Luxemburg„Druck hilft meist nicht“ – Impfskeptiker sprechen über ihre Bedenken, Experten gehen darauf ein

Luxemburg / „Druck hilft meist nicht“ – Impfskeptiker sprechen über ihre Bedenken, Experten gehen darauf ein
Das Tageblatt hat einige Impfskeptiker und Impfverweigerer zu Wort kommen gelassen.  Foto: Editpress

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Die Politik mahnt, die Politik fleht, die Politik macht Druck, doch Luxemburg erreicht seine Impfziele nicht. Aber wer sind die Impfskeptiker, was sind ihre Beweggründe? Wir lassen einige von ihnen zu Wort kommen. Zwei Mediziner und ein Psychologe helfen bei der Einordnung.

Premier Xavier Bettel sagte bei seinem „Etat de la nation“, Luxemburg habe noch nicht genug Geimpfte, damit wir alle unsere Freiheiten zurückbekommen. Gesundheitsministerin Paulette Lenert bat die Impfskeptiker bei der vorletzten Pressekonferenz darum, mit ihrem Ministerium in Kontakt zu treten und zu erklären, wieso man sich nicht impfen lassen wolle. Mit dem angekündigten Covidcheck für Betriebe wird jetzt Druck aufgebaut. Einerseits haben sich daraufhin in einer ersten Reaktion mehr Menschen impfen lassen. Andererseits zogen am vergangenen Freitag 4.000 Leute bei der „Marche Blanche“ durch Luxemburg-Stadt. 

Das Tageblatt hat die vergangenen Wochen mit Impfskeptikern und Impfverweigerern gesprochen und ihnen zugehört. Einige dieser Aussagen können Sie jetzt hier nachlesen. Eine Ärztin, ein Arzt und ein Psychologe helfen uns bei der Einordnung.

So lesen Sie hier die Aussagen von Christiane (62), der dreifachen Mutter Caroline (39), Anna (58), die die Impfung inzwischen bereut, und Informatiker Fred (36), der zu viele Widersprüche sieht, um von der Impfung überzeugt zu sein. Alle Namen sind geändert, alle anderen Angaben korrekt. Die Einordnungen geben die Ärzte Thérèse Staub und Jean Reuter sowie der Psychologe Charles Benoy. Jean Reuter ist Intensivmediziner am „Centre hospitalier de Luxembourg“ (CHL). Thérèse Staub ist Präsidentin des „Conseil supérieur des maladies infectieuses“ in Luxemburg und arbeitet als Ärztin am CHL. Dr. phil. Charles Benoy ist Psychologe und Psychotherapeut in der Rehaklinik des „Centre hospitalier neuro-psychiatrique“ in Luxemburg und forscht am Zentrum für Psychosomatik und Psychotherapie der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel. Sein Buch „COVID-19 – Ein Virus nimmt Einfluss auf unsere Psyche – Einschätzungen und Maßnahmen aus psychologischer Perspektive“ erschien im Juni 2020 in erster und Anfang 2021 in zweiter, komplett aktualisierter Auflage im Kohlhammer Verlag.

Die vielleicht wichtigsten Sätze zu dieser Geschichte in aufgewühlten Zeiten fiel im Gespräch mit Thérèse Staub: „Wir müssen auch bescheiden bleiben und vor allem sagen, dass wir nicht alles wissen und dass wir jeden Tag neue Daten über das Virus, die verschiedenen Varianten, die Behandlungen und die Impfstoffe erfahren. Das macht unsere Arbeit spannend.“


Christiane ist 62, pensioniert und findet es oft nicht okay, wie Medien mit dem Thema umgehen

Christiane: Ich vertraue meinem Immunsystem, nicht der Pharmaindustrie. Ich kenne auch niemanden, der schwer an Covid erkrankt ist, jedoch kannte ich eine Frau, die zwei Tage nach ihrer Impfung verstarb. Meine 94-jährige Tante hatte zweimal Covid und es blieb beide Male bei einer schweren Erkältung. Trotzdem: Ich leugne überhaupt nichts und weiß, dass Menschen ganz schwer erkranken – aber ich ziehe meine Schlussfolgerungen aus dem, was ich selber erlebe.


