Macron Favorit im Finale von Frankreichwahl

Macron  Favorit im Finale von Frankreichwahl
(Foto: Bob Edme/AP/dpa)

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Ein chaotischer Wahlkampf nähert sich dem Ende. Die Franzosen entscheiden am Sonntag über ihren neuen Präsidenten. Die Rechtsaußenkandidatin Le Pen verliert nach einer Schlammschlacht im Fernsehen an Zustimmung.

Der frühere Wirtschaftsminister Emmanuel Macron geht laut Umfragen als klarer Favorit in das Finale der französischen Präsidentenwahl. Der Senkrechtstarter könnte am Sonntag auf 61,5 bis 62 Prozent der Stimmen kommen. Das ergaben letzte Umfragen. Die Rechtspopulistin Marine Le Pen erreicht demnach 38 bis 38,5 Prozent.

Der Amtsinhaber François Hollande scheiterte an den Herausforderungen im Élyséepalast und tritt nicht wieder an. Der offizielle Wahlkampf ging am Freitag zu Ende.

Richtungsentscheidung für den ganzen Kontinent

Die Stichwahl gilt wegen Le Pens Anti-EU-Kurs als Richtungsentscheidung für den ganzen Kontinent. Die Bundesregierung in Berlin hofft auf einen Wahlsieg des europafreundlichen Macron. Zur Politik Le Pens sehen die Spitzen von Union und SPD keinerlei Berührungspunkte. Die 48-Jährige will Frankreich aus dem Euro führen und ihre Landsleute über die EU-Mitgliedschaft abstimmen lassen. Auch der ehemalige US-Präsident Obama hat Macron öffentlich unterstützt.

Macron war nach dem einzigen TV-Duell mit Le Pen im Aufwind. Die Front-National-Politikerin war am Mittwochabend ungewöhnlich aggressiv aufgetreten und hatte den 39-Jährigen beschuldigt, ein Konto in einem Steuerparadies zu haben. Die Zeitung „Le Monde“ sprach von einer „Schlammschlacht“.

Le Pen und ihr Verbündeter Nicolas Dupont-Aignan besuchten am Freitag unangekündigt die Kathedrale von Reims im Nordosten des Landes. Dabei kam es zu Protesten. Le Pen verließ das Gotteshaus laut Medienberichten unter Buhrufen durch einen Hinterausgang. Bei der Ankunft Le Pens seien auch Eier geflogen, die die Politikerin aber nicht getroffen hätten, meldete der Sender BFMTV.

Greenpeace-Aktivisten bringen in Paris ein Banner gegen Le Pen am Eiffelturm an

Greenpeace-Aktivisten brachten in Paris ein Banner gegen Le Pen am Eiffelturm an. Die Polizei nahm zwölf Menschen fest. Die Sicherheitsmaßnahmen an dem Wahrzeichen sollen verstärkt werden.

Die Wahl wird – wie schon bei der ersten Runde vor knapp zwei Wochen – von 50 000 Polizisten und zusätzlichen Soldaten geschützt werden. In Frankreich gilt nach einer Terrorserie immer noch der Ausnahmezustand. In der ersten Wahlrunde war Macron auf 24,01 Prozent der Stimmen gekommen, Le Pen auf 21,3 Prozent.

Eine Umfrage des Instituts Ipsos/Sopra Steria sah Macron nach dem TV-Duell bei 61,5 Prozent, 2,5 Punkte mehr als Anfang der Woche. Le Pen kam auf 38,5 Prozent der Befragten, die zur Wahl gehen und für einen der beiden Kandidaten stimmen wollen.

Allerdings gaben 17 Prozent der Befragten, die ins Wahllokal gehen wollen, ihre Wahlabsicht nicht bekannt. Die Frage, wie viele und welche Wähler sich enthalten könnten, gilt als Unsicherheitsfaktor für die Stichwahl. Die Ipsos-Umfrage wurde am Donnerstag erstellt, also nach dem TV-Duell. In einer weiteren Umfrage des Instituts Elabe lag Macron bei 62 Prozent, Le Pen bei 38 Prozent.