Eine Frau an der Front? Bei den Kurden in Syrien ist das nicht ungewöhnlich. Im Gegenteil. Fast die Hälfte der kurdischen Truppen sind Frauen. Zwei von ihnen waren am Donnerstag in Luxemburg. Wir haben uns mit einer von ihnen an einem symbolischen Ort unterhalten: dem „musée de la résistance“ in Esch, wo sie vor dem Denkmal Blumen niedergelegt hat.
Was ist YPJ?
Die YPJ ist die Frauenbrigade der Kurden in Syrien. Die Frauen kämpfen an der Seite der YPG, ihrem männlichen Pendant. Die beiden Brigaden sind die bewaffneten Ärme der YPD, die Partei, die in Syrien für kurdische Interessen kämpft. Sie spielen im Kampf gegen den Terrorismus eine wichtige Rolle. Die YPJ war an der Befreiung der Stadt Kobane beteiligt. Verschiedene Experten denken, die Stadt hätte ohne sie nicht befreit werden können.
Iman al Darwish kämpft für die Frauenbrigade der Kurden und vertritt die YPJ im europäischen Raum. Mitzukämpfen ist in ihren Augen eine Frage der Stellung der Frau in der Gesellschaft. „Die Frau hat bei den Kurden schon immer eine wichtige Rolle gespielt“, erklärt sie.
Der Vorteil, eine Frau zu sein
Dabei kann das Geschlecht im Kampf von erheblichem Vorteil sein. Die Islamisten dürfen sich nicht von einer Frau töten lassen, sonst bleibt ihnen der Zugang zum Paradies verwehrt. „Einmal haben wir eine Stadt gestürmt und Kampfrufe geschrien. Die Al-Nusra-Front hatte die Stadt in ihrer Gewalt. Als wir uns näherten und die Terroristen hörten, dass wir Frauen sind, haben sie die Flucht ergriffen“, erzählt Iman al Darwish.
Als wichtigster Verbündeter der USA werden die Kurden vom Westen mit Waffen unterstützt. Iman al Darwish ist allerdings enttäuscht. „Sie bombardieren nur und stellen uns nur sehr leichte Waffen zur Verfügung“, erklärt die Kämpferin. „Aber der IS hat sich jetzt in Städte mit Zivilisten zurückgezogen. So wird der Bodenkampf immer wichtiger“.
Der größte Rivale der Kurden ist die Türkei. Dass die EU nun mit Erdogan an einer Lösung der Flüchtlingsproblematik feilt, wollte Iman al Darwish daher nicht weiter kommentieren. Sie sah allerdings sichtlich unzufrieden aus. „Wir kümmern uns auch um viele Flüchtlinge. Wir haben Camps innerhalb unseres Gebietes, die wir mit etwas Hilfe noch weiter ausbauen könnten“, erklärt sie.
„Die Flucht ist verständlich“
Die Flucht vor dem Krieg ist für die Kurdin verständlich. „Wir hegen keinen Groll gegen die Menschen, die sich dazu entschieden haben, Syrien zu verlassen. Das ist verständlich. Die Zustände im Land werden immer schlimmer. Dass wir geblieben sind, um zu kämpfen, hängt an unserem Sinn für Patriotismus. Wir wollten unser Land nicht aufgeben“.
Trotzdem hätte sich die Kämpferin gewünscht, in die Friedensgespräche in Genf, die am kommenden Montag anfangen sollen, einbezogen zu werden. „Wir haben Pläne, um das Land zur Demokratie zu führen und wir kämpfen gegen den Terrorismus. Wir wurden aber nicht zu den Friedensgespräche eingeladen“, erklärt sie. „Dabei sind wir eigentlich unentbehrlich.“ Die Türkei hatte sich gegen ihre Teilnahme an den Gesprächen ausgesprochen.
De Maart
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