Wie gefährlich ist Covid-19?

Thérèse Staub: In Luxemburg starben mehr als 800 Menschen, von denen einige keine Risikofaktoren aufwiesen und einige auch nicht alt waren. Zahlreiche Menschen mussten ins Krankenhaus, manchmal auch auf die Intensivstation, was anschließende Rehabilitationsmaßnahme nach sich zog, um ihren früheren Zustand wiederherzustellen. Auch jetzt gilt noch: Die allermeisten Menschen in Krankenhäusern und auf der Intensivstation sind nicht geimpft. Todesfälle nach Impfungen sind die absolute Ausnahme.


Christiane: Ich habe Angst, im Abseits zu stehen. Ich distanziere mich, kaufe nur das Nötigste ein und gehe kaum unter Menschen. Wenn ich rausgehe, dann eher in den Wald. Masken ziehe ich an, weil ich niemandem Angst machen will und ich weiß, dass viele Menschen sich fürchten. Also halte ich mich dran. Bislang habe ich einmal einen Test gemacht, als ich etwas trinken gehen wollte. Vor der Pandemie bin ich gerne ins Restaurant gegangen. Da habe ich inzwischen eine Hemmschwelle. Ich lehne Tests nicht kategorisch ab, gehe aber den Dingen aus dem Weg, für die es einen Test braucht.


Lassen sich Impfskeptiker überzeugen?

Charles Benoy: Haben wir Menschen uns erst einmal eine Meinung gebildet, neigen wir dazu, alle möglichen Informationen heranzuziehen (oder diese so zu interpretieren), dass sie unsere eigene Sichtweise bestätigen. Die eigene Meinung bevorzugt bestätigen zu wollen und das Hinterfragen der eigenen Meinung möglichst vermeiden zu wollen, ist zutiefst menschlich. Anderenfalls müssten wir uns selbst, unsere eigene Kompetenz und unsere Entscheidungsfähigkeit ständig hinterfragen. Das würde uns verunsichern und wäre im Alltag oftmals dysfunktional.


Christiane: Ich weiß, dass mit dem Ganzen viel Geld verdient wird – und wo viel Geld hingeht, geht mein Vertrauen nicht hin. Ich bin auch erschrocken, dass wissenschaftliche Experten, die einmal anerkannt waren, nicht mehr gehört werden und als Verschwörungstheoretiker dargestellt werden.


Alles Geldmacherei und Zensur in der Wissenschaft?

Thérèse Staub: Die Impfstoffe kosten viel Geld, aber wir haben großes Glück, dass wir sie so schnell bekommen haben. Sie haben kaum Nebenwirkungen und sind wirksam. Auch die vielen Krankenhausaufenthalte verursachen der Gesellschaft hohe Kosten. Einige Wissenschaftler hatten unseriöse Theorien über die Behandlungen und waren in den Medien sehr präsent. Die wissenschaftliche Gemeinschaft muss auf der Grundlage von klinischen Studien, in denen verschiedene Medikamente miteinander verglichen werden, seriös kommunizieren, um sich der Wirksamkeit dieser Behandlungen sicher sein zu können.


Christiane: Die Medien sagen ebenso alle dasselbe, aber das kann es doch nicht sein. Es muss doch eine Diskussion geben. Manchmal lese ich Artikel, die sind so aufgemacht, dass man sich als Ungeimpfte wie eine Kriminelle fühlt. Das finde ich nicht okay, da fühle ich mich in eine Ecke gedrängt. Im privaten Umfeld habe ich dieses Gefühl aber nie. Ich verstehe, dass die Medien im Konkurrenzkampf stehen und sich im Marktgeschrei gegenseitig überbieten müssen. Das war mir auch davor schon klar – wenn du aber plötzlich selber zur Zielgruppe gehörst und das am eigenen Leib erlebst, ist das nicht mehr so schön.


