Donnerstag23. Oktober 2025

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Später in Rente? Ja, wenn ich will

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LUXEMBURG - 2011 soll das Jahr der Rentenreform werden. Nach der Gesundheitsreform wagt sich die Regierung damit an ein weiteres heißes, sozialpolitisches Thema heran.

„Wenn sie etwas Seriöses auf die Beine stellen wollen, müssen sie dafür sorgen, dass die Leute nicht nur die Möglichkeit sondern auch ein Interesse darin sehen, länger im Beruf zu bleiben. Und alle, die nicht nach diesen Regeln spielen wollen, können halt nicht die gleiche Rentenleistung verlangen“, erklärte Sozialminister Mars Di Bartolomeo (LSAP) am Mittwochabend bei einem Rundtischgespräch zur Zukunft des luxemburgischen Rentensystems. Die Reform des Rentensystems wird eines der großen politischen Themen des Jahres sein.

Grundphilosophie einer Reform

Wer länger arbeitet, soll mehr Rente bekommen. Das ist die Grundphilosophie der Rentenreform. Sozialminister Mars di Bartolomeo spricht hier von ersten Überlegungen. Am legalen Rentenalter von 65 Jahren soll jedoch nicht gerüttelt werden. Nur sollen die Menschen länger im Berufsleben bleiben. Wer noch vor 65 bereits 40 Beitragsjahre aufweist, kann in Rente gehen, wenn er sich mit einer geringeren Rente begnügt. Wer länger arbeitet, etwa bis 65, soll mehr bekommen. Niemand werde jedoch gezwungen, länger zu arbeiten, betont der Sozialminister.
An Beitragserhöhungen wird derzeit nicht gedacht, sagt er, betont jedoch, dass man die Einnahmeseite nicht aus dem Blick verlieren dürfe.
Die Reform kann nur greifen, wenn auch die Arbeitgeberseite mitspielt, so di Bartolomeo. Die Unternehmen müssten weiterhin neue Stellen und auch ältere Arbeitnehmer weiterbeschäftigen. Dann werden Beitragserhöhungen weniger schnell erfallen.

Fünf Milliarden beiseite gelegt

In der Rentenkasse liegen fast fünf Milliarden Euro als Reserven. Jedes Jahr kann der Staat zusätzlich 600 bis 900 Millionen Euro zur Seite legen. Nach den Berechnungen der Regierung wird erst 2025 die Schwelle erreicht, an der das aktuelle System nicht mehr funktioniert. Dann sind ein Viertel der Gesellschaft Rentner. «Wir wissen nicht genau, wann die Schwelle erreicht ist, aber klar ist – es muss in Ruhe über die Reform verhandelt werden. Wir haben noch Zeit», erklärt Carlos Pereira vom OGBL.

Damit die Renten finanzierbar bleiben, wird die für 2011 angekündigte Rentenreform also ein System mitbringen, bei dem das effektive Rentenalter ansteigen soll. Wer (freiwillig) länger arbeitet, bekommt eine höhere Rente. Der Minister bringt dies auf die Formel: „Wer länger lebt, muss auch länger arbeiten.“

Sonderregeln bei harter Arbeit?

„Woher sollen wir denn wissen, wie lange wir leben?“, scherzen einige Gewerkschaftsvertreter. Solange keine konkreten Vorschläge zur Erhöhung des Rentenalters, zu höheren Beiträgen oder zu niedrigeren Leistungen auf dem Tisch liegen, seien kaum Diskussionen möglich, meint Syprolux-Präsident Camille Brocker auf Anfrage von „L’essentiel Online“. Nicht verhandeln wollen die Gewerkschaften das Grundprinzip der Umverteilung. Im Klartext: die Erwerbstätigen zahlen für die Rentner.

Das gesetzliche Rentenalter liegt bei 65 Jahren. Im Schnitt gehen die Luxemburger aber mit 58 in den Ruhestand. Deshalb sprechen sich die Unternehmervertreter der UEL für einen Anstieg des Renteneintrittsalters aus. Die Gewerkschaften wollen aber nicht über mehr als 40 Beitragsjahre verhandeln. „Unter bestimmten Bedingungen ist ein Anstieg der Beiträge verhandelbar“, stellt Carlos Pereira der unabhängigen Gewerkschaft OGBL klar. Eine Sonderregelung für Angestellte, die harte körperliche Arbeit verrichten, ist eine dieser Bedingungen. Die zweite: Länger arbeiten – wie soll das gehen, wenn ein Angestellter ab 45 Jahren schon als „zu alt“ für einen neuen Job eingeschätzt wird?

Job-Probleme für junge Leute?

„In vielen Betrieben werden die Angestellten mit 52 oder 53 aussortiert oder rausgeekelt, bei Entlassungen stehen sie immer oben auf der Liste“, so Pereira. Sollte das Rentenalter steigen, müssten Maßnahmen her, die Arbeit für ältere Leute schaffen.

„Dann müssen wir aufpassen, dass dadurch nicht junge Leute Probleme bekommen, eine Anstellung zu finden“, warnt Christian Hoeltgen, Generalsekretär der Bankergewerkschaft Aleba. „In den Banken wird sowieso schon weniger Nachwuchs eingestellt.“