Schüler beenden Kantinen-Boykott

Schüler beenden Kantinen-Boykott
(dpa-Archiv)

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LUXEMBURG – Das "Schülercomité Kolléisch" hat entschieden, den Kantinen-Boykott am "Campus Geesseknäppchen" zu beenden. Rückendeckung bekommt Restopolis von der Unterrichtsministerin.

Anfang November riefen die Schülervertreter des Kolléisch zum Protest gegen den Betreiber von Schulkantinen, Restopolis, auf. Grund: Ab dem Schuljahr 2012/2013 ist in der Kantine am „Campus Geesseknäppchen“ nur die bargeldlose Zahlung mit dem Schülerausweis „myCard“ möglich. Der Betreiber Restopolis hat damit Münzen und Scheine aus dem Schulrestaurant endgültig verbannt. Die Schüler wehrten sich mit einem Boykott der Kantine, da ihnen die Wahl, wie sie ihr Essen dort bezahlen möchten, schlicht weg von Restopolis genommen wurde.

Die „myCard“ ist ein Schülerausweis, Zahlungsmittel und Fahrkarte für den Schulweg in einem. Sie wurde 2007 eingeführt. Im Schuljahr 2007/2008 gab es bereits ein Protest gegen die ausschließliche Zahlung mit „myCard“ am „Campus Geesseknäppchen“. Anders als bei der Aktion in diesem Jahr, hatten die Schüler damals das Monopol von „myCard“ abgewendet.

Reaktionen auf Schüler-Protest

Der Boykott der Restopolis-Kantine am „Campus Geesseknäppchen“ hatte mediale Wellen geschlagen. Die Schüler-Vertreter hatten dort die Äußerungen von Restopolis dabei unter die Lupe genommen und waren zum Teil auf falsche Interpretationen gestoßen, heißt es. Außerdem sei die Restopolis-Seite noch immer nicht bereit, ihre Haltung im Konflikt zu ändern, moniert das „Schülercomité Kolléisch“.

Die Schüler-Vertreter haben nun die Restopolis-Verantwortliche, Monique Ludovicy, zu einem Rundtisch-Gespräch eingeladen, um gemeinsam eine Lösung des Problems zu finden. Die Einladung sei jedoch bei Ludovicy auf taube Ohren gestoßen und abgelehnt worden, bedauern die Schüler. Eine Rückkehr zur Zahlung mit Bargeld sei für Restopolis unumkehrbar, bemängeln die Schüler, nach dem Motto: „Unsere Kantine, unsere Regeln“. Das Schüler-Komitee zeigt sich von dieser Entscheidung enttäuscht. Sie werfe ein schlechtes Licht auf das Unterrichtsministerium, von dem immer wieder zu hören ist, man könne über alles miteinander reden.

Ministerium unterstützt Kantinenbetreiber

Unterrichtsministerin Mady Delvaux-Stehres hat sich in ihrer Antwort auf die parlamentarische Anfrage vom Abgeordneten Eugéne Berger (DP) hinter Restopolis und „myCard“ gestellt. Seit dem Schuljahr 2012 wird das Athéné renoviert. Während der Arbeiten sind die Schüler in einer provisorischen Struktur auf dem „Campus Geesseknäppchen“ untergebracht. Die „Cafeteria“ dort bietet kein Essen zum Mitnehmen oder belegte Brötchen an, so dass die Kolléisch-Schüler, die ein komplettes Mittagessen haben wollen, in die Kantine vom „Forum Geesseknäppchen“ gehen.

Da sich die Stundenpläne der Schüler aus den Lyzeen am „Campus Geesseknäppchen“ überschneiden, muss Restopolis täglich innerhalb von 50 Minuten Mittagspause durchschnittlich 1300 Mahlzeiten in den Schulrestaurants und Cafeterien auf dem Campus verteilen, schreibt die Ministerin. Um in diesem Zeitfenster die Wartezeiten an den Kassen zu verkürzen, sei die bargeldlose Zahlung mit der „myCard“ eingeführt worden. Die damit gesammelten Erfahrungen in den Schulrestaurants im ganzen Land seien positiv, so Mady Delvaux-Stehres. Mehr noch: Seit der Einführung von „myCard“ 2007 steigt die Besucherzahl in den Schulkantinen und Cafeterien stetig um durchschnittlich 8,35 Prozent jährlich.

Außerdem würden die Eltern die Zahlung mit der Karte besonders schätzen, erklärt die Unterrichtsministerin. Das Bezahlen mit „myCard“ habe außerdem „keinerlei Auswirkungen“ auf das Angebot der Schulrestaurants, unterstreicht sie. Die Menüs dort sind nach dem Geschmack der Jugendlichen ausgerichtet, sind ausgewogen und gesund – zu einem „attraktiven Preis“, der von Staat bezuschusst wird.

Neue Wege zur Lösung des Konflikts

Im Hinblick auf die Blockade-Haltung von Restopolis sei die Aktion, einen Umweg um die Schulkantine zu machen, keine effektive Lösung. Außerdem seien die Stellen, wo die Schüler während des Boykotts Essen kaufen, schlichtweg überlastet. Längere Wartezeiten in der Mittagspause waren dort die Folge. Aus diesen Gründen hat sich die Schüler-Vertretung entschlossen, den Boykott zu beenden.

Jetzt prüfe man andere Wege zur Lösung des Konflikts, so Bill Wirtz vom Schülerkomitee am Donnerstag gegenüber Tageblatt.lu. Die Schüler wollen den juristischen Hintergrund genauer unter die Lupe nehmen. „Eine europäische Direktive schreibt vor, dass das Euro das offizielle Zahlungsmittel in den Kantinen ist“, erklärt Bill Wirtz. Diese EU-Richtlinie sei auch im Luxemburger Recht verankert, so der Schülervertreter. „Theoretisch bedeutet das, dass man auch mit Münzen und Scheinen an den Kassen in der Kantine bezahlen kann“, deuten die Schüler diese Vorschrift. Wie jedoch die Richtlinie tatsächlich ausgelegt werden kann, wissen die Schüler nicht. Jetzt wollen sie sich mit anderen Schülerkomitees treffen, um das weitere Vorgehen in dieser Angelegenheit zu beraten, berichtet Bill Wirtz.

Bis es soweit ist, sind die Schüler in der knappen Mittagspause auf die Verpflegung in der Kantine angewiesen. Sie nehmen weiterhin lange Schlangen und damit eine kürzere Mittagspause in Kauf. Eine „erfolgreiche Aktion“ sei der Boykott des Kantinenessens trotzdem gewesen, freuen sich die Schüler-Vertreter des Athenäums am Donnerstag. Viele Mitschüler haben sich dem Protest, der am 9. November begonnen hatte, angeschlossen. Mehr Zulauf bestätigten die angrenzenden Snack-Bar und Konditorei, sowie der Bäcker, der in einer kleinen Pause am Campus Kaffeeteilchen verkauft, berichtet Wirtz.