Caroline, 39 Jahre, hat drei Kinder, arbeitet im sozialen Bereich und setzt auf ihre „natürliche Impfung“

Caroline: Ich bin generell nicht für Impfungen. Lieber stärke ich mein Immunsystem. Das ist meine natürliche Impfung. Dafür achte ich auf meine Ernährung und meinen Schlafrhythmus, pflege soziale Kontakte und gehe viel in den Wald. Auch meine mentale Gesundheit ist mir sehr wichtig. Die Corona-Impfung wird immer als „einzige Lösung“ verkauft. Wie es aber nie nur eine Wahrheit gibt, gibt es auch hier keine „einzige Lösung“.


Reicht mein Immunsystem aus?

Jean Reuter: Es reicht in einer Pandemie leider nicht, sich auf ein gutes Immunsystem zu verlassen. Als Beispiel ließe sich Indien nennen. Die Menschen dort sind in einem relativ guten Gesundheitszustand, sind selten übergewichtig und ernähren sich oft vegetarisch. Und trotzdem gab es einen sehr schlimmen Pandemie-Verlauf in dem Land. Es ist sicherlich besser, in einem guten Gesundheitszustand zu sein, aber oft in den Wald gehen und sich gut zu ernähren, reicht nicht, um geschützt zu sein.


Caroline: Jetzt ist schon viel Druck auf Ungeimpfte gemacht worden, aber ich möchte trotzdem die Autonomie über meinen Körper behalten. Ich bin allgemein kritisch, man kann Dinge immer hinterfragen, und das mache ich auch in dieser Pandemie.


Woher kommt der Widerstand gegen das Testen?

Charles Benoy: Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Widerstand daher kommt, dass die oder der Betroffene sich durch Testungen stigmatisiert fühlt. Wenn nur Ungeimpfte sich testen lassen müssen, könnten Menschen sich durch das Testen gesellschaftlich bloßgestellt fühlen, weil dadurch offenkundig würde, dass man persönlich eine andere Meinung hat als die Mehrheit. Der menschliche Verstand tut sich schwer damit, die eigene Meinung zu verändern und sucht meist eher andere Auswege. Der soziale Rückzug aus der Peer-Gruppe ist dabei nicht selten – ein Phänomen, das auch in vielen anderen vergleichbaren Situationen beobachtbar ist.


Caroline: Die Herangehensweise jetzt passt nicht zu meiner Philosophie, was Gesundheit ausmacht – das ist für mich mehr, als Medikamente zu nehmen. Es gibt viele Aspekte, die zur Gesundheit beitragen. Ich betrachte das ganzheitlicher. Ich wollte auch nicht bei den Ersten dabei sein. Das ist kein gewöhnlicher Impfstoff. Zudem war er schnell am Markt und es gab keine richtige Testphase. Eigentlich sind die Impfungen in der Bevölkerung die Testphase, und da will ich nicht dabei sein.


Kam der Impfstoff zu schnell?

Jean Reuter: Es stimmt, dass die Entwicklungsphase sehr schnell ging – aber dafür gibt es eine Erklärung. Das Coronavirus SARS-CoV-2 war kein vollkommen unbeschriebenes Blatt. 2003 gab es SARS-CoV-1, und die Forschung konnte sich auf damalige Erfahrungswerte stützen, um die Impfstoffentwicklung zu beschleunigen.
Die Boten-RNA-Impfstofftechnik ist seit über 20 Jahren bekannt, auch wenn es bis zu den heutigen SARS-CoV-2-Impfstoffen keine homologierten Boten-RNA-Impfstoffe gab. In den letzten zehn Jahren wurde intensiv an der Technik gearbeitet und diese verfeinert, unter anderem zur Herstellung von Impfstoffen gegen Krebs, aber auch gegen Infektionskrankheiten wie Zika oder Ebola. Diese Impfstoffe kamen also nicht aus dem Nichts und die Technik war erforscht. Wir hatten das Glück, dass die Industrie in der Lage war, diese Fähigkeiten zur Herstellung der SARS-CoV-2-Impfstoffe zu nutzen.
Hinzu kommt, dass das Genom des neuartigen Coronavirus bereits im Januar 2020 veröffentlicht wurde und ab da jeder daran arbeiten konnte. Auch wurde weltweit sehr schnell sehr viel Geld in die Forschung investiert. Die verschiedenen Phasen der Impfstoffentwicklung wurden dann gleichzeitig durchgeführt, was die Impfstoffentwicklung weiter beschleunigte. 
Die Angst vor einer eventuellen Langzeit-Nebenwirkung taucht immer wieder auf. Und in der Tat kann niemand sagen, was in 30 Jahren sein wird. Aber bislang hat es keinen Impfstoff gegeben, bei dem sich späte Nebenwirkungen gezeigt hätten, das ist bislang nicht einmal nach sechs Monaten der Fall gewesen.


