SpanienKein Geld mehr für den Stierkampf

Spanien / Kein Geld mehr für den Stierkampf
Der Stierkämpfer David Fandila „El Fandi“ gestikuliert vor einem todgeweihten Bullen in einer Stierkampfarena in Sevilla Foto: Cristina Quicler/AFP

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Der Stierkampf ist umstritten. Das gilt auch für Spanien, die europäische Hochburg der Stiertöter, wo den Toreros inzwischen ebenfalls der Wind ins Gesicht bläst.

Schon länger wächst die Kritik am blutigen Spektakel, das Publikumsinteresse nimmt ab. Nun musste die Stierkampfbranche eine weitere schlechte Nachricht verdauen: Spaniens Mitte-links-Regierung kündigte an, dass sie dem Stierkampf die staatliche Unterstützung entziehen will.

Als erster Schritt wurde mit sofortiger Wirkung der begehrte spanische Nationalpreis für die Stierkampfkunst abgeschafft. „Die Menschen verstehen nicht, dass Tiere gequält werden und dass es dafür auch noch öffentliche Auszeichnungen gibt“, begründete Spaniens Kulturminister Ernest Urtasun die Entscheidung. Der mit 30.000 Euro dotierte Nationalpreis wurde bisher vom Kulturministerium verliehen und üblicherweise vom königlichen Staatsoberhaupt Felipe VI. übergeben.

„Ich glaube, dass eine Mehrheit der Spanier für den Tierschutz ist und Tierquälerei ablehnt“, erklärte Urtasun. Es gebe in der Bevölkerung immer weniger Verständnis dafür, dass umstrittene Aktivitäten wie der Stierkampf mit Medaillen und öffentlichen Geldern gefördert werden. Der Preis ist die höchste Auszeichnung, die in der Stierkampfbranche vergeben wird, und hat deswegen einen großen symbolischen Wert. Letzter Preisträger war der legendäre Torero Julián López, genannt „El Juli“, der sich 2023 in den Ruhestand verabschiedete.

Kulturminister Urtasun, der jahrelang für die spanischen Grünen im Europaparlament saß, macht kein Geheimnis daraus, dass für ihn der Stierkampf alles andere als Kultur oder Kunst ist. Das Stiertöten in der Arena sei eine „sadistische und verwerfliche Aktivität“, sagte er schon bei früheren Anlässen. Deswegen will er jetzt auch dagegen vorgehen, dass der Stierkampf, der eine jahrhundertealte Tradition in Spanien hat, weiterhin gesetzlich als „nationales Kulturgut“ geschützt ist. Genauso wie Urtasun mittelfristig jegliche finanzielle Förderung des Staates streichen möchte.

Spaniens Kulturministerium verweist darauf, dass sich die Zahl der Stierkämpfe in den letzten Jahren halbiert hat. 2007 gab es noch 3.651 Stierkämpfe, 2022 waren es nur noch 1.546. Auch die Zahl der Arenabesucher sei in dieser Zeit stark gesunken: 2007 seien 9,8 Prozent der Erwachsenen wenigstens einmal bei einem Stierspektakel dabei gewesen. 2022 waren es demzufolge lediglich 1,9 Prozent – die meisten Arenabesucher seien männlich.

Tierschützer wollen Volksbegehren

In der spanischen Region Katalonien und auf den Kanarischen Inseln sind Stierkämpfe inzwischen verboten. In anderen Regionen, wie etwa auf den Balearischen Inseln mit Mallorca, haben die meisten Arenen mangels Interesse die Tore geschlossen. Doch im südspanischen Andalusien, in Zentralspanien oder auch in der Mittelmeerregion Valencia gehören Stierkämpfe und Stiertreiben immer noch zu vielen Volksfesten. Das gilt auch für Spaniens Hauptstadt Madrid, wo demnächst bei der San-Isidro-Stadtfiesta in der größten Arena Spaniens wieder die Toreros mit Olé-Rufen gefeiert werden.

Die spanische Tierschutzorganisation AnimaNaturalis bezeichnete die Abschaffung des Nationalpreises für die Stierkampfkunst als Meilenstein im Kampf gegen jene blutige Tradition, die sie als „überholte und grausame Praxis“ ansieht. Dies sei ein wichtiger Fortschritt für den Tierschutz. Derzeit sammelt AnimaNaturalis Unterschriften für ein parlamentarisches Volksbegehren, in dem gefordert wird, dem Stierkampf den gesetzlichen Status als nationales Kulturgut zu entziehen.

Spaniens Stierkampflobby sieht das Aus für den staatlichen Torero-Preis hingegen als Anzeichen dafür, dass die Regierung mit dem sozialdemokratischen Premier Pedro Sánchez an der Spitze die kulturelle Freiheit einschränken wolle. Die von der Branche getragene Stierkampfstiftung Toro de Lidia sprach von „Zensur“ und einer „ideologischen Entscheidung“. Die Stiftung kündigte an, dass sie künftig selbst einen Nationalpreis für die Toreros ausschreiben und verleihen wolle.

Leila
6. Mai 2024 - 11.42

Es muss aber auch unbedingt dem unsäglichen Leiden der Galgos Einhalt geboten werden!

Leila
6. Mai 2024 - 10.02

Eine längst fällige Nachricht! Wegen ein paar Hunderten, vielleicht auch Tausenden, wird ein ganzes Volk als gewissenlose Tierquäler in einen Topf geworfen - zu Unrecht, dem Bericht zufolge!

JJ
6. Mai 2024 - 8.38

Tierquälerei als kulturelle Freiheit.Das muss man zweimal lesen.