Gaddafis Truppen bedrängen Aufständische

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Truppen des libyschen Machthabers haben am Sonntag erneut die von Aufständischen gehaltene Stadt Adschdabija beschossen. Auch aus Misrata wurden am Wochenende heftige Gefechte gemeldet.

Menschenrechtler und Kämpfer der Rebellen berichteten, bei den Angriffen seien auch international geächtete Streubomben zum Einsatz gekommen. Die libysche Regierung wies die Vorwürfe jedoch zurück. Unterdessen konnten Schiffe internationaler Organisationen einige hundert Menschen aus Misrata in Sicherheit bringen.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch feuerten Gaddafi-Truppen in der westlichen Stadt Misrata mindestens drei Streubomben auf Wohngebiete ab. Streubomben gelten als große Bedrohung für die Zivilbevölkerung, weil sie aus zahlreichen kleineren Sprengkörpern bestehen, die über große Gebiete verteilt werden. Die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton äußerte sich beunruhigt über entsprechende Berichte. Die NATO teilte unterdessen mit, dass zusätzliche Präzisionswaffen benötigt würden, um Opfer unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden.

Der libysche Generalmajor Saleh Abdullah Ibrahim sagte in Tripolis zu den von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch vorgebrachten Vorwurf des Streubombeneinsatzes, die libyschen Streitkräfte setzten in Misrata keine schweren Waffen ein. Libyen habe diese Waffen nicht in seinem Arsenal, „und kein einziger Libyer ist daran ausgebildet worden“, sagte er.

Rückschläge für Rebellen im Osten

Auch im Osten des Landes gingen die Kämpfe weiter. Nach viertägigen Luftangriffen der NATO waren die Rebellen dort zunächst bis in die Vororte der Ölstadt Brega vorgerückt. Am Sonntag schien sich das Blatt jedoch erneut zu wenden. Augenzeugen zufolge gerieten die Aufständischen in der östlich von Brega gelegenen Stadt Adschdabija in Bedrängnis. Dutzende Fahrzeuge, darunter Lastwagen mit schweren Waffen auf den Ladeflächen, machten sich auf den Weg nach Norden, und damit in Richtung der Rebellenhochburg Bengasi.

In Bengasi forderte ein Sprecher des Übergangsrats der Rebellen, Abdel-Hadidh Ghoga, man dürfe angesichts der Lage in Misrata nicht mehr zögern und unentschlossen sein. Die Zerstörung, die Gaddafi anrichten lasse, sei groß und umfangreich. Rebellenkämpfer im Osten zählten bei Kämpfen zwischen Brega und Adschdabija allein am Samstag mindestens sieben Tote und 27 Verletzte. „Wir sehen keinerlei Schutz der Zivilbevölkerung“, sagte ein Arzt in Misrata. „NATO-Luftangriffe sind nicht genug, und der Beweis ist, dass täglich Zivilpersonen getötet werden.“

Schiffe bringen Flüchtlinge in Sicherheit

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen teilte am Samstag mit, ein gechartertes Schiff mit 99 Libyern aus Misrata sei am Samstag im tunesischen Hafen Zarzis eingetroffen. Unter den Evakuierten waren den Angaben zufolge 64 Verletzte. Sie wurden laut einem Bericht der tunesischen Nachrichtenagentur TAP in Krankenhäuser eingeliefert.

Die internationale Hilfsorganisation IOM brachte bereits am Freitag rund 1.200 Menschen aus Misrata mit einem Schiff in Sicherheit. Die Flüchtlinge seien dehydriert und auf ärztliche Behandlung angewiesen gewesen, hieß es. IOM-Koordinator Jeremy Haslan sagte, er habe das Geräusch von Beschuss und Mörserfeuer wahrgenommen, als sich das Schiff im Hafen von Misrata befunden habe. Die Flüchtlinge gehörten nach Angaben der Organisation zu 8.300 ausländischen Arbeitern, die ohne Obdach und ausreichend Lebensmittel und Wasser im Hafen der Stadt festsitzen.