Caroline: Auch Masken überzeugen mich nicht. Ich denke, sie haben mehr Nebenwirkungen auf unser Wohlbefinden als Nutzen. Ich finde es dramatisch, dass Kinder die Masken so lange tragen mussten. Die Tests sehe ich auch kritisch. Wieso testen lassen, wenn man keine Symptome hat? Die Frage ist doch: Bist du krank, hast du Symptome?


Testen ohne Symptome?

Jean Reuter: Ohne vorliegenden Symptome zu testen, ist nötig, weil man auch ansteckend sein kann, ohne die Krankheit selber durch Symptome wie zum Beispiel Husten, Fieber oder Geschmacksverlust zu bemerken. Das ist auch nichts Neues. Das gilt ebenso bei HIV oder Hepatitis-Erkrankungen. Auch diese Viren kann man in sich tragen, ohne in den ersten Monaten Krankheitssymptome zu zeigen – und trotzdem ansteckend für andere sein.


Caroline: Direkt diskriminiert fühle ich mich nicht. Mit meinen Freundinnen und Freunden finden wir immer Lösungen, wie wir uns sehen können, auch in Restaurants. Von der ganzen Situation fühle ich mich allerdings schon diskriminiert. Alles ist so widersprüchlich: Es wird gesagt, Geimpfte seien geschützt – und trotzdem soll ich als Ungeimpfte nun eine Gefahr für sie sein, das verstehe ich nicht. Gerade wird viel Druck auf wenige Leute gemacht, einen Sinn in der Impfung erkenne ich trotzdem nicht.


Bringt Druck etwas?

Charles Benoy: Gesellschaftlicher Druck hilft meist nicht, Menschen für neue/andere oder alternative Sichtweisen zu gewinnen. Meist ist das gar kontraproduktiv. Fühlt sich der Mensch bedrängt oder in eine Ecke gedrückt, verstärkt dies den Impuls, sich (in diesem Fall die eigene Sichtweise) zu verteidigen. Das kann zum Beispiel per Gegenangriff passieren.


Anna ist 58 und Angestellte – und bereut die Impfung inzwischen

Anna: Ich habe anfangs lange gezögert, bevor ich mich dann doch davon überzeugen ließ, mich impfen zu lassen. Inzwischen bereue ich es – ich weiß nicht, was mir da verabreicht wurde. In den Medien wurde vor einem Tag „Kopfschmerzen“ und „Müdigkeit“ gewarnt. Mir ging es aber sowohl nach der ersten als auch nach der zweiten Impfung länger als eine Woche richtig schlecht. Ich bin eigentlich sportlich, aber ich konnte nicht einmal mehr ohne Pause die Treppen in den dritten Stock unseres Hauses hinaufsteigen. Mein Puls lag konstant zwischen 150 und 160.


