Donnerstag13. November 2025

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Luxemburgisch demnächst EU-Amtssprache?

Luxemburgisch demnächst EU-Amtssprache?
(Tageblatt/Alain Rischard)

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Wird Luxemburgisch demnächst in den Rang einer offiziellen EU-Sprache erhoben? Bildungsminister Claude Meisch bestätigt am Mittwoch, dass die Regierung über entsprechende Schritte nachdenkt.

Die Petition 698, welche sich für die Einführung des „Luxemburgisch(en) als erste Amts- und Nationalsprache für alle Einwohner“ (Link) des Landes stark macht, habe sicherlich dazu beigetragen, dass die Sprache noch stärker in die Mitte der gesellschaftlichen Diskussion gerückt sei, sagte Bildungsminister Claude Meisch (DP) in einem RTL-Interview am Mittwochmorgen. „Es fällt auf, dass wir nicht das nötige Selbstbewusstsein haben, wenn es um das Thema Sprache geht.“

Außerdem sei Luxemburgisch die einzige Sprache in der EU, die nicht als solche zur Gruppe der offiziellen Amtssprachen gehöre, so der Politiker. „Wir setzen uns auf das Niveau einer Regional-, einer Minderheitensprache herab“, so der Minister, der gleichzeitig bekannt gab, dass es auf Regierungsebene Überlegungen gibt, das Luxemburgische zu stärken, indem man es als offizielle Amtssprache der Europäischen Union anerkennen lässt. Das sei eine „Anpassung an die Realität“, ohne dass seitenweise Dokumente übersetzt werden müssten.

Praktischer Nutzen

In diesem Zusammenhang verwies Claude Meisch auf das sogenannte irische Modell. Irland habe das Gälische als EU-Amtssprache anerkennen lassen, nutze aber vorwiegend das Englische für die Kommunikation in Brüssel. Welche EU-Dokumente auf Luxemburgisch übersetzt werden müssten, entscheide zunächst die Regierung in Luxemburg, so Meisch.

Eine Anerkennung der Sprache würde unter anderem praktische Vorteile für die Bürger mitbringen. Indem sie EU-Behörden auf Luxemburgisch anschreiben würden, könnten sie auch eine Antwort in dieser Sprache bekommen, führt der DP-Politiker aus.

Außerdem könnte die Erforschung des Luxemburgischen durch diese Maßnahme vorangebracht werden. Bisher sei es so, dass Luxemburg für diesen Zweck vorgesehene EU-Mittel nicht nutzen kann, da die Sprache nicht offiziell anerkannt sei, erklärte der Bildungsminister weiter.

„Selbstbewusster Umgang mit der Sprache“

Für Claude Meisch stellt sich die Frage, warum Luxemburg bisher diesen Schritt der Anerkennung nicht getan hat. „Ich denke, dass wir manchmal nicht selbstbewusst genug mit unserer Sprache umgehen, dass sie uns nicht wichtig genug ist.“ Letzteres lese der Politiker auch bei den tausenden Unterschriften der Petition 698 heraus. Manchmal habe man das Gefühl, dass wenn man sich für das Luxemburgische einsetze, in die rechte Ecke gedrängt wird. „Das ist es aber nicht“, betont der Bildungsminister und grenzt ein, dass es sicherlich in diesem Zusammenhang auch solche Überlegungen gebe.

Im Grunde gehe es darum, das „Luxemburgische weiterzubringen“, so Meisch. Ein Beispiel dafür sei die mehrsprachige Frühförderung, wo es darum geht Kinder viel früher und schneller mit Luxemburgisch oder Französisch vertraut zu machen. Außerdem sollen ab dem kommenden Schuljahr in den Lyzeen Kurse angeboten werden, wo die Schüler „richtig Luxemburgisch schreiben lernen.“

„Kein symbolischer Akt“

„Wir sollten uns Zeit lassen, darüber ernsthaft nachdenken und auf Regierungsebene eine Entscheidung treffen, wie wir weiter verfahren“. Als ein offenes europäisches Land mit einem internationalen Finanzplatz und einer dynamischen Wirtschaft „sollten wir die Tradition nicht vergessen, unsere Sprache hochhalten und unsere Kultur weitervermitteln – sowohl an die nächsten Generationen als auch an die Menschen, die zu uns kommen“, plädiert Claude Meisch.

Da diese Idee nicht zum ersten Mal in Luxemburg zur Debatte steht, könnte der „‚Fact finding‘ relativ schnell“ stattfinden, so Meisch. Im Zusammenhang mit der Petition 698 müsse sich die Regierung positionieren, sagt der Minister. Jedoch soll die Amtsprachen-Aufwertung kein „sybolischer Akt“ bleiben, sondern eine Möglichkeit unter vielen darstellen.

Derzeit werden die Bedingungen geprüft, die Luxemburg für die Anerkennung erfüllen muss. Wie groß der Finanzierungsumfang für die anfallenden Übersetzungsleistungen sein wird, das könne man zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehen, schloss Minister Meisch ab.