Snowden: Orwells „1984“ ist nichts dagegen

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Ex-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden, dessen Enthüllungen eine Debatte über den Datenschutz ausgelöst haben, hat die Bürger aufgerufen, der "Massenüberwachung" ein Ende zu setzen.

Der britische TV-Sender Channel 4 veröffentlichte am Dienstag eine Weihnachtsbotschaft Snowdens, die am Mittwoch ausgestrahlt werden soll. Es ist der erste Fernsehauftritt des Informanten seit Monaten.

„Gemeinsam können wir eine bessere Ausgewogenheit finden, der Massenüberwachung ein Ende setzen und die Regierung daran erinnern, dass sie, wenn sie wissen will, wie es uns geht, uns lieber fragt als uns auszuspionieren“, sagte Snowden demnach. „Vor kurzem haben wir erfahren, dass die Regierungen gemeinsam ein System der weltweiten Massenüberwachung geschaffen haben, das alles sieht, was wir machen“, sagte der frühere Mitarbeiter des US-Geheimdienstes NSA.

Die Detektoren in unserer Tasche

Der Autor des Science-Fiction-Romans „1984“, George Orwell, habe „die Menschen vor den Gefahren dieser Art von Informationen gewarnt“. Die von Orwell dargestellten Überwachungsmethoden durch Kameras und Mikrofone seien jedoch „nichts im Vergleich mit der heutigen Situation“, ergänzte Snowden. „Wir haben Detektoren in unseren Taschen, die uns folgen, wo immer wir hingehen. Denken Sie darüber nach, was das für den Durchschnittsmenschen bedeutet.“

Ein heute geborenes Kind wisse nicht mehr, was Privatleben sei, fügte Snowden hinzu. „Es wird nicht mehr wissen, was ein Moment Privatsphäre bedeutet, einen Gedanken zu haben, der weder aufgenommen wurde, noch analysiert. Das ist ein Problem, denn das Privatleben ist wichtig, das Privatleben hilft uns zu bestimmen, wer wir sind und wer wir sein wollen.“

„Alternative“ Weihnachtsbotschaften

Die Fernsehbotschaft soll am Mittwoch um 17.15 Uhr im Sender Channel 4 ausgestrahlt werden. Der britische Privatsender hat seit 1993 „alternative“ Weihnachtsbotschaften im Programm. Im Jahr 2008 sendete Channel 4 eine Botschaft des damaligen iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad.

Der IT-Spezialist Snowden war als Angestellter des Beratungsunternehmens Booz Allen Hamilton für die NSA tätig und hatte Zugriff auf vertrauliche Informationen über die Spähprogramme des Geheimdienstes. Ende Mai setzte er sich mit den Geheimdokumenten von seinem damaligen Dienstort Hawaii in die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong ab. Dort begann er Anfang Juni damit, Unterlagen über die systematische Überwachung des Internets und das Ausspähen von Telefonverbindungen an Medien weiterzugeben. Seine Enthüllungen sorgten weltweit für Empörung. Die US-Justiz erließ gegen Snowden einen internationalen Haftbefehl wegen Spionage. Er floh nach Russland. Am 1. August gewährte ihm Moskau vorläufig für ein Jahr Asyl.