In respektvoller Erinnerung

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Stolpersteine für unvergessene Mitbürger

Als Sitz einer dynamischen jüdischen Gemeinschaft ist Grevenmacher nicht in die Geschichte eingegangen. Mit der Verlegung von sieben Stolpersteinen zur Erinnerung an die deportierten Männer und Frauen hat sich das jetzt geändert.
Bei diesem Stichwort denkt man zuerst an den Wein, an die Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen, die Überreste der mittelalterlichen Befestigungswerke, den historischen Wachturm aus dem 13. Jahrhundert oder die Staustufe.
Jüdische Präsenz war in Grevenmacher bislang schwer auszumachen. Nichts erinnerte daran, dass sich im Eichhorn-Haus eine Synagoge befand, wo die Männer am Schabbes in Anzug und Zylinder zum Gottesdienst erschienen.

„Das hat die Grevenmacher Einwohner immer wieder ins Staunen versetzt“, so Schöffin Monique Hermes. „Beschämend für die Christen, von denen manche in Werktagskleidern, nicht einmal die Schuhe gesäubert, des Sonntags die Kirche betreten“, war am 12. April 1895 auch in der Moselzeitung zu lesen.

Die meisten Überreste jüdischen Lebens sind noch in dem kleinen Friedhof zu finden, der sich in einem Villenviertel versteckt und gemeinhin nicht zugänglich ist. Rund 50 Menschen haben hier ihre letzte Ruhestätte.
Als Erste wurde 1897 die 17-jährige Sara Wilkow dort beerdigt, 1988 war Charles Alphonse Wolf der Letzte.
Die ersten jüdischen Bewohner kamen nach dem 9. Oktober 1804 in die „Moselmetropole“, hat der Historiker André Ney recherchiert. Es war der Stoffhändler Levy-Lasar aus Perl.

Stoffhändler Levy-Lasar

Ihm folgten weitere Händler und Handwerker aus den benachbarten deutschen Städten und Dörfern. Sie erhofften sich von den napoleonischen Gesetzen, später von den Bestimmungen des Zollvereins, gute Voraussetzungen für den Handel mit Preußen. Neun Geschäfte, davon vier Stoff- und Kleiderläden, sowie die Epicerie Triefus-Bonem säumten vor 100 Jahren die Hauptgeschäftsstraßen, acht Mal im Jahr war ein Viehmarkt, wo die Viehhändler ihre Geschäfte machten.
Mehr als 100 der 2.530 Bewohner von Grevenmacher waren jüdischen Glaubens.

Mit der Auflösung des Zollvereins verringerte sich die kommerzielle Tätigkeit, 1935 lebten nur mehr 43 Juden in der Moselstadt. 37 von ihnen flohen am 10. Mai 1940 nach Frankreich, die sieben verbliebenen Männer und Frauen wurden in Ghettos oder Vernichtungslager deportiert. Von ihnen kam keiner zurück. Ihnen sind die Stolpersteine gewidmet, die seit gestern vor ihren jeweiligen Wohnungen in der Luxemburger, der Trierer, der Großstraße und der rue Sainte-Catherine liegen und die Geschichte der Grevenmacher Juden wenigstens zum Teil wieder aufleben lässt.

Bis zum 17. März ist in diesem Zusammenhang auch die vom Escher Resistenzmuseun konzipierte Ausstellung „From Shadow to Darkness“ in Grevenmacher zu sehen. Sie ist jeweils werktags von 9.00-11.30 Uhr und 13.15-16.00 Uhr im Rathaus zu sehen.