Luftangriffe und Festnahmen

Luftangriffe und Festnahmen
(AFP/Ozan Kose)

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Die Türkei geht nach den jüngsten Anschlägen auf ihrem Gebiet an mehreren Fronten gegen die Terrormiliz Islamischer Staat vor. Es gibt hunderte Festnahmen.

Drei Kampfflugzeuge bombardierten am Freitag Stellungen des IS in Syrien an der Grenze der Provinz Kilis, wie aus Regierungskreisen in Ankara verlautete. Nach Angaben der privaten Nachrichtenagentur Dogan wurden an einem der drei Ziele bis zu 35 Extremisten getötet. Zugleich wurde bekannt, dass die Türkei künftig der US-Luftwaffe gestattet, Angriffe auf den IS in Syrien vom türkischen Luftwaffenstützpunkt Incirlik aus zu fliegen.

US-Regierungskreise wollten sich mit Verweis auf eine mögliche Gefährdung des Einsatzes nicht zu Details äußern. Sie verwiesen aber auf ein Telefonat zwischen Präsident Barack Obama und dem türkischen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan vom Mittwoch, in dem „die Vertiefung unserer Kooperation“ gegen den IS vereinbart worden sei.

5000 Polizisten im Einsatz

Auch weit entfernt von der türkisch-syrischen Grenze verschärften die türkischen Sicherheitsbehörden ihr Vorgehen gegen extremistische Organisationen. In Istanbul nahmen am Freitag 5000 Polizisten an einer Razzia gegen den IS teil, die sich zugleich gegen andere als terroristische eingestufte Gruppen wie die Kurdische Arbeiterpartei PKK und die verbotene linksextremistische Gruppe DHKP-C richtete, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Neben Istanbul fanden auch in zwölf Provinzen Anti-Terror-Einsätze statt. Nach Angaben der Regierung gab es dabei 250 Festnahmen.

Die Freigabe von Incirlik für die USA erfolgte offenbar in Reaktion auf den Anschlag in der türkischen Grenzstadt Suruc am Montag mit 32 Toten, der dem IS zugeschrieben wurde. Suruc liegt in der Nähe der syrischen Grenzstadt Kobane, aus der kurdische Milizen den IS im Januar nach schweren Kämpfen vertrieben hatten. Am Donnerstag wurde dann auch noch ein türkischer Soldat an der Grenze von IS-Soldaten erschossen (Link), woraufhin sich die Regierung auch zu eigenen Luftangriffen entschied, wie ein Beamter sagte.

Dissens mit den USA

Bisher nutzten die USA und ihre Verbündeten für Luftangriffe auf den IS vor allem Startrampen im Irak, in Jordanien und den Golfstaaten. Nach der neuen Vereinbarung dürfte das US-Militär bemannte und unbemannte Flüge von Incirlik aus abheben lassen. Zuvor waren lediglich Drohnenflüge erlaubt.

Zwar gehört Türkei der Anti-IS-Koalition an, hatte sich aber bisher dagegen gesträubt, sich aktiv in den Konflikt einzuschalten. Hintergrund ist ein Dissens über die amerikanische Strategie im Umgang mit Syrien. Obama räumt dem Kampf gegen den IS größere Priorität als einem Vorgehen gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad ein, auf dessen Abgang die Türkei pocht.

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