„Eklatanter Verstoß gegen die Pressefreiheit“

„Eklatanter Verstoß gegen die  Pressefreiheit“
(Oliver Berg)

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Die türkischen Behörden haben die Ausstrahlung eines Interviews der Deutschen Welle mit Jugend- und Sportminister Akif Kilic verhindert.

Wie die Deutsche Welle (DW) am Dienstag auf ihrer Website berichtete, ließ der Minister das Videomaterial des Gesprächs kurz nach dem Interview am Montagabend beschlagnahmen. Das Interview mit Fragen zum vereitelten Putschversuch in der Türkei, zu Pressefreiheit und zur Stellung der Frau in der türkischen Gesellschaft führte der Talkmaster und Journalist Michel Friedman.

Die Themen des Gesprächs seien dem Ministerium vorab mitgeteilt worden, schrieb der Sender. Kilic sei im Verlauf des Interviews auch gebeten worden, einige Zitate von Staatschef Recep Tayyip Erdogan zu den besprochenen Themen zu erläutern. Nachdem Kilic den Raum verlassen habe, habe dessen Pressesprecher die Ausstrahlung des Interviews untersagt.

„Schwerstmöglicher Angriff“

Auf den Protest Friedmans und des Teams hin sei das Material konfisziert worden und werde seitdem unter Verschluss gehalten. DW-Intendant Peter Limbourg kritisierte das Vorgehen der türkischen Behörden scharf als „neuen eklatanten Verstoß gegen die Pressefreiheit in der Türkei“. Es handele sich um „Nötigung durch die türkische Führung“. Er forderte die Herausgabe des Materials.

Auch der Deutsche Journalisten-Verband verurteilte das Vorgehen: „Das ist der schwerstmögliche Angriff auf die Pressefreiheit, wie wir ihn nur aus Diktaturen kennen.“ In einer Stellungnahme des Ministeriums hieß es laut DW, es habe keine Autorisierung des Interviews gegeben. „Die Fragen, die gestellt wurden, waren nicht die, die im Vorfeld vorgelegt worden waren.“ Seit dem Putschversuch Mitte Juli gehen die türkischen Behörden massiv gegen Journalisten im Land vor.