Wirksamkeit der Impfung – und ihre Wichtigkeit

Thérèse Staub: Mehrere Personen in unserem Krankenhaus haben sich zweimal mit Covid-19 angesteckt, zuerst mit dem ursprünglichen Virus aus Wuhan und dann mit einer Variante. Seit der Impfung haben wir kaum noch Infektionsfälle unter dem Personal. Die Impfung bestimmter anfälliger Personen (ältere Menschen, Patienten, die wegen einer Krebserkrankung einer Chemotherapie unterzogen werden, oder Patienten, die wegen einer Krankheit oder einer Organtransplantation immunsuppressiv behandelt werden) ist nicht so wirksam, da diese Personen weniger Antikörper produzieren als gesunde Menschen. Deshalb müssen die Menschen in ihrer Umgebung geimpft werden, um diese empfindlichen Menschen zu schützen. Und wenn die gesamte Bevölkerung geimpft wird, sinkt das Risiko, sich mit dem Virus anzustecken für alle diese anfälligen Menschen. Wenn ein Teil der Bevölkerung nicht geimpft ist, wird sich das Virus in diesem Teil der Bevölkerung weiter ausbreiten, und es werden Varianten auftreten und sich in dem nicht geimpften Teil der Bevölkerung ausbreiten. Geimpfte Menschen sind zu 90% vor schweren Erkrankungen, Krankenhausaufenthalten und Tod geschützt. Diese Menschen können infiziert werden, und in den meisten Fällen ist die Infektion nicht schwerwiegend, sie kann sogar asymptomatisch, d.h. ohne jegliche Symptome verlaufen. Geimpfte Personen, die infiziert sind, übertragen das Virus weniger als ungeimpfte Personen. Die Impfung führt auch zu einer Verringerung der Ansteckungsgefahr um mindestens 50%, sodass infizierte geimpfte Personen weniger Viren übertragen.


Anna: Ich war anderthalb Wochen nach der ersten Impfung zu Fuß einkaufen, der Laden ist nicht einmal 500 Meter von uns zu Hause entfernt. Auf dem Rückweg musste ich meinen Sohn anrufen, damit er mich abholen kam, weil ich nicht mehr gehen konnte. Anderthalb Wochen nach der ersten Dosis! Als ich zu meiner zweiten Impfung ins Impfzentrum ging und dem Arzt davon erzählte, wurde er richtig unfreundlich – ich habe angefangen zu weinen. Auch nach der zweiten Dosis lag ich länger flach, obwohl ich keinerlei medizinische Vorerkrankungen habe. Falls wir zu einer dritten Dosis gerufen werden, lasse ich mich auf jeden Fall nicht mehr impfen.


Gehören wir einer „Testgruppe“ an?

Jean Reuter: Ein großer Unterschied zu früheren Impfstoffentwicklungen ist der, dass die Impfstoffe während einer Pandemie getestet wurden. Dabei bekommt eine Gruppe ein Placebo, die andere den richtigen Wirkstoff. Damit das funktioniert, braucht es in der Placebo-Gruppe ausreichend Infizierte – was nur während eines Ausbruches möglich ist. So lagen nach wenigen Monaten signifikante Daten vor, welcher Impfstoff wie gut wirkt. Als Gegenbeispiel lässt sich die Pneumokokken-Impfung anführen. In dem Fall dauerte es drei Jahre, bis genug Fälle in der Placebo-Gruppe vorlagen, um Rückschlüsse ziehen zu können.
Dass die Corona-Impfstoffe „noch in der Testphase“ an die Bevölkerung verimpft wurden, stimmt nicht. Die Impfstoffe haben alle üblichen Phasen durchlaufen, die es braucht, bevor ein Medikament auf den Markt gebracht wird. Es gibt oft seltene Nebenwirkungen, die erst nach der Markteinführung eines Arzneimittels beschrieben werden. Die Testphasen umfassen in der Regel mehrere Zehntausend Patienten. Wenn eine seltene Nebenwirkung bei einem von einer Million Menschen auftritt, kann es sein, dass sie während der Testphasen nicht beobachtet wurde. Dies erklärt, warum bei Corona-Impfstoffen seltene Nebenwirkungen beschrieben wurden. Alle Impfungen und sonstigen Medikamente werden während der Verabreichung an breite Bevölkerungsschichten weiter überwacht. Anders könnte es keine neuen Medikamente geben.


