Es brodelt in Marokko

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(AFP)

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Seit Wochen kommt es zu Massenprotesten. Nun haben sie die Hauptstadt Rabat erreicht. Die Berber fühlen sich vom Staat schikaniert. Die Polizei reagiert mit Härte.

Die Massenproteste, die seit Wochen den Norden Marokkos erbeben lassen, sind nun auch auf die marokkanische Hauptstadt Rabat übergesprungen. Zehntausende Menschen protestierten am Montag und in der Nacht zu Dienstag im Stadtzentrum vor dem Parlament für mehr Demokratie, mehr Freiheit und mehr soziale Gerechtigkeit. Zudem forderten die Demonstranten die Freilassung all jener Aktivisten, die im Laufe der Proteste der letzten Wochen festgenommen wurden. Es war die größte Kundgebung, die Rabat in den letzten Jahren gesehen hat.

Die Menschen riefen „Es lebe das Volk“, „Freiheit und Würde“ und „Befreit die Gefangenen“. Mehr als 100 Demonstranten sind in den letzten Wochen festgenommen worden, darunter die populäre Führungsfigur Nasser Zefzafi der Protestbewegung Hirak, die in der nördlichen Berberregion rund um die Küstenstadt Al-Hoceima geboren wurde. Anwälte berichten über Folter der Gefangenen, Journalisten werden an freier Berichterstattung über die Aufruhr in der Region gehindert.

Berber gegen Arabisierungpolitik

In diesem nördlichen Landesteil, zu dem auch das Rif-Gebirge gehört, wohnen überwiegend Berber, die Urbevölkerung Marokkos, die sich von der Regierung und ihrer Arabisierungpolitik diskriminiert fühlen. Der königliche Staatschef Mohammed VI., der starke Mann in dem nordafrikanischen Staat, fand bisher kein Rezept, um die Unruhen zu stoppen. Die Berber fordern Arbeit, bessere Gesundheitsversorgung und ein Ende von Willkür und Korruption.

Sie fühlen sich schikaniert von den Behörden. So wie aus ihrer Sicht auch der 31-jährige Fischverkäufer Mouhcine Fikri malträtiert worden sei. Einer der ihren, der durch seinen tragischen Tod für sie zur Symbolfigur geworden ist. Der Fischhändler Fikri war im Herbst 2016 in der nördlichen Hafenstadt Al-Hoceima von Polizisten gestoppt worden. Die Beamten beschlagnahmten seine Ware und warfen sie in ein Müllfahrzeug. Fikri sprang hinterher, um seinen Fisch zu retten und wurde vom Müllschredder zerstückelt.