Handwerk will Sondertarif

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LUXEMBURG - Kaum hat Innenminister Halsdorf seine Vorschläge für eine Harmonisierung der Wasserpreise vorgestellt und schon werden Zusatzwünsche laut.

Prinzipiell begrüßt der Handwerkerverband die Vorschläge des Innenministers Jean-Marie Halsdorf zur Gestaltung des Wasserpreises. Er fordert jedoch einen Sondertarif auch für die Handwerksbetriebe. Ein harmonisierter Wasserpreis, wie er den Gemeinden vorgeschlagen wird, sei im Interesse der nationalen Solidarität und helfe, Konkurrenzverzerrungen zu verhindern, meint Pressesprecher, Christian Reuter gegenüber Tageblatt.lu.

Nach Meinung der „Fédération des Artisans“ haben Regierung und Gemeinden jedoch vergessen, sich um die Belange der kleinen und mittelständigen Unternehmen zu kümmern. Die KMU wurden nämlich in die Kategorie „Haushalte“ eingestuft und profitieren nicht von den Vergünstigungen, die der Industrie und der Landwirtschaft zugebilligt werden. Das Verbraucherverhalten der Handwerksbetriebe soll über eine Verteuerung des Wassers gesteuert werden.

Handwerker brauchen viel Wasser

Nun sei es aber so, dass gerade im Handwerk viel Wasser benötigt wird, die Einsparungspotentiale sehr gering sind und in der Regel der Verbrauch von den Unternehmen nur zu einem sehr kleinen Teil gesteuert werden kann, erklärt Reuter. Das Wasser sei oft ein unabdingbarer Teil des Herstellungsprozesses. Bei anderen Unternehmen würde der Wasserverbrauch vom Gesetzgeber durch strenge Hygieneauflagen beeinflusst.

Ungebackenes Brot besteht z.B. zu 40 Prozent aus Wasser. Auf 100 Kilograsmm Mehl kämen etwa 60 Liter Wasser. In einer großen Bäckerei würden auf diese Weise schnell 200 Kubikmeter pro Tag durch die Leitungen laufen. Putz- und Reinigungsfirmen seien auf Wasser angewiesen. In Automobilwerkstätten ist Wasser ein wichtiger Rohstoff. Bei einer Autowäsche wird zwischen 250 und 450 Litern verbraucht. Einige Hundert Liter braucht man für die Reinigung der Lackierkabine usw. Eine Wäscherei – eine Waschmaschine verbraucht im Durchschnitt etwa 50 Liter pro Waschgang – könne ohne Wasser nicht funktionieren, betont Reuter. Das Lebensmittelhandwerk unterliege ebenfalls sehr strengen Hygieneauflagen, für deren Einhaltung die Verwendung von Frischwasser erforderlich sei …

Genaue Angaben: Fehlanzeige

Genaue Angaben über den tatsächlichen Wasserverbrauch und die damit verbundenen Kosten seien aber sehr schwer zu erhalten, da die Menge je nach Größe des Auftrags oder der Produktionsmenge von Betrieb zu Betrieb varieiere. Viele Unternehmen erwarten sich jedoch durch die Reform des Wasserpreises eine Verdopplung der Ausgaben, die jetzt schon mehrere Tausend Euro betragen.

Deshalb fodert die Föderation die Einführung eines Spezialtarifs, wie er für die Industrie und die Landwirtschaft gelten soll.

Aufpassen auf die Inflation

Die Kosten für die kleinen und mittelständischen Betriebe steigen. Neben den zunehmenden Rohstoffpreisen für Erdöl, Milch und Weizen seien steigende öffentliche Abgaben für den Inflationsschub verantwortlich, heißt es in einer Pressemitteilung des Handwerkerverbands, der daran erinnert, dass die steigenden Energie- und Wasserkosten über das Indexsystem unweigerlich zu Lohnerhöhungen führen werden.

Die Föderation schlägt die Einführung eines einheitlichen Wasserpreises gekoppelt an einen gewerblichen Sondertarif vor. Einerseits wäre diese Lösung mit dem geringsten administrativen Aufwand verbunden, die nationale Solidarität wäre gestärkt und es käme zu keinerlei Wettbewerbsverzerrungen.