Die Getreideernte ist in diesem Jahr spät, weswegen sich noch nicht viel über die Qualität sagen lässt. Das war die erste Nachricht, die das „Erntegespräch 2012“ in Mersch am Nittwoch hervorbrachte. Landwirtschaftsminister Romain Schneider (LSAP) ließ es sich trotzdem nicht nehmen, eine Prognose zu wagen. Neues war auch über den Stand des „Agrarcenters“ in Colmar und Perl zu erfahren.
Erst Mitte Juli konnte die erste Wintergerste geerntet werden. Bis Anfang September werden die Erntearbeiten im Ösling noch andauern. Es sei ein sehr früher Zeitpunkt, eine Bilanz zu ziehen in diesem Jahr. Das betonte am Mittwoch Landwirtschaftsminister Romain Schneider sowie die Unterschiede zur letzten Ernte. „Letztes Jahr war es sehr trocken, dieses Jahr ist es sehr feucht gewesen“, sagte Schneider. Die Menge werde ungefähr die gleiche sein wie letztes Jahr. Lediglich die Qualität des Vorjahres sei nicht zu halten. „Sie wird minderwertiger sein“, prophezeit Schneider.
Grundlage für Futtermittel
Einen stört das nicht. Gust Welwes liefert gerade Saatgut ab. Eineinviertel Stunde ist er und Sohn Christophe mit seinem Traktor von Canach aus, wo der 350 Hektar große Betrieb liegt, unterwegs. Seine Lieferung ist die Grundlage, um Futtermittel für Kühe und Schweine auf dem Acker zu ziehen. Er ist Mitglied der Luxemburger Saatbaugenossenschaft (LSG) und freut sich. „Wegen der Dürre in Russland und Amerika bekomme ich pro Tonne statt wie normal 180 Euro jetzt 250 Euro“, sagt er und schränkt sofort ein. „Nächstes Jahr kann das aber schon wieder ganz anders sein“.
Gebrauchen kann er den guten Preis trotzdem gut.
Milchwirtschaft und eine Biogasanlage sind die beiden anderen Standbeine des Betriebes, der vier Familien ernährt und auf die er nicht gut zu sprechen ist. „Die Milchpreise sind im Keller“, sagt er und lässt durchblicken, dass das Grundnahrungsmittel zu wenig Respekt erfährt. „Wenn der Winzer sechs Euro für seine Flasche verlangt, zahlen die Leute das – auch wen er noch einen Euro mehr verlangt“, sagt er, „wenn die Milch aber ein paar Cents teurer wird, gibt es einen Aufschrei“. Seine Erklärung ist einfach. „Wein ist Luxus, Milch ist Alltag. Für Luxus zahlt man gerne mehr, für Grundnahrungsmittel nicht“.
Dann wäre da noch die Biogasanlage, die den Hof heizt und überschüssige Mengen an den heimischen Energieversorger zuliefert. Den hält Welwes für einen „Gauner“ und die Gesetzeslage für die Biogasproduktion bringt das Mitglied der „Biogasvereinigung Lëtzebuerg“ auf die Palme. „Die wird von Beamten ausgearbeitet, die von nicht seine Ahnung haben“, schimpft er. Da tut der aktuelle Preis für Saatgut doppelt gut.
Kein längerer Weg
Welwes` Lieferweg wird sich angesichts des neuen Agrarcenters auch nur unwesentlich ändern. Die jährlichen 16.000 Tonnen Saatgut, die in Luxemburg produziert werden, werden – wenn fertiggestellt – im neuen Agrarcenter in Colmar Berg angeliefert- wie Mersch ebenfalls in der Mitte des Landes gelegen. Seit einem Tag liegt bei „De Verband“ die schriftliche Zusage des Umweltministeriums über das Gelände in der Gemeinde vor. Auch ist die Umwidmung des Terrains in eine „Zone d `activite“ abgeschlossen. Lediglich das Commodo-Verfahren und der vom Innenministerium geforderte PAP stehen noch aus. Auch die Zufahrt mit Kreisverkehr, die sich das Transportministerium 2,41 Millionen Euro kosten lässt, sind genehmigt.
„Schnell“ war in diesem Zusammenhang das am häufigsten gebrauchte Wort, aus dem Munde des Ministers Marco Schank. Wie schnell ließ er auf Nachfragen jedoch offen. Da ist man am zweiten Standort im saarländischen Perl schon ein gutes Stück weiter. Die Vorbereitungsarbeiten laufen, Futtermittelfabrikationsanlage und Silos sind konzipiert und in sechs Wochen wird mit einer Genehmigung gerechnet. „Ein Teil der nächsten Ernte an Getreide zum Verfüttern und für den Konsum wird schon dort angeliefert“, sagt der Generaldirektor der „De Verband Group“ Jos Jungen. Das heißt, die Silos gehen 2013 in Betrieb. Anfang 2014 soll dann auch die Produktion in Perl aufgenommen werden.
De Maart

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