Luxemburger Blick nach Saudi-Arabien

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Die Wurzeln des Terrors liegen in Saudi-Arabien, meint der Vizepräsident der Shoura, Jean-Luc Karleskind. Die Musulmanen sollten sich von der Instrumentalisierung des Islams durch Saudi-Arabien distanzieren.

Nach den Terroranschlägen in Frankreich ist der Druck auf die moslemischen Gemeinschaften in Europa gewachsen, sie mögen sich doch bitte sehr von den Islamisten distanzieren. Diese Forderung könnte nach den Gewaltakten an diesem Wochenende in Kopenhagen weiteren Auftrieb bekommen.

Unterstützung aus Katar

Saudi-Arabien finanziert massiv die Errichtung von Gotteshäusern in der ganzen Welt und fördert damit auch die Verbreitung seiner Version des Islams. Ob saudisches Geld für derlei Zwecke auch nach Luxemburg fließt, ist nicht bekannt. Gewusst ist jedoch, dass Unterstützung aus Katar kommt. So zählt die Vereinigung „Le juste Milieu“, die ein Gotteshaus in Bonneweg betreibt, die katarische Wohlfahrtsorganisation „Qatar Charity“ zu ihren Spendern, wie der Sprecher von LJM, Jean-Luc Karleskind, in einem Gespräch für RTL im August 2012 sagte. Die Organisation hatte 2011 zu Spenden für das Projekt einer Moschee aufgerufen. Man habe auch internationale Organisationen um Spenden gebeten, so LJM laut tageblatt am 12.August 2012.

Wie gerufen kommt die Stellungnahme des Vizepräsidenten der Luxemburger Shoura, Jean-Luc Karleskind. Darin nimmt er in persönlichem Namen Stellung zur Frage der kollektiven Verantwortung der Moslems für die Terrorakte und des „gewalttätigen Islames“.

Die Wurzeln des islamistischen Terrors verortet Karleskind in Saudi-Arabien. Vor IS und El Qaida gab es den Terror in Algerien in den 1990er Jahren. Diese Version des Dschihad wurde von afghanischen Veteranen des Ben Laden importiert, erinnert Karleskind. Ben Laden seinerseits war von der CIA und Saudi-Arabien gefördert worden, um den Kommunismus der Sowjetunion zu bekämpfen. Für Karleskind ist demnach klar: Eine gewisse Auslegung des Islams, wie sie in den saudi-arabischen Universitäten gelehrt wird, schafft den intellektuellen und religiösen Nährboden, auf dem die „giftige Ideologie“ wächst.

Im Interesse Saudi-Arabiens und der USA

Der Islam werde im Interesse des saudi-arabischen Königreiches und seiner Beschützer aus den USA instrumentalisiert. Doch bei den westlichen Regierungen finde sich niemand, um das saudi-arabische Regime zu verurteilen, dessen Idelogie und Strafgesetzbuch vom Islamischen Staat (IS) geteilt wird, klagt Karleskind an. Dass man freche Blogger auspeitscht, öffentlich Hände abhackt, Frauen das Autofahren verbietet, andere Religionen untersagt, stört angeblich keinen der großen Freiheitskämpfer, die am 11. Januar in Paris mitdemonstrierten und am Begräbnis des verstorbenen saudischen Königs Abdallah teilnahmen.

Die Moslems Luxemburgs und Europas müssten sich eindeutig von der Instrumentalisierung des Islams durch Saudi-Arabien, von der Politik und der Lebensweise der saudischen Führer distanzieren, fordert Karleskind. Auch müssten sie die unwürdige Behandlung verurteilen, die den armen, aus den Golfstaaten importierten Arbeitskräften zuteilwird.

Für eine Entschuldigung oder gar öffentliche Distanzierung der islamischen Gemeinschaft wegen der islamistischen Terroranschläge sieht Karleskind keinen Anlass. Statt von muslimischer Gemeinschaft zu reden, müsse man von einer Bevölkerung muslimischen Glaubens sprechen, sagt er. Es könne nur eine individuelle Verantwortung geben. Und es sei richtig, dass die Moslems sich in persönlichem Namen an den Kundgebungen gegen den Terror beteiligten.

Ein Dachverband

In Luxemburg wende man sich oftmals an die Shoura als moslemische Gemeinschaft. Dabei sei die Shoura lediglich ein Verband von Vereinigungen, deren Mitglieder kulturell und sozial unterschiedlich seien und eine unterschiedliche Darlegung des Islams haben. Die Aufgaben der Shoura reduziert Karleskind auf Koordinierungsaufgaben, etwa bei der Abstimmung der religiösen Feiertage der Moslems. Auch sei sie die Vertreterin der muslimischen Gemeinschaften bei Gesprächen mit dem Staat.

Die Musulmanen sind gewöhnliche Bürger, betont Karleskind. „Wir sind nicht an den Ausschreitungen beteiligt, die im Namen einer verdorbenen Auslegung des Islams ausgeführt werden“. Diese Verbindung werde sogar als regelrechte Ohrfeige empfunden.