dpa)

Im Mittelpunkt des Wahlkampfes stand die Finanzkrise. Die Insel hat nur noch bis Ende März Geld. Der Inselstaat braucht dringend 17,5 Milliarden Euro, um seine Staatsfinanzen und Banken zu stabilisieren. Dies entspricht der Wirtschaftsleistung eines Jahres. Schafft es die Insel nicht, ihre Finanzprobleme in den Griff zu bekommen, könnte sie gezwungen sein, als erster EU-Staat die Eurozone zu verlassen.

Nach Angaben der Zentralen Wahlkommission verlief der Auftakt der Wahl ohne Probleme. In den ersten drei Stunden hätten 12,2 Prozent der Wähler ihre Stimme abgegeben.

„Zypern am Scheideweg“

Beide Kandidaten gaben bereits am Vormittag ihre Stimme ab. Anastasiades, der in der ersten Runde der Wahl vor einer Woche mit 45,5 Prozent der Stimmen klar die Nase vorn hatte, sagte: „Zypern befindet an einem Scheideweg“, von Montag an müsse sich der neue Präsident mit „kritischen“ Themen beschäftigen. „Wir müssen uns sofort mit der Finanzkrise befassen“, sagte Anastasiades.

Der linke Kandidat Stavros Malas sagte mit Blick auf das notwendige Sparprogramm: „Die Bürger entscheiden heute, ob Zypern Widerstand leisten wird und ob wir Politiker wollen, die unserem Land helfen werden, seine soziale Kohärenz beizubehalten.“ Malas ist gegen Privatisierungen und die Verschlankung des Staates. Er hatte sich vor einer Woche mit 26,9 Prozent als Zweitplatzierter überraschend für die Stichwahl qualifiziert. Hinter Malas steht vor allem die Aufbaupartei des werktätigen Volkes (AKEL), die kommunistische Wurzeln hat.

Sparprogramm und Zypernfrage

Viele Zyprer befürchten, dass sie bei einem harten Sparprogramm verarmen werden und dass man künftig auch auf der Insel Elendsszenen wie im benachbarten Griechenland sehen werde.

Beide Politiker erklärten sich bereit, für die Lösung der Zypernfrage zu arbeiten. Zypern ist seit 1974 nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention geteilt. Im Norden gibt es die von türkischen Truppen besetzte Türkische Republik Nordzypern, die aber nur von der Türkei anerkannt wird. Die Republik Zypern ist Mitglied der EU. Das EU-Recht gilt jedoch wegen der Teilung nur im Süden der Insel.

Das politische System Zyperns ist präsidial. Der Präsident der Republik ernennt die Regierung und führt sie auch. Wahlberechtigt sind rund 545 000 Zyprer.