Menschen auf der Flucht

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Angesichts der zunehmenden Kämpfe in Syrien verlassen immer mehr Menschen das arabische Land. An der Grenze zum Libanon stauen sich die Autos der Menschen, die sich in Sicherheit bringen wollen.

Die eskalierende Lage in Syrien treibt immer mehr Menschen in die Flucht. Innerhalb von nur 48 Stunden hätten mehr als 30 000 Syrer die Grenze zum westlichen Nachbarland Libanon überquert, sagte eine Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR am Freitag in Genf. Der Ansturm habe mit dem Bombenanschlag auf den Führungszirkel des Regimes von Baschar al-Assad begonnen, bei dem am Mittwoch vier enge Vertraute des Präsidenten getötet worden waren. Unterdessen wurde die UN-Beobachtermission in dem Bürgerkriegsland vom Weltsicherheitsrat ein letztes Mal für 30 Tage verlängert.

Einstimmig akzeptierte das höchste UN-Gremium einen Resolutionsentwurf Großbritanniens. Demnach darf das Mandat der Truppe künftig nur noch dann verlängert werden, wenn UN-Generalsekretär und Sicherheitsrat ausdrücklich feststellen, dass keine schweren Waffen mehr zum Einsatz kommen. Nach Angaben der UN setzt das Regime derzeit Kampfpanzer, Artillerie und Kampfhubschrauber in Wohngebieten ein.

Russland: „Ausbalanciert“

Russlands UN-Botschafter Witali Tschurkin lobte die neue Resolution als „ausbalanciert“. Tags zuvor hatten die Veto-Mächte Russland und China eine Resolution im Rat scheitern lassen, die einen Umbau der militärischen Beobachtertruppe zu einer zivileren Mission vorsah und erstmals auch die Drohung mit Wirtschaftssanktionen enthielt.

Unterdessen verliert die syrische Staatsmacht offensichtlich immer mehr die Kontrolle. Selbst im Zentrum der Hauptstadt Damaskus lieferten sich bewaffnete Oppositionsanhänger am Freitag Gefechte mit Einheiten des Regimes.

Angesichts der Kämpfe suchen immer mehr Syrer ihr Heil in der Flucht: Wie die libanesische Zeitung „Daily Star“ berichtete, stauten sich die Autos am syrisch-libanesischen Grenzübergang Masnaa auf fast einem Kilometer in Viererreihen. Der Kontrollpunkt ist etwa 50 Kilometer von Damaskus entfernt. Aktivisten gingen inzwischen von rund 60 000 syrischen Flüchtlingen im Libanon aus, heißt es in dem Bericht. In der Türkei sind derzeit mehr als 43 000 Syrer als Flüchtlinge registriert.

Armee löst sich auf

Die reguläre syrische Armee löst sich nach dem blutigen Schlag gegen den innersten Machtzirkel Oppositionsangaben immer weiter auf. Schätzungen von Regimegegnern, wonach inzwischen ein Drittel der Soldaten desertiert sein soll, ließen sich von unabhängiger Seite nicht bestätigen. Ein syrischer General und 20 weitere Offiziere flüchteten am Freitag in die Türkei. Damit seien nun 22 Generäle desertiert und aus dem Nachbarland über die Grenze gekommen, berichteten türkische Medien.

Spekulationen, wonach Assad zum Rückzug bereit sei, wies das syrische Informationsministerium zurück. Zuvor hatte der russische Botschafter in Paris, Alexander Orlow, gesagt, Assad sei sich der Ausweglosigkeit seiner Lage bewusst.

Die EU-Außenminister wollen am Montag weitere Sanktionen gegen Syrien beschließen. Zwischen zwanzig und dreißig Personen und zwei bis drei Firmen oder Organisationen sollten neu auf die Sanktionsliste gesetzt werden, kündigten EU-Diplomaten am Freitag in Brüssel. Die EU versucht mit ihren Strafmaßnahmen, den Handlungsspielraum der Führung von Präsident Assad einzuschränken. Dazu friert die EU Gelder auf ausländischen Konten ein oder verhängt Reisesperren.