Fred, ist 36 und Informatiker – die verfügbaren Informationen sind für ihn sehr widersprüchlich

Fred: Ich traue dem Impfstoff nicht. Eine Entwicklung dauert in der Regel Jahre, aber diese Vakzine waren nach neun Monaten bereits auf dem Markt. Über die Langzeitfolgen ist noch gar nichts bekannt. Und sie bieten, das wird jetzt immer deutlicher, keinen vollwertigen Schutz. Wenn Geimpfte nicht mehr richtig krank werden, dafür aber noch die Krankheit weitergeben können, ist es dann nicht unverantwortlich, dass für sie die Testpflicht entfällt? Dann sind es doch gerade sie, die möglicherweise die besonders gefährdeten Personen, die sich nicht impfen lassen dürfen, anstecken könnten. Wenn Leute bei der Impfung schwere Nebenwirkungen haben, heißt es überdies dann auch, das läge an den Vorerkrankungen. Wenn eine Person allerdings einen schweren Covid-19-Verlauf hat, dann war es das Virus – etwaige Vorerkrankungen interessieren dann niemanden.


„Ich kenne niemanden, der …“

Charles Benoy zur Tendenz, die Wirklichkeit vom eigenen Umfeld abzuleiten, oder: „Ich kenne niemanden, der schwer an Corona erkrankt ist“: Menschen neigen dazu, persönliche Erfahrungen (direkte und indirekte) bei der Meinungsbildung gegenüber allgemeineren Informationen (ohne persönlichen Bezug) deutlich stärker zu gewichten. Das tritt nun auch in der Pandemie zutage.


Fred: Ein anderer Punkt, der mich stört: Letztes Jahr im Sommer hatten wir viel weniger Fälle als dieses Jahr, obwohl dieses Jahr bereits viele Leute geimpft waren. Ist es nicht auch möglich, dass unser Immunsystem durch die langen Lockdowns inzwischen so geschwächt ist, dass uns die Krankheit stärker trifft?


Aber letztes Jahr gab es weniger Fälle …

Jean Reuter: Dass es vergangenes Jahr weniger Fälle gab, lässt sich leicht erklären. Im Sommer 2020 kam quasi die ganze Welt aus strengen Lockdowns heraus. Ein weiterer Game Changer waren die Virus-Mutationen mit höherer Ansteckungsgefahr, vor allem die Delta-Variante.


Fred: Ich finde es insgesamt schwierig, mich zu informieren. Ich versuche, Mainstream-Medien und alternative Medien gleichermaßen zu berücksichtigen, schaue Dokus und lese mir auch Studien durch, aber die Informationen sind höchst widersprüchlich. Ich würde mir wünschen, dass von öffentlicher Seite besser kommuniziert würde, statt dass Xavier Bettel nur sagt: „Lasst euch impfen, um die besonders gefährdeten Personen zu schützen.“


Wir haben viele Gespräche geführt in den vergangenen Wochen und für alle Aussagen reicht der Platz leider nicht. Darum an dieser Stelle ein Dank dafür, dass so viele bereit waren, ihre Ansichten mit uns zu teilen. Das gilt auch für die Verschwörungstheoretiker unter ihnen, die wir in diesem Kontext schlussendlich nicht abdrucken oder repräsentieren wollten. Vielleicht kommen wir darauf zurück. Aber wir halten die Welt nicht für abgrundtief böse und auch nicht für von einer wie auch immer gearteten Elite aus dem Schatten heraus gelenkt – dabei beschäftigen sich die Journalisten des Tageblatt umfassend mit ihr, täglich, seit 108 Jahren. (A.B.)

Ujheen
22. Oktober 2021 - 23.20

@ quentin Félicitatioune fi Äre Bäitrag! Mech faszinéiere Mënschen déi et färdeg bréngen esou vill Mënscheveruechtung an egoistesch Gläichgültegkeet an 2-3 Zeilen zesummenzefaassen! Chapeau!!

quentin
21. Oktober 2021 - 11.22

So lange diese Leute nicht ins Kino, Restaurant, Supermarkt, Theater, Café, Arbeit dürfen, soll es uns egal sein ob sie zu hause geimpft oder ungeimpft rumsitzen.

