Herr im eigenen Haus

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Einsatz für mehr Sympathie.

Der großherzogliche Hof hat sich reorganisiert. Der Hausherr will die Großherzog-AG nun tatkräftig selbst steuern. Seine Hausmacht stützt der Staatschef auf ein Kabinett, das ihm direkt zuarbeitet. Der Kabinettschef ersetzt damit den bisher doch anachronistisch anmutenden Posten des Hofmarschalls als direkten, täglichen Ansprechpartner des Großherzogs. Großherzogin und Erbgroßherzog bekommen einen eigenen Mitarbeiterstab.

Vordergründig gilt die Reform der Professionalisierung der Arbeit am Hof und seinen Beziehungen nach außen. Verstaubte Rituale sollen gelockert werden. Die Monarchie will sich vom jahrhundertealten Fimmel befreien, sich einen modernen Touch geben. Man wolle sich den heutigen Gegebenheiten anpassen, hieß es bei einem Pressegespräch vor einer Woche. Auch das eine Neuerung: eine Reform bei Hof, die ohne Komplexe und Embargo publik gemacht wird. Genauso neu wie der umfassende interne Diskussionsprozess mit der Hausbelegschaft oder die individuellen Gespräche mit den Mitarbeitern, um etwaige Ängste zu beseitigen.

Der Hof soll fast wie ein Unternehmen geführt werden, heißt es. Die konkrete Umsetzung der Wünsche des Staatschefs organisiert und begleitet denn auch eine externe Unternehmensberaterin.

Die Umorganisierung fällt mit der aktuellen Diskussion über die neue Verfassung zusammen. Auch sie soll die Institutionen des Staats modernisieren, sie den heutigen Gegebenheiten anpassen. Und dazu zählt auch das Zurückschneiden der Rolle des Großherzogs auf die ihm in der Praxis eingeräumte Position. Nicht mehr der Monarch, sondern das Volk steht im Verfassungsentwurf im Mittelpunkt. Erstmals wird auch den gewählten Volksvertretern das Recht eingeräumt, den Großherzog bzw. die Großherzogin abzusetzen, sollte er oder sie den verfassungsmäßig vorgeschriebenen Pflichten nicht nachkommen.

Die Bemühungen des Großherzogs, sein Haus in Ordnung zu bringen, zu modernisieren, den gesellschaftlichen Entwicklungen anzupassen – oder wie man die Umorganisation auch nennen mag –, ist auch als Antwort auf diese politische „Entmachtung“ zu verstehen, die, ist der Verfassungsentwurf erst mal angenommen, schriftlich festgeschrieben sein wird.

Der Machtverlust soll mit einem offensiveren Vorgehen in der Öffentlichkeit gekontert werden. Die Professionalisierung am Hof beschränkt sich daher nicht nur auf die Erstellung eines neuen Organigramms für den Hausgebrauch. Sie dient vor allem der effektiveren Darstellung des Hofs nach außen.

Neues Sympathiekapital in der Gesellschaft soll die von Amtswegen beschnittene Macht ersetzen. Und dabei muss der Hof auf eigene Anstrengungen setzen. Er wird sich die Achtung und das Herz der Menschen selbst erkämpfen müssen, die Existenzberechtigung der Monarchie als die bessere Institution immer wieder glaubhaft begründen müssen. Und es wird schon so manchen professionellen Einsatzes bedürfen, um die vermeintlich kritischen Stimmen zu übertönen, die dank Internet-Foren, Facebook und Co. bis in die Stube auch des Monarchie-treuesten Haushalts vorgedrungen sind.