„Ich darf es nie sagen“

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LUXEMBURG - Auch am Mittwoch wurde wieder über Prinz Jean gesprochen. Der verstorbene Ermittler Diseviscourt will laut eines Zeugen gewusst haben, wer die Bommeleeër waren. Er nahm sein Wissen mit ins Grab

Als erster Zeuge tritt am Mittwoch Joseph Lorent, langjähriger Journalist beim Luxemburger Wort, vor die Richter. Die Verteidigung hatte Lorent gerufen. Sie hat zahlreiche Frage. Lorent hatte damals der Familie Schommer, die ein Feld am Findel hatte beim Gang zur Polizei geholfen. Sie hatten damals eine verdächtige Person am Findel gesehen. Laut Lorent war die Gendarmerie alles ander als froh, die Zeugen zu sehen.

Die Familie Schommer hatte damals einen Mann gesehen, der mit Kabeln am Flughafen rumlief. Lorent: „Als ein Phantombild angefertigt werden sollte, wurden die Zeugen förmlich unter Druck gesetzt. Sie machten sie durcheinander. Es kam am Ende ein ganz anderes Phantombild raus. Am Schluss machten sich die Beamten noch lustig über uns.“

„Ein sportlicher Typ“

Staatsanwalt Georges Oswald will wissen, was Bob Schommer damals für eine Aussage bei der Gendarmerie über die verdächtige Person machte. Lorent: „Er sprach von einem sportlichen Typ mit militärischem Auftreten. Er grüßte freundlich.“

Der Journalist erzählt von Tatorten, wo die Ermittler ihre Arbeit nicht gemacht hätten: „Ich habe Luxit-Stangen gefunden, eingesteckt und bin damit in die Redaktion gefahren. Später haben Ermittler den Sprengstoff abgeholt.“ „Wir wurden damals von der Polizei regelrecht abgefertigt. Ich glaube, der Anschlag auf das Luxemburger Wort war damals eine Warnung gegenüber der Zeitung. Wir hatten wahrscheinlich zuviel darüber geschrieben“, so Lorent weiter.

Der Journalist berichtet von einem Treffen mit einem alten Journalisten-Kollegen. Dabei wurde über die Bommeleeër gesprochen. Sein Kollege habe von einem Gespräch mit dem verstorbenen Ermittler Diseviscourt erzählt. Der Offizier habe 2002 eine schwere Herzoperation gehabt. Er wollte ein Buch über seine Krankheit schreiben. Gegenüber dem Journalisten soll Diseviscourt gesagt haben, er wisse wer die Bommeleeër sind und: „Ich darf es aber nie sagen. Selbst meine Frau weiß nichts davon.“ Offizier Diseviscourt ist 2010 gestorben. Laut Me Gaston Vogel wurde kurz nach Diseviscourts Tod dessen Haus geräumt. Dabei seien auch Kisten mit Akten verschwunden.

Der Alibi-Geber von Prinz-Jean wird gehört

Vor der Vernehmung des nächsten Zeugen teilt das Gericht mit, dass es am 5. März Louis Giscard d’Estaing hören möchte. Er hatte Prinz Jean ein Alibi für den 9.November 1985 gegeben, als ein Anschlag auf Findel verübt worden war. Der Prinz war damals auf einer Jagd in Frankreich.

Der nächste Zeuge, Daniel Lauckes, will beim Anschlag auf Findel zwei Verdächtige gesehen haben. Lauckes: „Ich musste eine Vollbremsung machen. Beide liefen an meinen Wagen über die Straße in Richtung US-Militärfriedhof.“ Er spricht von einer großen und kleinen Person. An die Gesichter könne er sich nicht mehr erinnern. Sie müssen am Flughafen über den Zaun gestiegen sein, sagt er.

Laut Anwältin Lydie Lorang kann es sich nicht um die Täter handeln. „Die müssen noch am Flugfeld gewesen sein und die Sprengsätze plaziert haben.

Gefährliche Taschenlampe

Als nächster Zeuge tritt Jean Feyereisen in den Zeugenstand. Er hatte damals ein Tag nach dem Anschlag eine verdächtige Taschenlampe unweit des Tatorts gefunden. Er griff danach, die Lampe explodierte. Er erlitt schwere Handverletzungen. Feyereisen arbeitet damals bei der Straßenbauverwaltung. Er richtete am Tatort Lichter auf. Feyereisen: „Wir wunderten uns, als wir zum Anschlagsort fuhren. Das Tor stand auf, wir konnten einfach reinfahren. Es gab keine Kontrollen.“ Er wundert sich auch darüber, dass die Ermittler vor Ort die Lampe nicht gefunden haben. „Die haben ihre Arbeit nicht gemacht“, so Feyereisen.

Das Gras war „platt“. Man konnte die Lampe schon von weitem sehen, so Feyereisen auf eine Frage von Staatsanwalt Oswald. „In der Nacht hatte es geregnet. War die Lampe nass oder trocken,“ fragt Oswald. Feyereisen: „Das weiß ich nicht mehr. Ich habe mir aber auch die Frage gestellt, ob die Lampe erst später dort lag. Ich glaube, die Lampe wurde erst später dort plaziert.“

Bommeleeër-Hotline: Niemand meldete sich

Rolang Block, der nach Feyereisen in den Zeugenstand gerufen wird, ist ein ehemaliger Arbeitskollege von Eugène Beffort. Dieser hatte stets gesagt, am Findel Prinz Jean gesehen zu haben. All die Jahre hat er fest darauf bestanden, dass er Prinz Jean am Findel gesehen hat. „Er hat vom Arbeitsplatz aus die Bommeleeër-Nummer bei der Gendarmerie angerufen. Dort hat sich den ganzen Tag keiner gemeldet“, so Block. Beffort habe auch von den Drohungen erzählt, er solle diesen Namen nie in der Öffentlichkeit sagen. „Für mich war er immer glaubwürdig“, so Block. Beffort starb 2012.

Roland Block hatte damals als Zeuge Beffort bei seinem Gespräch mit dem damaligen Premierminister Jean-Claude Juncker begleitet. Block: „Beffort hatte immer Angst um seine Glaubwürdigkeit.“ 2005 meldete er sich bei RTL. Block: „Beffort wollte seine Informationen an die Öffentlichkeit bringen. Er wollte aber nicht mit der Polizei reden.“ Bei seinem Gespräch mit Juncker wollte Beffort den Namen der von ihm beobachteten Person nicht nennen. Er zeigte einen Bierdeckel mit dem Namen Prinz Jean. Antwort Juncker: „Das kann nicht sein.“ Juncker wollte diese Information weiter an die Ermittler geben.

Dem Gericht wird Aussage von Beffort bei den Ermittlern vorgelesen. „Ich kann die Geschehnisse zeitlich nicht mehr einordnen. Aber ich weiß, wen ich gesehen habe. Ich habe mir auch das Kennzeichen des Wagens aufgeschrieben“, sagt Beffort darin. Er spricht davon, dass sich zwei Sûreté-Beamte nicht für seine Erlebnisse interessierten. Er habe zunächst keine Verbindung zwischen dem Prinzen und den Anschlägen gemacht. „Aber ich habe Prinz Jean gesehen. Erst später, als der Prinz kein richtiges Alibi vorlegen konnte, glaubte ich an eine Verbindung.“