„Keine Genehnmigung ohne Brauerei“

„Keine Genehnmigung ohne Brauerei“
(Tageblatt/Olivier Halmes)

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DIEKIRCH - Es war ruhig geworden in der Öffentlichkeit um den Streit zum Erhalt des Brauereistandortes. Doch Bürgermeister Claude Haagen (LSAP) berichtet von heftigem Ringen hinter den Kulissen.

Falls der Standort der Brauerei urbanistisch erschlossen werden soll, sprich Wohnungen gebaut werden, müsse zu allererst eine neue Brauerei errichtet werden. Andernfalls werde es keine Baugenehmigung seitens des Schöffenrates geben, so Bürgermeister Claude Haagen am Freitagabend anläßlich der OGBL-Generalversammlung der Sektion.

Man müsse wissen mit wem man es hier zu tun habe, nämlich mit AB InBev, einem brasilianisch-belgischen Multikonzern, der zu den größten Playern auf dem Weltmarkt gehöre, so Haagen. Würde jemand von der Konzernleitung in Brasilien auf die Landkarte schauen, und die zwei Standorte Diekirch und Liège vergleichen, wäre die Entscheidung schnell gefallen – für die Schließung der hiesigen Brauerei. Ihr eigentliches Kapital sei ihr Grundstück. Ist die Brauerei erst einmal geschlossen, sei es Schluss mit dem Braustandort Diekirch, bekräftigte der Bürgermeister.

Wohnprojekt am Brauereistandort

Die Konzernführung hatte Anfangs 2010 schon einmal versucht, den Standort zu schliessen. Nach Protesten der Bevölkerung und der Gewerkschaften lenkte der Konzern damals ein. Die Liegenschaften einschliesslich der Anlage wurden an die Investorengruppe Saphir Capital Partners verkauft. Die Produktion und der Name „Bières de Diekirch“ blieben aber bei InBev. Dieser pachtete von der Investorengruppe die Brauerei.

Im September 2011 stellten dann die Vertreter der Investoren im Gemeinderat ein Projekt vor, dass den Bau von 264 Wohnungen und 12 Reihenhäusern auf dem 2,58 Hektar großen Gelände vorsah. Auch sollte auf 60 Ar des Areals eine kleinere Brauanlage mit einer ähnlichen wie der heutigen Kapazität von 150.000 Hektolitern errichtet werden.

Entscheidungen aus dem Ausland

Dass die Entscheidungen anderorts getroffen würden, siehe man daran, dass die Anrufe von der Brauerei aus Louvain in Belgien kommen und nicht von der Firmenleitung in Diekirch, sagte Haagen. Am Freitagmorgen erhielt er einen solchen Anruf. Die Schwierigkeit bestehe darin, dass diese Gesprächspartner im Ausland sind und die luxemburgische Gesetzgebung nicht genau kennen, erklärte der LSAP-Politiker.

Wenn ein Bürgermeister und sein Schöffenrat, die Einwilligung zur Bau von Wohnungen verweigern, ohne dass vorher eine Brauanlage errichtet wurde, könnte es möglicherweise zu einem Rechtsstreit kommen, gab Claude Haagen zu bedenken. In diesem Fall, kann die Gemeinde gezwungen werden, zustimmen zu müssen. Ein Konzern wie AB InBev verfüge über ganz andere finanzielle Mittel für einen Rechtsstreit als eine Gemeinde, so Haagen nüchtern. Zum Schluss gab sich der Bürgermeister noch einmal kämpferisch: „Keine Baugenehmigung ohne Errichten einer neuen Brauerei.“