Vogelzwitschern einmal anders

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LUXEMBURG - Am Ostermontag findet jedes Jahr die Emaischen statt. Das beliebte Volksfest wird in Luxemburg und in Nospelt organisiert und zieht mehrere Tausend Besucher an.

Die Herkunft des Namens „Emaischen“ kommt von Emmaus. Emmaus bedeutet „warme Quelle“ und war ein vergleichsweise häufiger Ortsname oder Namenszusatz zu Zeiten Christi. Die Jünger Christi sollen laut Lukas-Evangelium während ihrer Wanderung von Jerusalem nach Emmaus, einem Marktflecken in Palästina, Christus vor dessen Wiederauferstehung begegnet sein, ihn aber nicht sofort wiedererkannt haben. Erst als er beim Abendessen das Brot brach, erkannten sie ihn wieder und überbrachten die frohe Kunde den anderen Jüngern. Um dieses „Wiedersehen“ zu feiern, wird am Ostermontag die Emaischen veranstaltet. Die Töpfer aus Luxemburg feierten jedoch am selben Tag ihre Bruderschaft mit dem Emmaus-Markt. So wurde eine Verbindung zwischen der biblischen Reise nach Emmaus und der Töpferei hergestellt.

Die Emaischen ist ein altes Fest. Es wurde im 19. Jahrhundert in Luxemburg ins Leben gerufen. Damals feierten die Töpfer an jedem Ostermontag in der Sankt-Michael-Kirche ihre Bruderschaft. Nach der Messe wurde ein Emmaus-Markt veranstaltet, wo sie ihre Ware anboten.
Der erste schriftliche Beweis für die Emaischen datiert aus dem Jahre 1827, als ein Polizeioffizier dem Gemeinderat vorschlägt, den Markt nicht mehr vor der Sankt-Michael-Kirche, sondern auf den Fischmarkt zu veranstalten, um die Messen nicht zu stören.
Im 20. Jahrhundert verwandelte der Emmaus-Markt sich vom reinen Keramikmarkt zu einem Krimskrams-Markt. Jedoch blieben die Tonpfeifen eine der Hauptattraktionen der Emaischen. 1914 starb der letzte „Aulebäcker“ in Nospelt, wo seit 1458 die Keramikvögel hergestellt wurden. Nach dem ersten Weltkrieg fand dennoch wieder eine Emaischen in der Hauptstadt statt. Das Fest hatte aber nicht mehr den Erfolg der Vorkriegszeit. Die Vögel wurden nicht mehr in Luxemburg sondern in der Eifel produziert.
Im Jahre 1937 entschied dann der Interessenverein „Comité Alstad“, die Tradition des Peckvillchen neu zu beleben. Es wurden wieder Keramikvögel im Großherzogtum, genauer im Reckendall, gefertigt. Der Ton für die Kunstwerke kam aus Nospelt. Ab 1957 dann wurde ebenfalls in Nospelt eine Emaischen organisiert, die sich großer Beliebtheit erfreute. (Tageblatt.lu)

Anlässlich dieses Osterfestes boten die Töpfer auch spezielle Keramikvogelpfeifen zum Verkauf an. Im Volksmund werden sie „Peckvillercher“, „Léinefässercher“, „Spriddelcher“ oder „Freieschtasen“ genannt. In den letzten Jahren tauchen immer öfters Peckvillercher aus anderen Materialien, wie Porzellan, Gips oder sogar Glas auf. Der Peckvillchen macht Schule: Es werden immer mehr andere „Musik-Tiere“ verkauft, auf denen man sogar bis zu zwei Oktaven pfeifen kann.

Etwas für jeden Geschmack

Welche Farben sind in? Welche Form haben die Peckvillercher 2011? Welche Motive sind die beliebtesten? Es gibt keinen Trend: die Vögel werden jedes Jahr in den verschiedensten Farben hergestellt, erklärte einer der Veranstalter gegenüber Tagelbatt.lu. Die Farbe sei ohnehin nicht so wichtig, sondern der Klang, erklärte Jean M. ein Sammler der Kunstvögel gegenüber Tageblatt.lu. Ein Original-Peckvillchen muss einen Ton in zwei verschiedenen Höhen spielen können. Sehr beliebt seien die einfachen, wenig verzierten, rot-braunen Pfeifen. Jedes Jahr können Sammler in Nospelt handsignierte und nummerierte (0 bis 200) Peckvillercher erwerben.

In Nospelt hat der Peckvillchen-Interessierte auch die seltene Möglichkeit, dem Töpfer bei der Arbeit über die Schulter zu schauen und im Töpfereimuseum (12 rue de Mamer L-8390 Nospelt) etwas über die Geschichte der Keramikvögel zu erfahren. Dort befindet sich auch das Atelier des letzten professionellen Töpfers.

Geselliges Beisammensein

In Luxemburg und in Nospelt steht aber vor allem das Feiern und gesellige Beisammensein im Mittelpunkt. Konzerte, Animationen, Spiele usw. sorgen für vergnügliche Stunden.

Informationen auf der Internetseite: www.emaischen.lu, www.vdl.lu