Neuer Flüchtlingsansturm auf Italien: Mehr als 1300 Bootsflüchtlinge aus dem Kriegsgebiet Libyen haben am Wochenende die kleine Insel Lampedusa südlich von Sizilien erreicht. Am Sonntag kamen rund 300 Bootsflüchtlinge, wie italienische Medien berichteten. Die Küstenwache geleitete die Menschen – darunter 13 Frauen und ein Kind – in den frühen Morgenstunden sicher in den Hafen. Zuvor mussten die Beamten auf See einen beginnenden Brand auf dem Flüchtlingsboot löschen, um die gefährliche Verlegung der Immigranten auf das Boot der Küstenwache zu vermeiden.
In der Nacht zum Samstag waren bereits 1041 Einwanderer mit insgesamt vier Booten auf der Insel angekommen. Die Menschen – darunter 122 teils hochschwangere Frauen und 33 Kinder – seien aus Libyen geflohen, wie auch die Neuankömmlinge. Der Großteil der Flüchtlinge sollte spätestens am Sonntagabend mit einer Fähre nach Sizilien und auf das italienische Festland gebracht werden, um in anderen Flüchtlingslagern unterzukommen.
Berlusconi-Besuch abgesagt
Ein ursprünglich für Samstag geplanter Besuch des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi auf Lampedusa wurde kurzfristig abgesagt. Der Premier wolle vermeiden, die Hilfsmaßnahmen durch seine Anwesenheit zu behindern, teilte die Regierungszentrale in Rom mit. Laut Medienberichten wollte Berlusconi die Insel zur Freihandelszone erklären.
Es sei schon alles vorbereitet gewesen, bedauerte Vizebürgermeisterin Angela Maraventano die Absage. Die kleine Insel kämpft seit langem um politische Aufmerksamkeit und Hilfe. Wegen des Flüchtlingsansturms seit Beginn des Jahres kommen deutlich weniger Touristen nach Lampedusa als erhofft, Medien berichteten am Sonntag von einem Rückgang um 80 Prozent.
Italien und vor allem Lampedusa sind seit Beginn der Umwälzungen in Nordafrika verstärkt Anlaufstelle für Migranten und Flüchtlinge aus dem Mittelmeerraum. Seit Januar strandeten mehr als 43 000 Menschen an italienischen Küsten, über 33 000 auf Lampedusa. Etwa 130 Kilometer von der tunesischen Küste entfernt, ist die lediglich 20 Quadratkilometer große Insel seit Jahren für viele verzweifelte Bootsflüchtlinge das ersehnte „Tor nach Europa“.
De Maart

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