Am 9. April 2014 waren die Steuerstäbe zum Abschalten des Reaktors nach einer Überflutung nicht mehr manövrierfähig. Der Block wurde schließlich erst durch Einleitung von Bor ins Kühlsystem abgeschaltet – ein äußert seltenes Vorgehen.
„Das Verfahren ist atypisch“, zitierte die Regionalzeitung „Dernières Nouvelles d’Alsace“ am Samstag die Regionalchefin der ASN Straßburg, Sophie Letournel. „Aber das ist keine Notfall-Prozedur. Der Betreiber ist zu jedem Zeitpunkt im Rahmen der normalen Verfahren geblieben, um die Situation zu managen, die im Übrigen kontrollierbar geblieben ist.“
WDR und „Süddeutsche Zeitung“ hatten am Freitag berichtet, die Behörde habe den Vorfall heruntergespielt.
Letournel betonte, dass eine Notabschaltung immer noch möglich gewesen sei. Die französische Zeitung wies zudem darauf hin, dass die Information über den Einsatz von Bor auf der Webseite der ASN zu finden gewesen sein: Zwar wurde dieser in der ersten Mitteilung zu dem Vorfall im April 2014 nicht erwähnt. Sie ist aber in einem ebenfalls veröffentlichten Brief an den Direktor des Kernkraftwerks über die nach dem Störfall angesetzte Inspektion vermerkt.
Seit Jahren in der Kritik
Die Schließung des Akw Fessenheim am Oberrhein wird von Umweltschützern schon seit Jahren gefordert. Sie verweisen auf die zahlreichen Störfälle der beiden Reaktoren, die Ende der 70er Jahre in Betrieb genommen wurden und damit die ältesten in Frankreich sind.
Der sozialistische französische Präsident François Hollande hatte während seines Wahlkampfes versprochen, das Akw bis Ende seiner Amtszeit im Frühjahr 2017 zu schließen. Umweltministerin Ségolène Royal machte aber klar, dass eine Stilllegung erst in Frage kommt, wenn der Europäische Druckwasserreaktor im nordfranzösischen Flamanville ans Netz geht. Dessen Fertigstellung verzögert sich jedoch seit Jahren.
De Maart
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