Sonntag9. November 2025

Demaart De Maart

Nukleare Fragen: keine Einigkeit, trotzdem ein Abkommen

Nukleare Fragen: keine Einigkeit, trotzdem ein Abkommen
(Tageblatt-Archiv)

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Anlässlich der „Gäichel“-Gespräche der luxemburgischen und belgischen Regierungen am Montag wurde ein Abkommen unterzeichnet, das Luxemburg das Lagern und Entsorgen seines radioaktiven Abfalls auf 30 Jahre garantiert. Einigkeit über die prinzipielle Nutzung der Nuklearenergie zwischen beiden Ländern gibt es trotzdem nicht.

„Wir wären froh, wenn in Europa die Nuklearenergie nicht mehr die Zukunft wäre“, wiederholte Premier Xavier Bettel auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem belgischen Amtskollegen Charles Michel die allgemeine Position der Luxemburger Regierung (Link).

Was die belgischen Atommeiler in Doel und im nahe gelegenen Tihange angeht, sagte Bettel, er wäre froh, wenn hier 2025 die Lichter aus seien. Das gelte natürlich auch für das französische AKW Cattenom, „auch das sind alte Meiler“. Bis dahin sei das Wichtigste für Luxemburg, immer informiert zu sein über Doel und Tihange: „Und zwar über alles, was dort vorgeht“, bekräftigte Bettel.

Bis 2025 oder nach 2025?

Charles Michel versicherte auch, dass man für diesen Informationsfluss und die Sicherheit in den Reaktoren alles machen werde: „In gemeinsamen Kommissionen wollen wir für höchstmögliche Transparenz sorgen. Was die Sicherheit angeht, werden wir keine Abstriche machen.“

In einem Gesetz ist derzeit als Zeitpunkt für den Ausstieg aus der Nuklearenergie in Belgien 2025 festgehalten. In der einzigen flämischen Frage und Antwort der ansonsten auf französisch laufenden Pressekonferenz sagte Michel derweil „nach 2025“ … aber das war bestimmt ein Missverständnis der Übersetzung; respektive meinte er den belgischen Energie-Mix nach 2025. An diesem neuen „mixe stratégique“ werde gearbeitet, sagte Michel zuvor in seinen Ausführungen. Es gehe darum Planungssicherheit zu schaffen für die Zeit „danach“, und während dieser Zeit die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Ab 2015 für 30 Jahre

Im ursprünglichen Gesetz von 2003 war als Ausstiegsdatum übrigens 2015 festgehalten worden. 2013 und 2015 wurde das Gesetz dann überarbeitet. Belgische Umweltschutzvereinigungen kritisieren denn auch, dass das Ausstiegsdatum viel zu leicht zu ändern sei.

Was das unterzeichnete Abkommen über das Lagern und das Entsorgendes Luxemburger radioaktiven Abfalls angeht, so hat dieses ab 2015 eine Laufzeit von 30 Jahren. Es kann retroaktiv auch wirksam sein für radioaktiven Abfall, der nach 2010 entstanden ist.

0,1 Kubikmeter pro Jahr

Das Abkommen übernimmt, resp. verlängert bestehende Verträge, die nun gebündelt wurden. Das Tageblatt hatte sich 2015 mit dem Thema beschäftigt; damals war uns gesagt worden, dass in Luxemburg durchschnittlich 0,1 Kubikmeter radioaktiver Abfall pro Jahr anfallen würden. Dieser stammt v.a. aus Medizin, Forschung und Industrie. Die Mengen seien so gering, dass nur durchschnittlich alle fünf Jahre ein Transport nötig sei, hatte es damals seitens der „Division de la radioprotection“ geheissen.

Weitere Details zur „Gäichel“-Sitzung der beiden Regierungen finden Sie hier und im Tageblatt vom 5. Juli (Print und Epaper).