Immer mehr Tote

Immer mehr Tote
(AFP/Sailendra Kharel)

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Erste Rettungsteams, darunter aus Luxemburg, kommen in die entlegenen Gebiete Nepals, wo Erdbeben-Opfer seit Tagen auf Hilfe warten. Unterdessen steigt die Zahl der Todesopfer auf über 5.400.

Trümmer, fehlende Logistik und der schlechte Handy-Empfang erschweren den Helfern die Arbeit im Erdbebengebiet. Das berichtete das UN-Büro für Katastrophenhilfe (Ocha) in der Nacht zum Donnerstag. Auch bestehe die Gefahr weiterer Erdrutsche in dem Himalaya-Land, weil es derzeit ständig regnet. Bei dem Beben der Stärke 7,8 am Samstag waren nach Angaben vom Donnerstag in Nepal mindestens 5489 Menschen ums Leben gekommen. In den Nachbarländer Indien und China zusammen starben wenigstens 100 Menschen. Helfer fürchten, dass die Zahl noch deutlich steigt, wenn weitere abgelegene Regionen in Nepal erreicht werden.

Fünf Tage nach dem schweren Erdbeben im Himalaya haben Retter aber auch Überlebende aus den Trümmern geborgen. Am Donnerstag fanden Helfer nach Angaben des Innenministeriums einen 18-Jährigen Nepalesen in den Ruinen einer mehrstöckigen Pension in der Hauptstadt Kathmandu. Wenige Stunden später wurde ganz in der Nähe eine Nepalesin geborgen, die sich allerdings in kritischem Zustand befand. Am Vortag hatte ein Rettungsteam ein elfjähriges Mädchen gerettet.

Zurück zum Alltag

Trotz aller Zerstörung versuchten die Menschen in Nepals Hauptstadt, langsam wieder in den Alltag zurückzufinden. Die Banken nahmen den Betrieb erstmals seit der Katastrophe vom Samstag wieder auf. Auch einige Läden, Restaurants und Cafés öffneten wieder.

Am Donnerstag traf in Paris ein erstes Flugzeug mit 206 Überlebenden des Bebens ein. Frankreichs Außenminister Laurent Fabius empfing persönlich die Passagiere. Die meisten von ihnen waren Franzosen, Schweizer, Italiener, Portugiesen, Deutsche und Türken waren unter den Passagieren, wie das Außenministerium mitteilte.

Außerhalb der Hauptstadt Kathmandu sei die Suche nach Verschütteten und Auslieferung von Hilfsgütern „noch immer eingeschränkt“, erklärte die UN weiter (Artikel). Manche Gegenden könnten nur zu Fuß erreicht werden, seien aber vier bis fünf Tagesmärsche von der nächsten Straße entfernt. Es stünden nur zwei Helikopter zur Verfügung, um Nahrungsmittel im Distrikt Gorkha zu verteilen, wo das Epizentrum des Bebens lag. Auch gebe es nicht ausreichend Treibstoff.

Weltweite Unterstützung für Nepal

Unterstützung für die Menschen in Nepal kommt aus aller Welt – von einfachen Menschen im Nachbarland Indien, die Essenspakete schicken, bis hin zu US-Präsident Barack Obama, der mit Nepals Ministerpräsident Sushil Koirala telefonierte. Auch Fußballstars gehören zu den Unterstützern. Bei der Partie der spanischen Clubs Real Madrid gegen Almería legten die Spieler eine Schweigeminute ein und trugen T-Shirts mit der Aufschrift: „Todos con Nepal“ (Alle für Nepal).

Die Zahlen der Vereinten Nationen machen das ganze Ausmaß der Katastrophe deutlich: Acht Millionen Betroffene, davon brauchen 3,5 Millionen Menschen Nahrungsmittel. 2,8 Millionen Menschen sind den Schätzungen zufolge obdachlos. Bislang gelingt es nur einzelnen Teams, Kathmandu zu verlassen. US-Katastrophenhelfer haben die stark betroffene Stadt Bhaktapur erreicht, um nach Verschütteten zu suchen, sagte die Sprecherin im State Department, Marie Harf.

Freiwillige Helfer aus Luxemburg

Die UN koordiniert mittlerweile mehr als 1700 spezialisierte Helfer aus mindestens 22 Ländern in Nepal, darunter vier freiwillige Helfer der „Protection civile“ aus Luxemburg. Sie sind an Bord des belgischen Militärflugzeugs B-Fast in das Erdbebengebiet geflogen. Zum Einsatz kommt das mobile Telekommunikationssystem emergency.lu. In Luxemburg werden zahlreiche Organisationen aktiv und rufen zu Spenden auf (Artikel). Derzeit verteilen die Helfer vor allem Planen, Zelte, Decken und Hygiene-Sets. Allerdings mache es ihnen zu schaffen, dass es in den Zeltstädten keine Verwaltung gebe und bislang keine Daten erhoben wurden, was die Menschen dort brauchen.

Zahlreiche Bewohner Nepals sind wütend auf die Regierung ihres Landes. Sie glauben, dass nicht genug getan wird, um Lebensmittel und Wasser zu verteilen. Als Premierminister Koirala den Stadtteil Basantapur in Kathmandu besuchte, hätten zahlreiche Überlebende ihn umzingelt und ihrem Zorn Ausdruck verliehen, berichtete die Zeitung „Kantipur“ online. Hunderte Menschen hätten auch vor Regierungsgebäuden demonstriert. Sie forderten demnach, die Regierung solle Busse zur Verfügung stellen, damit sie Kathmandu verlassen und zu Verwandten fahren können.

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