Ethik-Lehrer bejahen CSV-Vorschlag

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LUXEMBURG - Die CSV will in den Luxemburger Sekundarschulen den Religionsunterricht durch einen Werteunterricht ersetzen. Die Ethik-Lehrer befürworten diesen Vorschlag.

Die CSV will das Fach Religion im Sekundarunterricht abschaffen und ihn in einen Ethik-Unterricht für alle Schüler integrieren. Das hatte CSV-Spitzenkandidat Jean-Claude Juncker am letzten Wochenende auf dem Wahlkongress der Partei in Junglinster gesagt.

Kommt nach den Wahlen das Aus für den Religionsunterricht? (dpa)

Noch ist nichts entschieden. Aber verschiedene Akteure melden sich bereits zu Wort. Die ALPE (Association luxembourgeoise des professeurs d’éthique) ist der Ansicht, dass die Zeit jetzt reif sei für einen überkonfessionellen Werteunterricht. Die ALPE ist dennoch erstaunt über den Vorstoß der CSV. Sie erinnert daran, dass die Partei noch im Mai bei einer parlamentarischen Debatte für das Status quo plädiert hat.

Lehrer bedauern Trennung

Bisher sei noch nicht viel Bewegung in das Dossier „Religions- und Werteunterricht“ gekommen, so die Vereinigung. Sie bedauert, dass die Schüler aufgrund ihrer religiösen Einstellung immer noch getrennt werden, wenn es darum geht, sich mit grundsätzlichen Themen wie Demokratie, Menschenrechte, Moral, Freiheit sowie Glaube und Religion zu beschäftigen. Statistiken würden zeigen, dass nur 40 Prozent der Schüler an Lyzeen Religionsunterricht haben.

Die Ethik-Lehrer stellen auch die Frage, wie dieser Werte- und Zivilisationsunterricht aussehen soll. Was sind die Werte, die vermittelt werden sollen? Die Lehrer haben auf jeden Fall eine klare Vorstellung, welches Zeil der Unterricht haben soll: „Was ein Werteunterricht kann, (der nur eine Stunde in der Woche stattfindet,) ist es, zentrale Fragen der Schüler und Schülerinnen, z.B. zum Thema Tod, Religion, Freiheit, Natur, Sexualität aufzunehmen, didaktisch aufzubereiten und zu reflektieren. Beispielhafte Antworten aus der Philosophie, Soziologie oder der
Religion sollen den Schülern und Schülerinnen helfen sich eine Orientierung zu verschaffen, die ihnen schließlich auch bei moralischen Fragen helfen sollen.“ Die reine Philosophie der Vermittlung von Regeln („du darfst“ und „du darfst nicht“) sei falsch.

„Praktische Philosophie“

Es gebe heute schon ein Fach „Praktische Philosophie“, der sich an Schüler aller Konfessionen richtet, so die ALPE. Dort werden Themen wie Tod, Religion, Freiheit, Natur und Sexualität behandelt. Er könnte zum allgemeinen Werteunterricht erklärt werden. Der Religionsunterricht in der Grundschule sei „zu katechetisch“, so die Ethik-Lehrer. In der Sekundarschule hingegen sei er weltoffener, so die Einschätzung der ALPE. Bei der Ausarbeitung der Programme dürfen keine religiösen Institutionen sich einmischen, warnt die Vereinigung.

Im Augenblick können Eltern, je nach ihrer weltanschaulichen und religiösen Einstellung, für ihre Kinder zwischen Religionsunterricht und Moral- und Sozialerziehung (éducation morale et sociale) wählen. Sie müssen sich aber für einen der beiden Kurse entscheiden. Einen einheitlichen Werteunterricht für sämtliche Schüler wird bereits im Lyzeum Ermesinde (vormals Neie Lycée) bei Mersch erteilt.

Kirche kritisiert, aber gibt sich gesprächsbereit

In einem RTL-Interview hat Generalvikar Erny Gillen am Dienstag den Vorschlag der CSV kritisiert. Er hofft, dass die Religion „öffentlich“ bleibt und nicht zur reinen Privatsache wird.

Die Zahlen würden beweisen, dass nach wie vor eine große Nachfrage nach dem Religionsunterricht besteht, betont Gillen. Über eine Neugestaltung des Religions- und Werteunterrichts könne man aber jederzeit reden, so der Generalvikar.