Sonntag9. November 2025

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Selbst gewählte Herausforderung

Selbst gewählte Herausforderung
(Tageblatt/Jean-Claude Ernst )

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Familienministerin Corinne Cahen hat sich die Herausforderungen von u.a. Kindergeld- und Elternurlaub-Reform selbst ausgesucht: Es war ihr Wunschministerium.

Deshalb spricht sie auch mit Begeisterung davon, kann manchmal richtig in Fahrt kommen, wie zum Beispiel bei der bisherigen, in ihren Augen in höchstem Maße ungerechten Form des Mutterschaftsurlaubs, und stellt als eine von vier Damen in der Regierungsmannschaft klar, dass sie von Quoten nicht viel hält – sondern mehr von Kompetenzen.

Die Reform des Kindergelds, wie sie von der Dreierkoalition durchgezogen wurde, war umstritten; Corinne Cahen legt im Interview noch einmal ihre Sicht der Dinge dar. Einige Auszüge aus unserem Gespräch zur Hälfte der Legislaturperiode:

Ihre ersten Parlamentswahlen endeten nicht am Krautmarkt, sondern im Regierungsviertel. Zwicken Sie sich noch manchmal in den Arm, um zu sehen, ob Sie nicht träumen?

Nein, ich bin kein großer Träumer. Das war vor drei Jahren, das ist lange her. Ich habe zwar nicht im Entferntesten damit gerechnet, aber überall wo ich bin gilt für mich: Ich gebe mein Bestes. Gemäß meinen Überzeugungen und als Ministerin auch gemäß Wahl- und Koalitionsprogramm.

Fühlten Sie sich der Aufgabe immer, zu jedem Moment, gewachsen?

Ich mag Herausforderungen. Es ist das schönste Ministerium, man hat mit Menschen zu tun, ist viel auf dem „terrain“. „Et ass eng genial Matière.“ Ich wollte dieses Ministerium, also war es auch nie „eng Corvée“.

(…)

„All Kand ass gläich vill wert“: Das wurde viel und heftig kritisiert. Erklären Sie unseren Lesern noch mal die Kindergeld-Reform.

Für den Staat muss dies so sein, „egal dat wéi villt Kand een an enger Fratrie ass“.

Fangen wir mit der Historie an: wieso war das Kindergeld gestaffelt? In den 1970er Jahren war man der Meinung: mehr Geld, mehr Kinder. Für das erste Kind gab es die Summe X. Kam das zweite Kind, gab es X+1 für beide; kam das Dritte, gab es X+1+1 für alle drei usw. Das war eine natalistische Politik, von der wir jetzt 40 Jahre später wissen: sie hat nicht geklappt, auch in den 80er und 90ern nicht. Wir wissen heute: wenn die Rahmenbedingungen stimmen, werden mehr Kinder gezeugt. Nehmen Sie als Beispiel Frankreich – 2,07 Kinder pro Mutter – und Deutschland – 1,4. In Frankreich gehen Kinder ab zweieinhalb Jahren zur Schule; dass Frauen arbeiten, ist absolut normal usw.
Und es ist bewiesen, dass das zweite Kind nicht teurer ist als das erste, auch das dritte nicht. Nehmen Sie nur alle Erst-Anschaffungen beim ersten Kind … Das Argument der Opposition, und es war ihr einziges, war, dass die Lebenshaltungskosten in Luxemburg höher sind und man also nicht auf ausländische Studien zurückgreifen könne.
Aber dann reden wir ja über die Höhe des Kindergeldes, und das ist eine andere Diskussion. Am Prinzip, dass jedes Kind gleich viel wert ist, ändert das nichts. Das Leben in Luxemburg ist teurer, aber unser Kindergeld ist im Vergleich zum Ausland auch viel höher.

Dann die sozialen Kriterien: wir haben entschieden, beim Kindergeld keine einzufügen. Es wäre schon allein deshalb schwer geworden, weil die Hälfte der „prestations familiales“ ins Ausland geht. Die Sozialkriterien wenden wir an in der Schule, beim Wohnen usw.

(…)

Zum Ressort „Integration“: Bei der Einweihung des „Lily Unden“-Foyers wurde das „Don Bosco“ unisono von allen Verantwortlichen als Schrott und Schande betitelt. Ein Jahr später leben noch mehr als 100 Menschen drin … (Link)

Ich war 2011/12 bei der letzten „Flüchtlingswelle“ als Ehrenamtliche dabei: da lebten die Menschen auf Campingplätzen! Im Winter! Es war ein richtig mieser November, und wir waren ständig unterwegs mit Decken, Mänteln usw.

Natürlich muss das „Don Bosco“, so wie auch andere Unterkünfte, renoviert werden. Aber ich bin froh für jedes Gebäude, das wir haben. Es ist besser als auf der Straße zu sitzen. „Mir hu wirklech alles recuperéiert, wat méiglech war.“ Maternité, Logopädie, Ettelbrück, … das sind ja alles Gebäude, die umfunktioniert werden mussten, sonst aber leer gestanden hätten. So können wir nun für ein Minimum an menschenwürdiger Unterbringung sorgen.

Aber die Unterkünfte sind das eine, der menschliche Aspekt das andere. Ich bin jedem freiwilligen Helfer dankbar, der eine Hand mit angepackt hat. Ich bin heute noch beeindruckt, wie das ablief. Und viele davon sind heute ja immer noch aktiv. Das ist exemplarisch.

Das ganze Interview lesen Sie in der Tageblatt-Ausgabe vom 3. September (Print un Epaper).