Montag27. Oktober 2025

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Keiner will es gewesen ein

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161 mutmaßliche Täter der Balkankriege sind vor dem UN-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien angeklagt worden. Schuldig bekannte sich kaum einer von ihnen. Auch der letzte weist alle Vorwürfe von sich.

Der letzte Angeklagte des UN-Tribunals für das ehemalige Jugoslawien hat alle Vorwürfe von Kriegsverbrechen zurückgewiesen. Fünf Wochen nach seiner überraschenden Festnahme in Serbien plädierte Goran Hadzic, der einstige Führer der serbischen Minderheit in Kroatien, am Mittwoch vor dem Sondergerichtshof in Den Haag auf unschuldig.

Die Staatsanwaltschaft wirft Hadzic in 14 Anklagepunkten vor, für die Ermordung Hunderter kroatischer Zivilisten sowie die Zwangsvertreibung Zehntausender weiterer Kroaten durch serbische Truppen verantwortlich zu sein. Der 52-Jährige verzichtete bei dieser zweiten Anhörung zu seinem Fall auf das Recht, die Anklageschrift im Gerichtssaal vorgelesen zu bekommen. Hadzic war einst Präsident der hauptsächlich von Serben bewohnten sogenannten Krajina-Republik, die sich 1991 vom Rest Kroatiens losgesagt hatte.

2004 wurde Anklage erhoben

Er war 2004 angeklagt worden und seitdem in Serbien untergetaucht. Bis zu seiner Festnahme am 20. Juli war Hadzic der letzte der 161 Angeklagten des Tribunals, der noch flüchtig war. Knapp einen Monat zuvor hatte Serbien den unter anderem wegen des Völkermordes in Srebrenica angeklagten einstige serbische Militärchef in Bosnien, Ratko Mladic, als 160. Angeklagter des Tribunals festgenommen und nach Den Haag ausgeliefert. Die Regierung in Belgrad verbindet mit der Überstellung von nunmehr allen angeklagten Serben die Hoffnung auf eine baldige Erfüllung ihres Wunsches nach Mitgliedschaft in der Europäischen Union.

Die Anklage gegen Hadzic umfasst eines der schwersten Verbrechen während des Kroatienkrieges Anfang der 90er Jahre. Dabei waren in der Stadt Vukovar im November 1991 mehr als 200 Kroaten ermordet worden. Bei seiner ersten Anhörung vor dem Haager Gerichtshof hatte Hadzic es am 25. Juli noch abgelehnt, sich zu der Anklage zu äußern. Die Richter gaben ihm daraufhin die ihm nach den Verfahrensregeln zustehende Bedenkzeit von 30 Tagen.

Von 1995 bis 2011

Die Anhörung am Mittwoch war die letzte Vorprozess-Sitzung des Tribunals, in der ein Angeklagter aufgefordert wurde, sich der ihm zur Last gelegten Kriegsverbrechen schuldig oder unschuldig zu bekennen. Die erste hatte am 26. April 1995 stattgefunden. Bis zur Eröffnung des eigentlichen Prozesses gegen Hadzic können noch mehrere Monate vergehen.

Der prominenteste Angeklagte des Tribunals war der ehemalige Präsident Jugoslawiens Slobodan Milosevic. Auch er musste sich unter anderem wegen des Völkermords in Srebrenica verantworten. Milosevic starb 2006 in der Untersuchungshaft. Das vom UN-Sicherheitsrat etablierte Tribunal soll spätestens 2014 alle Prozesse abgeschlossen haben.