„Ich red’ mit dir. Aber nur, wenn du die Wahrheit schreibst“, sagt der junge Mann und schaut seinem Gegenüber direkt in die Augen. Mit fragendem Blick wendet sich der Ansprechpartner an seine Mitstreiter, als suche er Unterstützung für das anstehende Unterfangen. Dann widmet er sich wieder dem Journalisten, der zusammen mit knapp 200 Demonstranten in Richtung Philharmonie marschiert. „Wir wissen ja alle, dass ihr es mit der Wahrheit nicht so genau nehmt“, fügt er grimmig hinzu.
Es ist erst das zweite Mal, dass die Proteste dieser Bewegung gegen die Covid-Politik der Regierung offiziell bei der Stadt Luxemburg gemeldet wurden. Immer wieder sind vergangene Veranstaltungen aus dem Ruder gelaufen. Zum einen, weil sie nicht gemeldet waren, zum anderen, weil sich die Teilnehmer nicht an die ausgewiesene Protestzone zwischen Glacis und Kirchberg halten wollten und vereinzelte Demonstranten regelrecht auf Konfrontation aus waren.
„Jetzt, da wir schön brav auf Kurs bleiben, könnt ihr uns nicht mehr unterstellen, auf Krawall aus zu sein“, meint der Ansprechpartner. „Vergiss es! Die Lügenpresse findet immer einen Grund, uns schlechtzumachen“, meint hingegen ein weiterer junger Mann. Er lacht, doch sein Gesichtsausdruck verrät den Ernst seiner Aussage. „Lügenpresse“, „Medienhure“ und „Scheiß Journalisten“ sind nur eine Auswahl der Schimpfwörter, mit denen sich Reporter inzwischen im Netz oder bei Veranstaltungen dieser Art abfinden müssen. Das Misstrauen gegenüber der Presse scheint groß, der Graben zwischen Demonstranten und Medien unüberbrückbar.
Handlanger und Schlafschafe
Besonders ausgesetzt sind Kameraleute und Fotografen, die anhand ihrer Ausrüstung schnell als Medienvertreter ausfindig gemacht werden können. Vertreter der schreibenden Zunft können sich etwas unauffälliger zwischen den Demonstranten bewegen. Doch beim Interview müssen auch sie Farbe bekennen, was sich im direkten Umkreis rasch herumspricht. Um den Reporter sammeln sich denn auch ein halbes Dutzend Protestler, die ihrem Ärger über die Berichterstattung der nationalen Medien prompt Luft verschaffen wollen.
Es folgt eine Unmenge an Vorwürfen, Kritiken und Versuchen, den Medienvertreter von der eigenen Auffassung zu überzeugen. Die Regierung verdrehe Zahlen und spiele mit der Gesundheit unserer Kinder, die Impfung sei nichts anderes als ein fehlgeleitetes Gen-Experiment, die Pandemie ein Vorwand, die Bevölkerung gefügig zu machen. Die Presse stecke mit Politikern und Pharmaunternehmen unter einer Decke, meint ein Ansprechpartner. Für einen anderen Demonstranten sind die Journalisten nichts anderes als „schwache Handlanger“ eines „Terror-Regimes“, eine Art „Schlafschafe“, die blind „Lügen nachplappern“, die ihnen vorgelegt werden.
Nicht alle glauben sie an eine globale Verschwörung. Viele wollen sich nur nicht vorschreiben lassen, was sie tun und lassen sollen. Andere wiederum haben ein Problem mit der Impfung oder glauben, Covid-19 sei nur eine harmlose Grippe, die Reaktion von Wissenschaft und Politik maßlos übertrieben. Einig sind sie sich aber in einem Punkt: Die klassischen Medien seien korrupt und die Journalisten „von oben“ gesteuert. „Ihr werdet doch dafür bezahlt, die Geschichten zu verbreiten, die euch von den Ministern vorgelegt werden“, meint einer der Anwesenden.
Als Argument wird die Pressehilfe zitiert, die Luxemburger Medien vom Staat empfangen. Für ihn sei damit erwiesen, dass die Presse nicht unabhängig berichten dürfe, so ein junger Mann. Unter dem Strich sind es immer die gleichen Vorwürfe an die „klassischen Mainstream-Medien“: Man sei blind und unkritisch, unterwürfig und korrupt. Mitteilungen der Regierung stelle man genauso wenig infrage wie Studien der Gesundheitsbehörden und Pharmaindustrie. Umstrittene Wissenschaftler, wie der Mikrobiologe Didier Raoult, Nobelpreisträger Luc Montagnier oder der Luxemburger Mediziner Benoît Ochs versuche man mit allen Mitteln zu verunglimpfen und mundtot zu machen. Man verdrehe Zahlen, man schüre Angst und Panik innerhalb der Bevölkerung, um Zeitungen zu verkaufen.
Auch die Luxemburger Protestbewegung werde von den Medien falsch dargestellt. „Kleine Unruhen werden aufgebauscht und als gewalttätige Auseinandersetzungen verkauft. Ihr reißt eine Aktion aus dem Kontext und stellt sämtliche Teilnehmer unter Generalverdacht. Friedlich demonstrierende Familien werden als aggressive Extremisten dargestellt und wir werden alle in einen Topf geworfen und als Schwurbler abgestempelt“, fasst der Ansprechpartner zusammen.

