Sonntag9. November 2025

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Fragen zur Propeller-Stellung

Fragen zur Propeller-Stellung
(Tageblatt-Archiv)

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Warum war der Propeller auf Schubumkehr eingestellt? Am dritten Prozesstag versuchen Flugunfall-Experten Licht ins Dunkel zu bringen.

Am Donnerstag bekam ein weiterer Experte das Wort: Claude Guibert ist französischer Gutachter, der unter anderem an der Concorde-Expertise mitgearbeitet hat. Der ehemalige Militarpilot erklärte, dass er im Juli vom Vater des Piloten kontaktiert wurde. Dabei ging es um eine Analyse des Unfallhergangs.

Guibert betonte, dass die Position der Rotoren das Flugzeug schon abbremsten und der Pilot keinen Grund hatte, den Rückschub zu aktivieren. „Das will aber nicht heißen, dass er es nicht gemacht hat,“ bemerkte Richter Prosper Klein. Der Experte sprach jedoch von einer Panne. Das Problem sei eine falsche Einstellung der Propeller gewesen.

Technischer Bericht nicht komplett

Der technische Bericht würde einige Punkte nicht behandeln. Es hätte automatische Kontrollen und Tests gegeben, zum Beispiel was die Schubkontrolle und die Bremsen betrifft.

Der Vorsitzende Prosper Klein zeigte sich erstaunt, dass weder Fokker, noch die Zulieferfirmen diese Tests erwähnten. Er fragte, ob es Beweise für diese Kontrollen gab. Der Gutachter blieb jedoch eine klare Antwort schuldig. Vincent Favé bestätigte, dass es zwar ein Warnungssignal an den Piloten gegeben habe, dass der Flieger am Boden sei, dies aber nicht heißen würde, dass der Kommandant den Hebel nicht auf Rückschub gestellt habe.

Gegen 16 Uhr wurde die Verhandlung für eine Viertelstunde wegen technischer Probleme unterbrochen.

„Kein automatischer Test“

Favé widersprach Guibert: Es gebe keinen automatischen Test, denn die Überprüfung der Landeklappen, zum Beispiel, würde ausschließlich manuell erfolgen. Die Motorengeräuche würden klare Auskunft geben, in welchem Modus man sich befunden hätte.

Guibert warnte anschließend, dass die Kälte, welcher das Flugzeug während dem Sinkflug ausgesetzt war, eine Rolle hätte spielen können. Der Flieger sei aus großer Höhe gekommen. Die Wolken und das Wetter spielten keine Rolle widersprach jedoch Favé.

Panne?

Der Gutachter aus Paris sprach von einer Zwischenstufe zwischen dem Vorwärts- und Ruckschub. Dies versetzte Prosper Klein ins Staunen. Er warf dem Experten vor, Verwirrung stiften zu wollen.

Guibert widersprach dem Richter indem er betonte, dass der Zwischenmodus zeige, dass es sich um eine Panne handele. Der Pilot habe also nicht einfach von einem Modus in den anderen springen können.

Landeprozedur bei Luxair

Es folgte anschließend ein hitziges Wortgefecht zwischen Klein und Guibert über das Einhalten der von Luxair ausgearbeiteten Landeprozedur:

Man könne den Glide (Landestrahl) von oben anvisieren, so der Experte. Nein, war die Antwort des Richters. Die Luxair-Regeln würden dies verbieten und seien auch in Bezug auf die „notwendige“ Sicht im Landeanflug klar festgelegt.

Die Piloten hätten diese Basisregeln auf die leichte Schulter genommen, so Klein. Das Verhalten hätte aber keinen Einfluss auf den Unfall gehabt, konterte Guibert, der immer noch an ein technisches Versagen glaubt. Dafür hat er jedoch keine Beweise, bemerkte der Staatsanwalt. Es hätte lediglich ein weiteres Sicherheitssystem gefehlt.