Herr Schulz, wie groß ist ihre Enttäuschung?
Ich hätte mir ein anderes Ergebnis gewünscht und das wäre auch besser für Großbritannien und besser für Europa gewesen. Aber die britischen Wähler haben anders entschieden und das respektiere ich selbstverständlich. Nun müssen wir mit diesem Ergebnis verantwortungsvoll umgehen.
Droht jetzt ein Zerbrechen, ein Kollaps der gesamten EU?
Nein, das glaube ich nicht. In den meisten Mitgliedsländern ist die überwältigende Mehrheit klar für Europa. Gerade angesichts der Gedenktage, die wir in diesem Jahr begehen und bei denen wir an die Schrecken des 1. und 2. Weltkrieges erinnern, spüren die Menschen doch sehr genau, dass die europäische Einigung seit Jahrzehnten einen stabilen Frieden auf unserem Kontinent sichert. Wir sind der sicherste, stabilste und wohlhabendste Kontinent weltweit und wir sollten alles dafür tun, dass das so bleibt. Angesichts der globalen Herausforderungen ist nun ein solidarisches Unterhaken in Europa gefragt, nicht ein nationalistisches Gegeneinander.
Aber wie wollen Sie einen Dominoeffekt verhindern?
Viele Populisten wittern jetzt Morgenluft und wollen ihren parteipolitischen Profit aus dem Abstimmungsergebnis in Großbritannien ziehen. Dabei ist doch jetzt schon abzusehen, dass Großbritannien auf schwierige Zeiten zuläuft: Das Pfund gerät ins Wanken und Schottland hat bereits erklärt, dass sein Platz eher in Europa ist. Vielleicht sehen wir eher einen negativen Dominoeffekt in Großbritannien und nicht in Europa, wenn erst einmal die Folgen dieser Abstimmung sichtbar werden.
Lesen Sie das vollständige Interview in der Samstag-Ausgabe des Tageblatt (25.06.2016)
De Maart

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