Tausende Tunesier haben am Samstag in der Hauptstadt Tunis den ersten Jahrestag des Sturzes von Langzeitherrscher Zine el Abidine Ben Ali gefeiert. In der Prachtstraße Habib Bourguiba schwenkten freudestrahlende Menschen Flaggen und machten Siegeszeichen. In vielen Orten des Landes wurde zudem der Opfer der Revolution gedacht. Mehr als 200 Menschen waren bei den blutigen Unruhen im vergangenen Winter ums Leben gekommen, Tausende Tunesier wurden verletzt.
" class="infobox_img" />Glücklich, dass Ben Ali weg ist. (dpa)
Am Rande der Feiern kam es allerdings auch zu Protesten gegen die neue Regierung. Viele Tunesier kritisieren, dass sich die wirtschaftliche und soziale Situation seit der Revolution nicht verbessert habe. Übergangspräsident Moncef Marzouki versprach in einer Rede zum Jahrestag, die Forderungen des Volkes ernst zu nehmen. „Die Voraussetzungen für ein Wiederaufblühen sind in allen Bereichen da“, sagte er nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur TAP beim offiziellen Festakt.
Umstrittene Gäste
Umstritten war die Einladung von Algeriens Staatsoberhaupt Abdelaziz Bouteflika und des Emirs von Katar. Bouteflika regiert nach Ansicht von Menschenrechtlern mit ebenso autoritärer Herrschaft wie früher Ben Ali in Tunesien. Scheich Hamad bin Chalifa al-Thani wird verdächtigt, die islamistische Ennahda-Bewegung illegal im Wahlkampf unterstützt zu haben. Sie hatte Ende Oktober die ersten freien Wahlen in Tunesien mit großem Vorsprung gewonnen.
Im vergangenen Jahr hatten die Tunesier als erstes Volk in der Region erfolgreich gegen die autoritäre Herrschaft ihrer Führung rebelliert. Da seitdem auch die Ägypter, Jemeniten und Libyer ihre Langzeitherrscher stürzten, gilt Tunesien als Mutterland des «Arabischen Frühlings». Ben Ali (75) lebt seit seinem Sturz am 14. Januar 2011 in Saudi-Arabien im Exil. Das Land lehnt seine Auslieferung an die tunesische Justiz bislang kategorisch ab.
De Maart

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