„Der Titel sagt alles“
Dass das Tageblatt auch Gegner der aktuellen Covid-Politik zu Wort kommen lässt, die Beweggründe der Demonstranten beleuchtet und Anhänger regelrechter Verschwörungstheorien von besorgten Protest-Teilnehmern unterscheidet, die einfach nur Fragen bezüglich verschiedener Maßnahmen haben, wollen die Gesprächsteilnehmer am Samstagnachmittag nicht gelten lassen. Der Bitte des Journalisten, doch einfach mal persönlich nachzulesen, werden sie wohl nicht nachkommen: Die Zeitung verstecke doch alle Covid-Artikel hinter einer Paywall, so die Antwort.
„Auf keinen Fall zahle ich auch noch ein Abo für diese Lügen“, winkt der ursprüngliche Ansprechpartner ab. Wie er dann wissen wolle, dass es sich dabei um Lügen handele, wenn er die Artikel nicht mal liest? „Ich sehe doch auf Facebook, was ihr so verbreitet. Der Titel sagt alles“, meint der junge Mann und schreitet weiter. „Schreib die Wahrheit!“, ermahnt er den Journalisten noch einmal, bevor er sich wieder den Parolen widmet, die seit Beginn des Marsches skandiert werden.
Von etwas weiter vorne weht der rote Dunst eines Bengalos über den Protestmarsch. Der Journalist mischt sich indessen wieder unbemerkt unter die Menschenmenge. Von einem halben Dutzend Ansprechpartnern an diesem Samstagnachmittag auf sämtliche Protestteilnehmer zu schließen, wäre falsch. Eine Dame, die das Gespräch aus einiger Entfernung verfolgt hat, lächelt dem Medienvertreter aufmunternd zu. „Eigentlich wollen wir alle das Gleiche“, sagt die Frau im bunten Mantel. „Dass dieser ganze Spuk endlich ein Ende hat.“ Wie auch immer das gemeint war: Recht hat sie!
Friedliche Proteste
Mehrere hunderte Demonstranten haben am Samstagnachmittag in Luxemburg-Stadt wieder gegen die Covid-Politik der Regierung protestiert. Offiziell waren zwei Veranstaltungen angemeldet worden: die „Saturday for Liberty“ sowie die Demo des „Luxemburger Bürgerkollektivs“.
Während sich die rund 50 Teilnehmer der „Saturday for Liberty“ vorrangig am Glacis aufhielten, zogen rund 200 Demonstranten über die „Rote Brücke“ zur Philharmonie. Die Polizei hatte rund 150 Teilnehmer gezählt. Dabei forderten die Protestler lautstark „liberté, liberté!“, „Wir wollen keinen sanitären Pass“ und „Finger weg von unseren Kindern!“. Die Brücke musste eine Zeit lang gesperrt werden. Auch die Tram musste rund zehn Minuten lang den Betrieb einstellen. Laut Polizei, die mit einem großen Aufgebot vor Ort war, sind die Proteste friedlich verlaufen.
Am Samstag waren erneut nur wenige hundert Demonstranten zu den zwei Veranstaltungen erschienen. Die geringe Zahl sei vor allem auf die aktuelle Infektionswelle zurückzuführen: Aus den Reihen der Organisatoren war zu vernehmen, dass sich derzeit viele Sympathisanten der Bewegung in Quarantäne befinden.

De Maart

Sind das die Leser von l'Essentiel und Hörer von RTL, na dann könnt ihr bald die Bude schliessen. :-)
Früher sagte man, wenn es in der Zeitung steht.
Heute sagt man, wenn es auf FB usw.steht.
Mal selbst überlegen und nicht nur auf den asozialen Medien lesen❣
Eine Gratiszeitung boykottieren?
Wie geht das denn?
Das sieht man, welch Geistes Kind das sind.
"Ich sehe doch auf Facebook, was ihr so verbreitet." Damit ist also nochmals unterstrichen worden, dass diese Leute sich auf Facebook, Telegramm, Youtube u.s.w. "informieren". Einfach lächerlich.