Donnerstag13. November 2025

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Im Banne des Schlüsseljahrs – die Serie

Im Banne des Schlüsseljahrs – die Serie
(Tageblatt-Archiv)

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2017 ist zweifellos ein Schlüsseljahr. Grund genug für das Tageblatt, sechs Visionäre aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in einer exklusiven Serie zu Wort kommen zu lassen.

Wie definiert der legendäre Historiker Francis Fukuyama das postfaktische Zeitalter? Wie will die umstrittene IWF-Präsidentin Christine Lagarde wirtschaftliche Ungleichheiten bekämpfen? Was versteht die Oxford-Forscherin Margaret MacMillan unter dem neuen Populismus und Princeton-Nahostexperte Bernard Haykel unter der Reform Saudi-Arabiens? Welche Werte will EU-Ratspräsident Donald Tusk verteidigen? Und wie will George Soros offene Gesellschaften verteidigen? Lesen Sie diese Woche die in Luxemburg exklusiven Beiträge im Tageblatt (16.-21.1.2017).

Hier einige der markantesten Aussagen aus den jeweiligen Beiträgen:

Francis Fukuyama, Autor von „The End of History and the Last Man“: Die Entstehung einer postfaktischen Welt (16.1.2017)

„Warum glauben wir an die Autorität der Fakten, wo doch kaum jemand in der Lage ist, die Mehrheit davon zu verifizieren? Wir tun es, weil es unparteiische Institutionen gibt, die die Aufgabe haben, Tatsacheninformationen zu produzieren, denen wir vertrauen. (…) In Trumps Welt dagegen ist alles politisiert.“

Donald Tusk, Präsident des Europäischen Rates: Europas Werte sind seine beste Verteidigung (17.1.2017)

„Was wir heute beobachten ist, wie Völker, Nationen und Staaten spüren, welche Macht Mythisierung und Simplifizierung besitzen. Das könnte Vorbote einer brutaleren Politik sein, die sich eher an der Natur als an der Kultur orientiert. Am wichtigsten wird es sein, genau zu unterscheiden, was in der europäischen Tradition oberflächlich und unbedeutend ist und was nachhaltig, wertvoll und einzigartig.“

Margaret MacMillan, Vorsteherin des St. Antony’s College der Universität Oxford: Das neue Jahr und der neue Populismus (18.1.2017)

„Frühere Protestbewegungen wie die Suffragetten und die frühen Sozialisten lieferten häufig Ideen und Führungspersönlichkeiten, die langfristig Teil des politischen Mainstreams wurden. Der neue Populismus ist anders, weil er die Legitimität des Establishments kategorisch bestreitet und die Spielregeln nicht akzeptiert.“

Christine Lagarde, Chefin des Internationalen Währungsfonds: Die Herausforderung der wirtschaftlichen Inklusion (19.1.2017)

„Ich glaube, dass die Länder zur Verringerung der Ungleichheit mehrere Schritte unternehmen können: Zunächst einmal können sie ihre direkte Unterstützung für geringer qualifizierte Arbeiter erhöhen, insbesondere in geografischen Regionen, die am stärksten von Automatisierung und Produktionsverlagerung betroffen sind. Insbesondere sollten die Regierungen ihre öffentlichen Investitionen in Gesundheitsdienstleistungen, Ausbildung und Fortbildung erhöhen und versuchen, die berufsbedingte und geografische Mobilität zu verbessern. Alle Länder müssen die Notwendigkeit lebenslanger Ausbildung verstehen, um gegenwärtige und zukünftige Generationen auf schnelle technologische Veränderungen vorzubereiten.“

Bernard Haykel, Professor für Nahoststudien an der Princeton University: Kann sich Saudi-Arabien selbst reformieren? (20.1.2017)

„Aber unabhängig davon, wer an der Macht ist, muss Saudi-Arabien seine Wirtschaft diversifizieren und sein politisches System reformieren, oder die bestehende Ordnung wird früher oder später zusammenbrechen. 2017 wird die Einleitung umwälzender Veränderungen für die saudische Führung dringender sein als jemals zuvor, da die Ölpreise niedrig sind, die Region immer instabiler wird und die Beziehungen zum Iran weiterhin von Feindseligkeit geprägt sind.“

George Soros, Chairman von Soros Fund Management und den Open Society Foundations: Wir müssen die offene Gesellschaft verteidigen (21.1.2017)

„Nach dem Crash von 2008 wurden EU und Eurozone zunehmend dysfunktional. Die herrschenden Bedingungen unterschieden sich immer stärker von denen, die im Vertrag von Maastricht vorgeschrieben waren, doch Vertragsveränderungen wurden immer schwieriger und irgendwann unmöglich, weil sie nicht ratifiziert werden konnten. Die Eurozone wurde zum Opfer antiquierter Gesetze. Dringend erforderliche Reformen ließen sich nur umsetzen, indem man Schlupflöcher in diesen Gesetzen fand. Auf diese Weise wurden die Institutionen zunehmend komplizierter und man verprelle die Wähler. Der Aufstieg EU-feindlicher Bewegungen behinderte das Funktionieren der Institutionen zusätzlich.“