Skeptiker sucht Experten
21. Oktober 2021 - 10.26

Was soll man von einem Zeitungsartikel erwarten dessen Titel und erster Satz bereits voller Fragezeichen sind. Gewusst ist ja , dass ein Skeptiker sich nur auf bewiesene Tatsachen verlässt ,sich aber auch von einem anerkannten « Experten  »überzeugen lassen kann. Ich betone EXPERTEN d.h. Fach-und Sachkundiger Spezialist mit den notwendigen Fachkompetenzen was Corona-und Covid betrifft. Wenn also Herr Back schreibt, dass in Luxemburg die Politik mahnt, dass die Politik fleht und die Politik Druck macht und sein Ziel , das Impfen der ganzen Bevölkerung nicht erreicht, muss man sich diese Worte wie vorher Experte , mal so richtig überlegen. Politik = regelt u.a.m. das öffentliche , teilweise Zusammenleben der Bürger , d.h. Auch der Skeptiker und der Corona-EXPERTEN (sic) Mahnen= nachdrücklich zu einem bestimmten ( überzeugten und berechtigten) Verhalten und Tun auffordern ! Flehen= demütig bei jemanden um etwas bitten und beschwören ( was nicht unbedingt evident und bewiesen ist) Druck ausüben= Ungesetzlich wenn ohne Gesetz vom Staat ausgeübt. In anderen Worten , um eine lebenswichtige , das ganze Volk direkt betreffende « Angelegenheit » zu entscheiden sollte eine öffentlich Aussprache unter, wenn es solche gibt, anerkannten Gesundheits-Experten ( keine Politiker ) für oder gegen das Corona-Impfen stattfinden.

Pol
21. Oktober 2021 - 10.24

6 Monate nach einer Covid Erkrankung gilt man nicht mehr als Genesener. Warum eigentlich ? Nicht jeder Erkrankte baut die gleichen Resistenzen auf, aber ein Antikörpertest kann das Problem lösen. Warum geht man pauschal von der Annahme aus, dass man 6 Monate nach der Erkrankung keine Antikörper mehr hat. Die Antwort ist meiner Meinung nach, weil man es nicht besser weiss. Dann lieber noch einige Male alle Menschen mit einem schlussendlich noch nicht voll getesteten Vakzin vollpumpen. Differenzierung ist eine Frage der Intelligenz ! Als einziges EU-Land bietet Österreich diese Möglichkeit an. Leider erkennen alle anderen Länder dies nicht an.

HTK
21. Oktober 2021 - 10.05

Ich schlage den Skeptikern vor in ein Land zu ziehen wo die Leute KEINEN Impfstoff bekommen und in Massen sterben.Wie wär's mit Indien? Der Rest ist endloses Geschwurbel das uns nicht weiterbringt im Kampf gegen eine Pandemie. Und wieso kommt diese Skepsis erst jetzt? Fast alle sind gegen Kinderlähmung,Pocken etc. geimpft.Es scheint in Mode zu sein für alles und nix auf die Straße zu gehen. Im Dezember bekomme ich meine 3. Injektion und mir geht es blendend.Sollte ich unter die 20% fallen bei denen das Serum nicht hilft: Pech gehabt,aber immer noch mit der Option dass die Krankheit sachte verläuft.

Charles HILD
21. Oktober 2021 - 9.47

Zënter vill Leit geimpft sin, also Juni-Juli ass mäi Liewe nees vill méi normal gin. Gestes Barrières falen e nom aneren. An ech wëll dass dat esou bleift! Wann ee Panik huet virum Impfstoff, oder aus medezineschen Ursache net ka geimpft gin, dann ass dat fir mech OK. Awer jiddereen, dee kann, dee soll séch dach impfe loossen. Wee géint Impfe mobiliséiert, dee seet dach kloer: "Ech wëll sozial Distanzéierung, ech wëll dass Restaurant an Theater nees zou gin. Ech wëll kee flotte Chrëschtdag a Sylvester. Ech wëll Chaos an de Schoulen, de Kliniquen an och an de Seniorenheemer" . Wëll ech perséinlech dat alles ebe net wëll, dofir hät ech gäer dass vill méi Leit geimpft gin.

