Kunstwerke nicht länger wertbeständig?

Kunstwerke nicht länger wertbeständig?
(AFP)

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Luxembourg School of Finance sieht ihre Prognosen bestätigt

Der weltweit umfangreichste Preisindex für den Kunstmarkt, der von Prof. Dr. Roman Kräussl an der Luxembourg School of Finance der Universität Luxemburg entwickelt wurde, zeigt, dass 2016 die Preise für Nachkriegs- und Gegenwartskunst gefallen sind. Seine Warnung vor einer Überhitzung des Kunstmarkts wird damit bestätigt.

Antrittsvorlesung

Prof. Dr. Kräussl wird am 15. Juni um 18 Uhr im Weicker-Gebäude auf Kirchberg (Saal B001) seine Antrittsvorlesung zum Thema „The True Value of Art“ halten.
Professor Ulf von Lilienfeld-Toal von der Luxembourg School of Finance wird zum Thema „What finance research can do for society? Real estate and evidence-based policy advice“ sprechen.
Anmeldung unter
lsf-events@uni.lu bis zum 13. Juni.

Wer kam in Zeiten wie heute, in denen die Zinsen erschreckend niedrig sind, nicht schon einmal in die Versuchung, sein Geld anders zu investieren? In ein Kunstwerk? Der wurde jetzt einer schönen Illusion beraubt – und möglicherweise daran erinnert, dass man Kunst vor allem kaufen soll, weil sie einem gefällt. „Die spekulative Blase ist geplatzt“, sagt Professor Dr. Kräussl, Experte für alternative Investments.

Zwischen 2009 und 2015 hatten sich die Preise für Nachkriegs- und Gegenwartskunst mehr als verdoppelt und waren weit über ihren langfristigen Trendwert geklettert. Bereits in einer früheren Forschungsarbeit hatte der Spezialist angesichts dieser Entwicklung auf die Anzeichen einer Überhitzung des Kunstmarktes hingewiesen.
Die Analyse von mehr als einer Million Daten aus Auktionen der letzten 36 Jahre zeigten einen Trend, der denen früherer spekulativer Blasen in den 1990ern und 2008/09 ähnelte, der neue Kunstmarktindex, den Prof. Kräussl für die deutsche Zeitschrift Manager Magazin erstellt hat, scheint seine früheren Warnungen zu bestätigen. Obwohl mehr Gemälde verkauft wurden als im Vorjahr, fielen die Umsätze bei Kunstauktionen um 29 Prozent.

Der durchschnittliche Preis pro Werk stürzte von 160.000 auf 108.000 US-Dollar. Selbst die Werke von Nachkriegsstars wie Francis Bacon, Mark Rothko und Roy Lichtenstein waren 20 Prozent billiger. Die Preise in anderen Kunstmarktsegmenten von den Impressionisten und der Moderne bis zu den alten Meistern sanken ebenfalls deutlich. „2016 war das Jahr des Kunst-Crashs“, so Kräussl, der jedoch nicht ausschließt, dass sich der Kunstmarkt 2017 wieder erholen könnte. Als Beispiel dafür nennt er „Untitled“ (1982) von Jean-Michel Basquiat, das bei Sotheby’s in New York für 110,5 Millionen US-Dollar versteigert wurde. Der vorherige Auktionsrekord des Künstlers hatte bei 57,3 Millionen US-Dollar gelegen.

Der Forscher warnt jedoch vor allzu viel Euphorie. Andere hochpreisige Kunstwerke seien kurz vor ihrer Auktion zurückgezogen worden, weil das Risiko, dass sie sich nicht verkaufen würden, zu hoch war. Eine Erholung zeichne sich zwar ab, die Renditen blieben zunächst jedoch flach. „Man sollte einen Basquiat kaufen, wenn er einem gefällt“, sagt Kräussl, „aber nicht zur Vermögensbildung“. Als Grundlage des Manager-Magazin-Preisindex dienen die Daten von über fünf Millionen Verkäufen von mehr als 700 Auktionshäusern.

Der häufig zitierte Sotheby’s-Mei-Moses-Kunstindex erfasst im Vergleich dazu nur 45.000 Daten. Andere Kunstmarktreports enthalten kaum Preisangaben und beruhen teils auf nicht überprüfbaren Umfragedaten von Galeristen.

In dem Kunstmarktbericht der Tefaf (The European Fine Art Fair/Maastricht) wurde beispielsweise ein Preisrückgang von 8,6 Prozent für den gesamten Kunstmarkt im Jahr 2016 angegeben, bei einem Preisanstieg von 4 Prozent für Nachkriegs- und Gegenwartskunst. Dies widerspricht dem bei öffentlich verfügbaren Auktionspreisen zu beobachtenden Rückgang. Das Berechnungsverfahren für den mm-Kunstindex wurde in führenden wissenschaftlichen Zeitschriften wie der Review of Financial Studies und dem Journal of Empirical Finance veröffentlicht.