Zu Gast: die Aufseher der Finanzwelt

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Zum ersten Mal in ihrer Geschichte findet das wichtigste Zusammentreffen der internationalen Vereinigung der Wertpapieraufsichtsbehörden "Iosco" in Luxemburg statt.

Auch wenn „Iosco“ den wenigsten Menschen ein Begriff ist, so können ihre Ratschläge doch fast jeden Mensch betreffen. „Für Luxemburg ist es eine große Ehre, Gastgeber dieser Konferenz zu sein“, sagte Jean Guill, Direktor der Luxemburger Finanzaufsicht CSSF, vor Journalisten. Mehr als 200 Aufsichtsbehörden aus 110 verschiedenen Ländern sind Mitglieder bei Iosco. „Damit decken wir rund 95 Prozent der Finanzregulatoren der Welt ab.“

Am Rande der Iosco-Konferenz hat die Luxemburger Börse ein „Memorandum of Understanding“ mit der Börse von Shenzen unterschrieben. Beide hoffen auf einen künftigen Ausbau der Geschäftsbeziehungen..

Iosco ist jedoch nicht befugt, echte, bindende Entscheidungen zu treffen. Alles, was im Rahmen der Konferenz (mit vielen unterschiedlichen Arbeitsgruppen) diskutiert wird, wird als Ratschläge an die Heimatländer sowie an die G-20 oder den Internationalen Währungsfonds weitergeleitet.

700 Besucher

Da die Organisation jedoch fast die ganze Welt zu ihren Mitgliedern zählt, werden die Ratschläge oft gehört. Allein für die Konferenz in Luxemburg haben sich rund 700 Besucher angemeldet. Die Konferenz, die gleichzeitig eine Art Jahreshauptversammlung der Vereinigung ist, hat am Sonntag begonnen. Seitdem beraten und diskutieren Arbeitsgruppen zu bestimmten Themen hinter verschlossenen Türen.

Am Mittwoch begann der offizielle Teil der Konferenz, zu dem auch Nicht-Mitglieder zugelassen waren. Die Eröffnungsrede von gestern hielt Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker.

Die Iosco-Konferenz findet nur eine Woche nach der ALFI-Herbstkonferenz in den gleichen Räumlichkeiten im Konferenz-Zentrum Kirchberg statt. Äußerlich ähnelt sich vieles, doch bei Iosco sind die Besucher die Finanzaufseher dieser Welt. So werden – im Gegensatz zur ALFI-Konferenz – am Eingang Sicherheitskontrollen wie an einem Flughafen durchgeführt.

Eine Referenz für die gesamte Welt

„Wir wollen die globale Referenz sein, was das Einführen von Standards (in der Finanzbranche) angeht“, so Greg Medcraft, Direktor der Finanzaufsicht Australiens und Präsident von Iosco, gestern vor Journalisten.

Mit von der Partie war am Mittwoch auch Charles Kieffer, ehemaliger Direktor der CSSF. „Ich bin bereits seit 1986 mit dabei“, erzählt er. „In einer globalisierten Welt ist es wichtig, dass sich die Aufseher gegenseitig kennen. Wenn man Probleme hat, kann man sie so schneller lösen.“

Zu den Thematiken, die in der Konferenz angesprochen wurden, zählen das Reduzieren von globalen systemischen Risiken, die Komplexität von Finanzinnovationen, die Unterstützung der Aufsichten der schnell wachsenden Schwellenländer, ein Ausbau der Zusammenarbeit, islamische Finanz, die Finanzierung von mittelständischen Unternehmen oder der Schutz von Investoren. Als potenziell riesengroßes Risiko bezeichnet Greg Medcraft die Cyberkriminalität. „Dieses Thema werden wir weiter unter die Lupe nehmen müssen.“ Daneben bereitet auch die „abnehmende Qualität von Audits“ den Aufsehern Sorgen.

Nächstes Jahr wird die Iosco-Konferenz in Rio stattfinden. Danach sind London und Lima an der Reihe. „Für Luxemburg war es wohl ein einmaliges Ereignis“, sagte ein Teilnehmer.