GastR
21. Oktober 2021 - 9.44

"Eine Debatte auf Augenhöhe"? D'Leit solle sech mol w.e.g. agestoën datt Google weeder e Studium nach Beruffserfarung ersetze kann!

Ruth Merten
21. Oktober 2021 - 1.49

Einzigartiger Artikel der das grausame Aneinandervorbeireden von Experten und deren unfreiwilligen Schützlingen unterstreicht. Eine Debatte auf Augenhöhe wäre durchaus lesenswert. Eine Umdeutung der Zweifel und teilweise bevormundende Beantwortung so nicht wirklich gestellter Fragen ist es zwar auch, hinterlässt aber eher den Beigeschmack einer qualitativ nicht sehr hochwertigen Komödie.

Grober J-P.
21. Oktober 2021 - 0.50

Wie sieht es aus mit dem Pflegepersonal, kriegen die denn jetzt die angekündigte finanzielle Anerkennung? Höre von Freunden von der Waterkant, dass es so langsam eng wird was das Pesonal in den Krankenhäusern angeht. Infektionszahlen steigen wieder ordentlich.

Sepp
20. Oktober 2021 - 23.35

Alles Oflenkung vum Thema Geld. Wann jiddereen iwwer de Covid schwetzt, brauche mer eis net em d'Suen ze bekemmeren.

grenzgegner
20. Oktober 2021 - 21.25

Lese ich diese drei Beiträge, so finde ich nirgends ein wirklich ernstzunehmendes Argument gegen die Impfung. Der Glaube, ein gutes Immunsystem genüge, scheint mir ziemlich naiv - es gibt gute Gründe und Beweise, die das Gegenteil beweisen. Da schimmert immer die hausgemachte, esoterisch eingefärbte Philosophie durch, Krankheit wäre ausschließlich das Resultat einer falschen Lebensführung. Den Beitrag, die Impfung hätte zu gesundheitlichen Problemen geführt, finde ich nicht glaubhaft. Da hätte mich interessiert, welchen Puls die Dame vor der Impfung gehabt hat. Die alternativen Fakten, die in irgendwelchen "neutralen Medien" auftauchen, sind oft nicht das Ergebnis gründlicher, empirischer Forschung, sondern tendenziöser Interpretation. Die auf eine Stufe mit seriösen Medien zu stellen würde bedeuten, wissenschaftliche Erkenntnisse durch ideologische Beurteilung zu relativieren. Selbstverständlich haben wir noch Wissensbedarf. Nur: Was wir noch nicht wissen, spricht ja nicht automatisch gegen eine Impfung.

RM Clemens
20. Oktober 2021 - 19.14

Ausféierlechen Artikel. Fachleit vs Impfgéigner. Do bleiwt meng Meenung déi selwecht wéi virun der Lecture. Ech vetrauen den Dokteren an appréciéiren datt sech der dräi d‘Zäit geholl hunn fir eng xte Kéier nach eng Kéier alles ze erklären.

Was Politiker alles so wollen
20. Oktober 2021 - 18.24

Ich hab mich impfen lassen, aber meinen Diesel tausch ich nicht gegen einen Stromer. Man muss nicht alles machen was windige Politiker einem aufdrehen möchten?

Wieder Mann
20. Oktober 2021 - 17.16

Die Wissenschaft sollte endlich ohne Rücksicht auf Politik, die Pharmaindustrie die ungeschminkte Wahrheit ohne Senn und Aber über Impfung, Risiken , sanitäre Vorsichtsmaßnahmen verkünden. Mich stört der Fokus unserer Politik auf der Wirtschaft liegt , die heutigen Infektionszahlen mit zwei Toten, 246 Infizierten sprechen eine andere Sprache. Mir wäre lieber eine Antwort der Wissenschaft die zugibt es nicht zu wissen oder ehrlich zugibt sie nur vermutet, als Antworten im Dienste der Politik, der Wirtschaft die dem Bürger eine Sicherheit vorgaukeln die es nicht gibt.Trotzdem guter Ansatz mit Impfskeptikern das Gespräch zu suchen.