Justizschlappe für Ryanair

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Die Klage einer ehemaligen Mitarbeiterin von Ryanair muss vor einem norwegischen Gericht verhandelt werden, nicht vor einem irischen. Die Klägerin prangert Sklaven-Verträge für die Beschäftigten an.

Die erfolgsverwöhnte Fluggesellschaft kann es nicht fassen. Ein norwegisches Gericht könnte darüber befinden, ob die Mitarbeiter von Ryanair schlechter behandelt werden als die Mitarbeiter anderer Fluggesellschaften.

Ausgangspunkt der Affäre ist die Klage von Allesandra Cocca, eine ehemalige Mitarbeiterin, die als Flugbegleiterin für Ryanair Norwegen arbeitete. Sie prangert die Arbeitsbedingungen beim Billigflieger an. So starteten Berufseinsteiger mit einem Schuldenberg, da sie ihre Ausbildung und ihre Uniformen selbst bezahlen müssen, jedoch wenig Lohn bekämen. Ihren Arbeitsvertrag bezeichnete sie als Sklaven-Kontrakt. Dagegen klagte sie bei einem norwegischen Gericht. Und verlor in erster Instanz. Doch das Berufungsgericht widerrief nun das Urteil.

Ryanair, das die Affäre jetzt vor dem Obersten Gericht des Landes austragen will, beharrt darauf, dass die Firma betreffende rechtliche Fragen nur vor einem irischen Gericht entschieden werden können, da das norwegische Recht für die Gesellschaft nicht gelte. Cocca arbeitete außerhalb von Norwegen; sie sei italienische Staatsbürgerin, habe einen irischen Arbeitsvertrag bei einer irischen Gesellschaft, die der Gesetzgebung Irlands unterstehe, wo auch die Steuern bezahlt werden. Da Cocca an Bord einer irischen Maschine arbeite, arbeitete sie auf irischem Territorium, so die Argumente.

Ryanair: „Seltsame“ Entscheidung

Laut norwegischem Newsportal newsinenglish.no bezeichnete ein Sprecher der Fluggesellschaft die Entscheidung des norwegischen Berufungsgerichts als „seltsam“. Die norwegische Gewerkschaft Parat, die Allesandra Cocca bei ihrem Vorgehen unterstützt, spricht ihrerseits von einen phantastischen Sieg und vom Beginn eines fairen Wettbewerbs zwischen europäischen Luftfahrtgesellschaften.

Ausgestanden ist die Affäre dennoch nicht. Auch wenn ein norwegisches Gericht sich der Angelegenheit annehmen wird, unklar bleibt weiterhin, welche Landesgesetze angewandt werden sollen. Ob Rynair sich dem norwegischen oder dem irischen Arbeitsrecht fügen muss. Das mögliche Urteil der norwegischen Justiz könnte einen Präzedenzfall in Europa schaffen. Nicht nur in Norwegen beklagen sich Beschäftigte über die schlechten Arbeitsbedingungen, dank derer es der Gesellschaft schlussendlich gelingt, Dumpingpreise anzubieten.