Poetry-Slam in Niederanven

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Über alltägliche Ängste und Distanzen und eine Kreuzfahrt

Den Anfang in ein verlängertes (kulturelles) Pfingstwochenende konnte man am Freitag im Kulturhaus Niederanven mit dem Poetry-Slam genießen. In einem äußerst schönen Ambiente mitten in Niederanven ist es den Veranstaltern gelungen, eine Gartenidylle zu kreieren, die es dem Zuschauer mehr als angenehm machte, das fast dreistündige (!) Programm wohlwollend zu begleiten.

Die Stimmung zwischen Bier und Bratwurst, Liegestühlen und gemütlichem Beisammensitzen auf dem Gras war durchweg sehr gut und man entwickelte schnell eine Sympathie für die Slammer und für die beiden Moderatoren des Abends, dem selbstgerechten Stück Zuckerwatte Luc Spada und dem „Koryphäen“-Slammer Michel Abdollahi.
Das Prinzip des Poetry-Slam sei an dieser Stelle nochmals kurz erklärt: In Zweier- bzw. Dreierrunden treten die Slammer gegeneinander an. Das Publikum entscheidet anschließend durch das lautere Klatschen, Pfeifen usw., wer die Runde gewinnt und in der nächsten mit einem neuen Text wieder antreten darf, um sich dann gegen einen anderen durchzusetzen.

Die „Pfingstedition“ bot mit neun Künstlern (der vorgesehene zehnte Künstler blieb leider verschollen) das bisher größte Aufgebot an internationalen und nationalen, an Eingefleischten und Newcomern im Poetry-Slam in Niederanven. Und schnell zeigte sich: Poetry-Slam ist eine Kunst, die es zu beherrschen gilt!

Denn der Spagat zwischen Geschichten-Erzählen und rhythmischem Vortragen, zwischen Metapher und Intonation, zwischen Lyrik und Klang ist ein sehr herausfordernder. Einige meisterten diesen scheinbar problemlos, bei anderen sah man die Konsequenz eines „klanglosen“ Vortrags: Das Publikum geht verloren und man verliert den „Battle“ …

Eine dynamische Reise ins Innenleben

Nichtsdestotrotz, Poetry-Slam kann als dynamische Reise in das eigene Leben definiert werden: Da wären zum Beispiel Fragen nach Integration, nach Neuem und Altem, nach Bekanntem und Unbekanntem, nach dem Fremden und dem Eigenen, Fragen über Liebe und Hass und Erfahrungen, Fragen über Distanzen als Luftlöcher und den eigenen Grenzen im Herzen, Fragen über verkorkste Mädelsabende und allgemein bekannte Haarparanoia (jede Frau kennt „das eine Haar“).

Oder Fragen über Mut und den Körper als das eigene Schlachtfeld, Fragen über das Bedrohliche der Welt und materielle Vergänglichkeit, Fragen über die moderne Mobiltelefon-Generation und das Totschweigen, das schlimmer als der Tod sein kann, Fragen über German Angst und Unsicherheiten.

Schlussendlich dürfen Fragen über den „Weißen Bären“ ebenso gestellt werden wie die Frage, was besoffene Nilpferde auf einem Kreuzfahrtschiff zu suchen haben.

Man bemerke: Jegliche Bezüge zur „Päischt-Croisière“ wurden einzig und allein von Luc Spada hergestellt.

Eine Institution in Niederanven

Das Poetry-Slam in Niederanven hat sich zu einer Institution entwickelt, die nicht ohne Grund ein volles Haus (oder in diesem Fall: vollen Garten ) vorzeigen kann: Die Stimmung war hervorragend, das Ambiente einladend, das Identifikationspotenzial für jedermann gegeben.

Des Weiteren funktionierten Spada und Abdollahi als Moderatoren-Duo (Gauthier Destenays Fotoauftritt, Herzogin Kates Besuch in Luxemburg und Faustis „2 Bulle Mokka“ dienten als Auslöser hochbrisanter und fesselnder Auseinandersetzungen der beiden).

Übrigens: Der Text über die Kreuzfahrt wurde vom Publikum zum Gewinner erklärt …
Passend zum Beginn der „Päischt-Croisière“ am vergangenen Samstag (tua culpa, liebes Publikum …).